Ein Trainer trifft mit seiner aktuellen Mannschaft auf den künftigen Arbeitgeber – diese prickelnde Konstellation gab es Mitte März schon einmal in der Basketball-Bundesliga. Damals spielte Rasta Vechta gegen Ratiopharm Ulm. Dass Vechta-Trainer Ty Harrelson nach der Saison in Ulm übernimmt, das wurde offiziell zwar erst anderthalb Wochen danach verkündet. Harrelson und die Spieler von Vechta dürften aber damals schon Bescheid gewusst haben. Es spielte letztlich keine Rolle, Vechta gewann mit 86:81. Wenn Ratiopharm Ulm am Samstag (18.30 Uhr) auf Bamberg trifft, dann ist noch ein bisschen mehr Brisanz im Spiel.
Der bevorstehende Wechsel des Ulmer Trainers Anton Gavel nach Bamberg hat in Basketball-Deutschland schließlich für viel mehr Aufsehen gesorgt als die Harrelson-Sache. Was erstens daran liegt, dass Ulm als aktueller Meister und Bamberg als frühere Großmacht viel mehr im Fokus stehen als das beschauliche niedersächsische 30.000-Einwohner-Städtchen Vechta. Und zweitens natürlich daran, dass Gavel in Bamberg seine beste Zeit als Spieler erlebt hat, dass er in „Freak City“ eine Art Kultfigur ist und dass die über lange Zeit verwöhnte Bamberger Anhängerschaft darauf hofft, dass es mit Gavel endlich wieder aufwärts geht. All das dürfte dennoch auch am Samstag eine eher untergeordnete Rolle spielen. Gavel selbst hatte schon bei der Bekanntgabe seines Wechsels verlauten lassen, dass er mit Ulm in dieser Saison noch viel vorhat. Und letztlich gewinnen sowieso nicht in erster Linie die Trainer die Spiele, sondern die Profis auf dem Feld. Für viele von denen dürfte es von untergeordneter Bedeutung sein, wer in der Folgesaison wo an der Seitenlinie steht. Weil sie dann selbst gar nicht mehr da sind. Auch Spieler wechseln schließlich die Vereine, im Basketball noch häufiger und in kürzeren Abständen als in anderen Mannschaftssportarten.
Ratiopharm Ulm spielt gegen Bamberg
Dass Gavel und die aktuelle Ulmer Mannschaft in dieser Saison noch viel vorhaben, das unterstreicht der furiose 94:60-Sieg in Ludwigsburg am Ostersonntag. Ulm nimmt damit wieder Kurs auf die direkte Qualifikation für die Play-offs, für den samstäglichen Gegner Bamberg würde es nach dem aktuellen Tabellenstand nicht einmal für die Play-ins reichen.
Übrigens: Vechta hat inzwischen Martin Schiller als künftigen Trainer präsentiert. Prickelnde Konstellationen wird es mit ihm vorab nicht geben. Der gebürtige Österreicher hat bisher vorwiegend im Ausland gearbeitet und war in Deutschland maximal Co-Trainer.