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Ulm: Wieder ein Spielabbruch im Fußball: DFB bestätigt traurigen Trend

Ulm

Wieder ein Spielabbruch im Fußball: DFB bestätigt traurigen Trend

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    Immer häufiger werden Fußballspiele abgebrochen - auch in der Region.
    Immer häufiger werden Fußballspiele abgebrochen - auch in der Region. Foto: Robert Michael, dpa (Symbolbild)

    Die traurige Serie der Spielabbrüche auf den Fußballplätzen in der Region rund um Ulm nimmt einfach kein Ende. Auch am vergangenen Wochenende wurde wieder ein Fall gemeldet, zugetragen hat er sich in der Kreisliga B Donau. Zwischen Croatia Ulm und dem VfL Bühl stand es 2:2, als Schiedsrichter Erol Bektas die Partie nach 74 Minuten vorzeitig beendete. Die Schilderungen der betroffenen Vereine gehen auseinander.

    Nach einem groben Foul an einem Bühler Spieler habe es zunächst einen Tumult gegeben, dann stürmte wohl ein Zuschauer auf das Feld, der Croatias Spielertrainer Mirko Tica tätlich attackiert und bedroht haben soll. Dann flüchtete der mutmaßliche Täter. Nun muss sich das Bezirkssportgericht Donau/Iller mit diesem Fall befassen.

    Der Deutsche Fußball-Bund klagt über steigende Tendenz bei Spielabbrüchen

    Nicht nur in der Region häufen sich solche Meldungen. Der Deutsche Fußball-Bund veröffentlichte Mitte der Woche alarmierende Zahlen: In der Saison 2021/22 sind demnach 911 Fußballspiele in Deutschland aufgrund von Gewalt- oder Diskriminierungsvorfällen abgebrochen worden. Seit 2014 lässt der DFB auf Basis der Online-Spielberichte der Unparteiischen ein Lagebild des Amateurfußballs erheben. Noch nie mussten bundesweit so viele Spiele in einer Saison abgebrochen werden. "Jeder Spielabbruch ist einer zu viel", sagt auch Christoph Kern, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes. Er betont: "Klar ist, dass wir auch weiterhin unsere strikte Null-Toleranz-Politik fahren. Gewalt, Beleidigungen und Diskriminierungen in jedweder Form haben auf unseren Fußballplätzen nichts zu suchen!"

    Sanktionen reichen bis zum verpflichtenden Anti-Gewalt-Training

    Konsequent werden die Einzelfälle sportgerichtlich aufgearbeitet, es gibt jede Menge Sanktionen – von der Bewährungsstrafe bis zum verpflichtenden Besuch eines Anti-Gewalt-Trainings. "Und vor allem gibt es sehr klare Vorgaben und Schulungen, die ein hohes Maß an einheitlichem Vorgehen der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bewirken. Es wäre aber schlicht nicht ehrlich, zu behaupten, dass wir damit die Zahlen im Detail erklären könnten. Dafür gibt es einfach zu viele Faktoren, die in einer konkreten Situation zu einem Spielabbruch führen können. Und auch die besten Maßnahmen können nicht alles verhindern. Auch das gehört zur Wahrheit", sagt Kern.

    In der Saison 2021/22 wurden in allen 21 Landesverbänden von über 1,45 Millionen ausgetragenen Spielen knapp 1,22 Millionen mit einem Online-Spielbericht erfasst. Dabei, teilt der DFB mit, seien 5582 Vorfälle, davon 3544 Gewalthandlungen und 2389 Diskriminierungen gemeldet worden. Erstmals in den vergangenen drei Corona-Jahren wurde wieder eine komplette Fußballsaison im Amateurbereich absolviert.

    Die Tübinger Kriminologin Dr. Thaya Vester berät den DFB bei den Ergebnissen des Lagebilds. Sie hat eine Studie zu den Ursachen von Spielabbrüchen durchgeführt, die Spielzeiten 2018/2019 und 2019/2020 untersucht und plädiert nun dafür, dass in Zukunft noch genauer analysiert wird, welche Konflikte den Spielabbrüchen zugrunde liegen. In Vesters Studie wird nach endogenem und exogenem Konfliktursprung unterschieden. In fast 30 Prozent der Spielabbrüche ging es zuvor um vermeintliche Fehlentscheidungen der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Bei 26,1 Prozent der Spielabbrüche stand am Anfang der Eskalationskette eine Auseinandersetzung über die Frage, ob ein Zweikampf nur hart geführt wurde oder ob ein grobes Foul vorlag. Konflikte mit interkulturellen Auslösern (4,7 Prozent) sind dagegen weniger von Bedeutung. Übrigens: Bei fast 40 Prozent der Spiele sahen sich die Unparteiischen selbst in Gefahr.

    Fan- und Gewaltforscher macht sich Sorgen

    Der Fan- und Gewaltforscher Prof. Gunter A. Pilz macht sich Sorgen. Auf der Homepage des DFB wird er zitiert: "Der Anstieg der Spielabbrüche muss uns Sorgen machen, zumal ein Trend erkennbar wird. Auch in den ersten Wochen der neuen Saison mussten mehr Spiele abgebrochen werden. Wir nehmen die Entwicklung ernst und werden sie genau beobachten."

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