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Ulm/München: Ratiopharm Ulm darf trotzdem stolz sein

Ulm/München

Ratiopharm Ulm darf trotzdem stolz sein

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    Natürlich waren die Ulmer bei der Siegerehrung enttäuscht. Aber auf Platz zwei hinter den Bayern dürfen sie auch stolz sein. Foto: dpa
    Natürlich waren die Ulmer bei der Siegerehrung enttäuscht. Aber auf Platz zwei hinter den Bayern dürfen sie auch stolz sein. Foto: dpa Foto: Daniel Löb

    Natürlich waren sie enttäuscht, als ihnen bei der Siegerehrung am Sonntag die Silbermedaillen überreicht wurden. Wer ein Finale spielt, der will es gewinnen. Wer Erster werden kann, der will nicht Zweiter werden. Aber die Spieler, der Trainerstab und das Management von Ratiopharm Ulm dürfen trotz der 65:81-Niederlage im Endspiel um den Pokal gegen Bayern München auch stolz auf sich sein. Best of the rest zu sein – das dürfte im deutschen Basketball möglicherweise über Jahre eine Auszeichnung darstellen.

    In Europa hinken die Bayern noch ein Stück hinter den Topvereinen aus Spanien, Griechenland und der Türkei her. Diese Lücke wollen sie schließen, etwas anderes lässt das Selbstverständnis der Weltmarke aus München auch gar nicht zu. Was im Umkehrschluss bedeutet: Der Abstand zur deutschen Konkurrenz wird eher noch größer werden, als er es ohnehin schon ist. Die Bayern hatten am Wochenende im BMW-Park im Halbfinale gegen Bamberg überhaupt keine Probleme und im Endspiel gegen die Ulmer nur im ersten Viertel. „Wir waren irgendwann nicht mehr in der Lage, die Partie zu diktieren und die Bayern haben übernommen und gewonnen“, sagte der Ulmer Trainer Anton Gavel. Dessen spanischer Kollege Pablo Laso hat mit Real Madrid zweimal die Euroleague gewonnen, dazu je sechsmal die Meisterschaft und den Pokal in Spanien. In Deutschland hat er nun seinen ersten Titel geholt. Weitere werden mit ziemlicher Sicherheit dazu kommen.

    Ratiopharm Ulm gewinnt im Halbfinale gegen Alba Berlin

    Dass das Turnier im BWM-Park angesichts der erdrückenden Münchener Dominanz nicht zu einem Langweiler wurde, das lag an den Ulmern und den Berlinern. Die sorgten immerhin im zweiten Halbfinale für mächtig Spannung, der deutsche Sensations-Meister des vergangenen Jahres drehte die Partie nach einem Achtpunkte-Rückstand zu Beginn des letzten Viertels und gewann mit 87:79. Die Fahrt in die bayerische Landeshauptstadt und die schwierige Vorbereitung auf dieses Event hatte sich also für die etwa 120 Mitglieder des Fanclubs Fan-Attack zumindest am Samstag gelohnt. Zuvor musste die organisierte Ulmer Anhängerschaft mächtig improvisieren.

    Im BMW-Park ist nämlich einiges an Utensilien nicht erlaubt, was in die meisten anderen Bundesliga-Hallen mitgebracht werden darf. Zum Beispiel Megafone und Fahnen, die nicht den Brandschutz-Vorschriften entsprechen. Fan-Attack hatte dagegen in einem gemeinsamen Statement mit dem Bamberger Fanclub Sektion Südblock und dem Berliner Fanclub Block 212 protestiert. Genutzt hat es nichts, der Ulmer Anhang hat deswegen kurzfristig bei einem Hersteller in Mannheim Fahnen bestellt, die den Vorschriften in München entsprechen. Abgeholt wurden die Banner am Freitag.

    Und wie war es sonst so an diesem von den Ulmern, den Bambergern und den Berlinern ziemlich ungeliebten Austragungsort? Andreas Gmeindl, der Vorsitzende von Fan-Attack berichtet von Schlangen an den Ein- und Ausgängen der Halle, von Problemen bei der Versorgung mit Essen und Getränken: „Meine Pommes waren jedenfalls kalt.“ Und trotzdem: „Insgesamt war es eine akzeptable Veranstaltung. Halt mit vielen Promis vor Ort, es ging auch ums sehen und gesehen werden. Aber das gehört in München wohl einfach dazu und es stört ja auch niemand.“

    Per Günther feuert Ratiopharm Ulm an

    Per Günther war zum Beispiel da, der Ulmer Basketball-Held feuerte anderthalb Jahre nach dem Ende der eigenen Karriere die Mannschaft seines früheren Vereins im orangenen Block an. In der ersten Reihe saß dagegen an beiden Turniertagen Weltmeister-Kapitän Dennis Schröder zusammen mit seinem Bruder und ein paar Kumpels. Der NBA-Profi von den Brooklyn Nets nutzte die Allstar-Pause in den USA für einen Besuch in der Heimat und musste zahlreiche Selfie-Wünsche erfüllen. Die Berichterstatter der Bild wollen auch einen Bodyguard gesehen und eine Schrödersche Anreise im schwarzen Rolls-Royce beobachtet haben.

    Bemerkenswert aus Sicht des FC Bayern München: Präsident Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß waren Tribünengäste im BMW-Park, statt mit den Fußballern ihres Vereins nach Bochum zu reisen. Vielleicht haben sie es ja geahnt: Der Pokalsieg war eine relativ sichere Angelegenheit, die Sache in Bochum ging dagegen bekanntlich am frühen Abend gewaltig schief. Trotzdem müssen zwar die Bayern-Basketballer erst noch dorthin kommen, wo die Fußballer der Bayern schon seit Jahrzehnten sind. Aber am Wochenende haben sie einen weiteren Schritt in diese Richtung getan. 

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