Ende Dezember sehnt sich mit ziemlicher Sicherheit auch der Platzwart des Preußenstadions in Münster nach der Winterpause. Beim Aufsteiger-Duell in der 2. Bundesliga hatten der SC Preußen Münster und der SSV Ulm 1846 Fußball mit schwierigen Bedingungen auf einem Spielfeld zu kämpfen, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Das Geläuf war tief, der ramponierte Torraum erinnerte an die Niederungen des Amateurfußballs. Doch allein ein Blick auf die Tabelle zeigte die Brisanz dieses letzten Spiels des Jahres 2024: Beide Kontrahenten kämpfen um den Klassenerhalt, die Punkte aus diesem Vergleich könnten am Ende der Saison unter Umständen sehr viel wert sein. Letztlich bekam jeder einen Zähler. Für die Ulmer war das 0:0 das siebte Unentschieden aus den vergangenen acht Spielen, das achte insgesamt.
Es wurde um jeden Bal gekämpft, jede knifflige Entscheidung hinterfragt. Die erste davon gab es schon nach vier Minuten. Da heizte Schiedsrichter Cristian Ballweg wieder einmal die Diskussion rund um strafbares Handspiel ein. Beim Versuch, eine Situation vor dem eigenen Tor zu klären, war Münsters Holmbert Aron Fridjonsson der Ball an die Hand gesprungen. In neun von zehn Fällten wäre in diesem Fall in den höchsten Spielklassen Deutschlands wahrscheinlich Elfmeter gebegeben worden. Dieses Mal aber nicht. Die Gäste waren weiterhin am Drücker und hatten in der siebten Minute die erste große Chance. Romario Rösch hatte nach innen geflankt, Semir Telalovic brachte den Ball aber aus kurzer Distanz nicht über die Linie. Die Hausherren schafften es anfangs so gut wie gar nicht, nach vorn selbst die Initiative zu ergreifen, denn sie waren in der Defensive gefordert. Ulm setzte den SC Preußen mit aggressivem Pressing schon früh unter Druck, der erste Sturm war nach einer Viertelstunde abgeflaut.
Torraumszenen waren auf beiden Seiten Mangelware
Es wurde hektischer und zerfahrener auf dem Rasen. Münster versuchte es immer wieder mit einfachsten Mitteln, mit langen und hohen Bällen in die Spitze. Verbunden mit der Hoffnung auf das Quäntchen Glück oder Fehler des Gegners. Genauso hatte es SSV-Trainer Thomas Wörle erwartet. Seine Elf hingegen hatte vor der Pause noch zwei weitere Torraumszenen: Erst parierte Münsters Schlussmann Johannes Schenk einen Abschluss von Philipp Strompf bravourös (32.), dann missglückte dem völlig freistehenden Rösch eine Direktabnahme aus gut 15 Metern (37.). Mehr gefährliche Aktionen gab es in den ersten 45 Minuten nicht. Das meiste spielte sich in der neutralen Zone im Mittelfeld ab.
Die Spatzen waren weiter die technisch versiertere Mannschaft, doch darauf kam es nicht an. Die Partie war längst zum leidenschaftlichen Abnutzungskampf geworden. Der Unparteiische hatte alle Hände voll zu tun, brachte mit seiner mitunter eigenwilligen Auslegung von Zweikampfverhalten nicht gerade Ruhe ins Spiel. Erst in den letzten Minuten gab es noch einmal aussichtsreiche Abschlüsse auf beiden Seiten. Philipp Maier (84.) und Lucas Röser (87.) vergaben für Ulm. Beim Pfostenschuss von Joel Grodowski (88.) hatten die Gäste mächtig Dusel. Fraglos das Glück des Tüchtigen, der sich allerdings vorwerfen lassen muss, erneut zu fahrlässig mit den eigenen Chancen umgegangen zu sein.
So haben sie gespielt
Preußen Münster: Schenk – Frenkert, Paetow, Koulis – Kirkeskov, Hendrix, Amenyido (84. Lorenz) – Mees (84. Grodowski), Bouchama (58. Jyerewaa) – Makridis, Fridjonsson (77. Nemeth).
SSV Ulm 1846 Fußball: Ortag – Kolbe, Strompf, Reichert – Keller, Hyryläinen, Ph. Maier, Rösch – Krattenmacher (84. Ulrich), Telalovic (77. Kahvic), Chessa (63. Röser).
Tore: Fehlanzeige
Torschüsse: 6:15
Gelbe Karten: Kirkeskov, Hendrix, Paetow, Koulis – Chessa.
Zuschauer: 12.672
Schiedsrichter: Cristian Ballweg (29, Zwingenberg).
Wetter: stark bewölkt, 8 Grad.
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