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Ulm: Ratiopharm Ulm gegen Badalona: Da gab es schon zweimal was

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Ratiopharm Ulm gegen Badalona: Da gab es schon zweimal was

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    Nach den rassistischen Anfeindungen war Yago dos Santos (rechts) erst recht Publikumsliebling in Ulm. Foto: Horst Hörger
    Nach den rassistischen Anfeindungen war Yago dos Santos (rechts) erst recht Publikumsliebling in Ulm. Foto: Horst Hörger Foto: Horst Hörger

    Dass Ratiopharm Ulm im Achtelfinale des Basketball-Eurocups Heimrecht hat, das weiß man beim deutschen Meister seit dem Sieg in Bourg en Bresse am Dienstag. Inzwischen steht auch der Gegner fest. Es ist die Mannschaft aus dem spanischen Badalona und in diesem Duell steckt eine Menge an Brisanz. Denn Ulm gegen Badalona – da gab es doch schon zweimal was.

    Das erste Mal, das war eine rein sportliche und für den deutschen Bundesligisten rundum erfreuliche Angelegenheit. Ulm gewann das Achtelfinalspiel am 19. April 2022 in der nordspanischen Industriestadt mit 79:73 – als Gruppenachter gegen den Ersten der anderen Gruppe. Die Reise hätte noch weiter gehen können, denn im Viertelfinale musste sich Ulm in Bologna nur knapp mit 77:83 geschlagen geben. Bologna gewann übrigens später den Eurocup und stieg in die Königsklasse Euroleague auf.

    Ratiopharm Ulm spielt im Eurocup gegen Badalona

    Das Duell zwischen Badalona und Ulm in der vergangenen Saison war dagegen ohne Übertreibung weltweit ein riesiger Aufreger. Nicht wegen des Ergebnisses, die Spanier gewannen diesmal mit 82:76. Aber in dem Spiel am 7. Februar 2023 wurde der Ulmer Spielmacher Yago dos Santos von einer einzelnen Zuschauerin rassistisch als „Affe“ beleidigt, ihre Sitznachbarn schienen sich darüber köstlich zu amüsieren. Die Berufskollegen des kleinen Ulmer Brasilianers waren entsetzt. Kapitän Thomas Klepeisz schrieb bei Twitter: „Für mich ist dieses Verhalten unbegreiflich. So etwas hat bei einem Basketballspiel und in unserer Gesellschaft nichts verloren. Ich hoffe, dass diese Frau (+Anhang) nie wieder in die Halle gelassen wird.“ Sein Mannschaftskamerad Brandon Paul schrieb von einem „disgusting behavior“, von einem ekelhaften Verhalten also. Auch Promis aus anderen Sportarten meldeten sich zu Wort. „Sei stark, mein Bruder“, schrieb etwa auf Twitter Yagos Landsmann, der Fußballstar Vinicius Junior von Real Madrid, der Rassismus schon am eigenen Leib erlebt hat. Er forderte: „Fangt an, diese Leute zu bestrafen, oder es wird wieder so wie früher.“

    Yago selbst hat damals spät reagiert. Was sicher auch damit zu tun hat, dass er nicht sonderlich gut englisch spricht. Aber dann fand er nachdenkliche und beinahe versöhnliche Worte gefunden. Auf Twitter schrieb er: „Durch meine Hautfarbe spüre ich, was viele jeden Tag fühlen, aber leise akzeptieren müssen. Rassismus ist Ignoranz. Rassismus ist ekelhaft. Rassismus ist nicht akzeptabel.“ Seine Hoffnung: „ …damit wir eines Tages, wer weiß, in einer Welt leben können, mit weniger Hass, mit mehr Gleichheit und Bildung.“ Das Versprechen des nur 1,75 Meter großen Brasilianers: „Ich gehe voran, ohne jemandem Böses zu wünschen.“ Die Ulmer Basketballgemeinde mochte ihn hinterher jedenfalls noch lieber. Ihren Yago dos Santos, der ganz maßgeblich an der ersten deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte beteiligt war.

    Und doch wird am 5. März um 19.30 Uhr einfach nur ein normales Basketballspiel ausgetragen zwischen Ulm und Badalona. Zur Geschichte des Rassismus-Skandals gehört schließlich auch die konsequente Reaktion des spanischen Vereins. Der hatte sich scharf von „rassistischem und/oder fremdenfeindlichen Verhalten“ distanziert und die Filmaufnahmen den zuständigen Behörden übergeben. 

    Pacome Dadiet für zwei Spiele gesperrt

    Die Personalsituation bei Ratiopharm Ulm spitzt sich unterdessen weiter zu: Pacome Dadiet wurde nach seiner Disqualifikation im Spiel der Basketball-Bundesliga in Berlin am Sonntag jetzt von der Liga für zwei Spiele gesperrt, zudem wurde eine Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro ausgesprochen. Dadiet wird seiner Mannschaft somit in den beiden kommenden Bundesligaspielen am Samstag bei den Telekom Baskets Bonn und am Dienstag gegen Hamburg fehlen. Wichtig ist allerdings: Beim Top-Four-Turnier um den deutschen Pokal am 17. und 18. Februar in München darf der 18-jährige Franzose wieder spielen. Dann trifft Ulm übrigens im Halbfinale erneut auf Alba Berlin. 

    Dadiet hatte am Sonntag kurz vor dem Ende des dritten Viertels am Boden liegend dem vor ihm sitzenden Tim Schneider zweimal kräftig in den Rücken getreten. Den Schiedsrichtern bleibt in so einem Fall gar keine andere Möglichkeit als eine Disqualifikation. Genau so entschied Gentian Cici auch nach Studium der Videoaufzeichnung. 

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