Auch wenn die Vorsaison für den FC Bayern München titellos endete, ist der Rekordmeister nach wie vor das Nonplusultra im deutschen Klub-Fußball. Und als wäre der Durchmarsch in die 2. Bundesliga für den SSV Ulm 1846 Fußball nicht schon Sensation genug, gastieren ausgerechnet diese „Super-Bayern“ am Freitag im Ulmer Donaustadion. Das Aufeinandertreffen in der ersten Runde des DFB-Pokals ähnelt dem Duell von David gegen Goliath. Das verdeutlichen auch diese Zahlen und Fakten.
Marktwert: 29 Spieler umfasst der Kader des SSV Ulm 1846 Fußball. Das Onlineportal Transfermarkt.de schätzt den Wert des Teams auf 10,4 Millionen Euro. „Wertvollster“ Spieler ist demnach Maurice Krattenmacher. Krattenmacher feierte am Montag seinen 19. Geburtstag, ist ausgeliehen vom FC Bayern und macht mit zwei Millionen Euro ein Fünftel des Spatzen-Marktwertes aus. Der Wert der Bayern-Truppe wird auf ziemlich genau das Hundertfache des SSV geschätzt: 1,04 Milliarden Euro bei (Stand Dienstag) 32 Spielern. Der „wertvollste“ davon: Jamal Musiala mit 130 Millionen Euro.
Carsten Jancker traf 1999 für den FC Bayern im Ulmer Donaustadion
Letzte Duelle: Am Freitag liegen genau 8896 Tage zwischen dem letzten Aufeinandertreffen des SSV Ulm und dem FC Bayern in einem Pflichtspiel. Es war das Rückspiel in der bislang einzigen Bundesliga-Saison der Spatzen am 8. April 2000. Die Partie im Münchner Olympiastadion endete damals 4:0. Die Torschützen: Mehmet Scholl, Paulo Sérgio, Carsten Jancker und Sławomir Wojciechowski. Das Hinspiel im Ulmer Donaustadion verloren die Spatzen am 6. November 1999 vor 23.000 Zuschauern mit 0:1. Das Tor des Tages erzielte Carsten Jancker.
Begegnungen im Pokal: Die wenigsten werden sich daran erinnern können. Aber Ulm gegen Bayern - das gab es im „DFB-Pokal“ schon einmal. Der Wettbewerb hieß damals allerdings noch Tschammerpokal, benannt nach dem damaligen Reichssportführer. Am 1. September 1935 gewann der Ulmer FV 1894 in der ersten Runde mit 5:4 nach Verlängerung gegen die Bayern. Ein Jahr darauf, am 14. Juni 1936, hieß der Gegner der Bayern SSV Ulm 1928. Die Ulmer aber gewannen wieder - mit 4:3.
SSV Ulm 1846 Fußball gegen Bayern München: Das sagen die Wettquoten
Wettquoten: Die Wettanbieter rechnen offenbar schwer mit einem Sieg des deutschen Rekordmeisters: Beim Anbieter „bwin“ liegt die Quote für einen Bayern-Sieg bei einem Faktor von 1,11. Bei einem Erfolg der Spatzen erhalten Zocker deutlich mehr für ihren Einsatz: Die Quote liegt hier bei 15,5. Bei „Tipico“ ist der Unterschied noch größer: Bei einem SSV-Erfolg gibt es das 23-fache, bei einem Bayern-Sieg nur das 1,06-fache.
Tickets: Die Nachfrage war rekordverdächtig. Das Spiel ist restlos ausverkauft. Heißt, 17.400 Zuschauer werden im Donaustadion erwartet. Der freie Vorverkauf war online nach sieben Minuten beendet. Binnen fünf Stunden rund um den Verkaufsstart seien es 200.000 Klicks auf die Veranstaltung gewesen. Allein der FC Bayern habe für den Gästebereich, der Platz für 2200 Personen bietet, 15.000 Anfragen für Tickets gehabt.
Schwarzmarkt: Der illegale Kartenverkauf boomt. Auf Facebook und bei Kleinanzeigen-Portalen im Internet finden sich zahlreiche Gesuche, aber auch teils fadenscheinige Angebote. Jemand aus Schwaben bietet eine Haupttribünen-Karte für 150 Euro an. Ein Mann aus Leutkirch sucht für sich und seinen Sohn noch zwei Tickets und ist bereit 200 Euro zu zahlen. Jemand aus München möchte ein bis drei Tickets und bietet dafür 9999 Euro - allerdings auf Verhandlungsbasis. „Wir beobachten das natürlich ganz genau und schreiten ein, wenn es sein muss. Das ist aber nicht nur ein Problem rund um das Bayern-Spiel“, sagt SSV-Geschäftsführer Markus Thiele.
Uli Hoeneß wechselt von der TSG Ulm 1846 zum FC Bayern München
Gemeinsame Vergangenheit: Es gibt durchaus bekannte Namen, die bereits für beide Vereine im Fußball aktiv waren: Mario Gomez, Thomas Tuchel, Hermann Gerland und SSV-Trainer Thomas Wörle. Zu ihnen gehört aber auch Dennis Chessa, der in der B-Jugend vom SSV UIm nach München wechselte und nun wieder für die Spatzen in der 2. Bundesliga aufläuft. Auch Johnathan Meier, der vor der Saison aus Dresden nach Ulm kam, kickte in der Jugend mehrere Jahre für die Bayern. Der mit Abstand prominenteste Transfer aber dürfte nach wie vor Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß sein, der 1970 von der TSG Ulm 1846 nach München ging. Die Ablösesumme für den damals 18-Jährigen soll sich auf um die 40.000 Mark belaufen haben.
Medien: Nach einer titellosen Saison wird das erste Pflichtspiel von Bayerns neuem Trainer Vincent Kompany unter besonderer Beobachtung stattfinden. Die für die 2. Bundesliga auf 60 Plätze ausgebaute Medientribüne im Ulmer Donaustadion wird einem gewaltigen Belastungstest unterzogen. Mit dabei sein werden laut SSV-Pressesprecher Max Rieck auch Journalisten aus Belgien, Kompanys Heimatland.
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