Der SSV Ulm 1846 Fußball wartet weiter auf den dritten Sieg der Saison. Auch gegen den Hamburger SV kamen die Spatzen am Samstagnachmittag nicht über ein Unentschieden hinaus. Beim 1:1 (1:0) boten sie dem Ex-Bundesligisten aber über 90 Minuten lang einen engagierten Kampf auf Augenhöhe.
Mit einer überraschend offensiven Aufstellung schickte Trainer Thomas Wörle seine Elf auf den Rasen. Obendrein feierte Christian Ortag nicht einmal drei Monate nach seinem Schlüsselbeinbruch sein Comeback im Tor der Spatzen. Es war damit schnell klar: Verstecken wollten sich die Gastgeber gegen den Favoriten nicht. Ein Freistoß von Maurice Krattenmacher war der erste Torabschluss der Partie, bis dahin waren bereits zehn Minuten vergangen, in denen sich die beiden Kontrahenten erst einmal beschnupperten. Ulm bekam mit der Zeit immer mehr Lust und wurde mutiger, Dennis Chessa (12.) hatte die nächste gute Möglichkeit, schoss aber knapp drüber. Der HSV wurde bis dato meistens zu langen Bällen nach vorn gezwungen, diese Situationen hatte die SSV-Defensive aber im Griff.
Die Gäste aus dem hohen Norden zogen sich weitgehend zurück, lauerten auf Fehler der Spatzen. Doch die taten ihnen diesen Gefallen nicht. Im Gegenteil. Die Passivität der Hamburger wurde in der 35. Minute bestraft. Wieder ließen die Spatzen den Ball gefällig laufen, Aaron Keller zog im Strafraum noch einmal nach innen und erzielte mit einem satten Schuss ins lange Eck das 1:0. Zu diesem Zeitpunkt gemessen am Engagement und des leidenschaftlichen Zweikampfverhaltens eine verdiente Führung. Erst jetzt versuchte auch der HSV anzuschieben, rückte hinten raus und wurde zielstrebiger. Aufs gegnerische Tor schoss die Mannschaft von Interimstrainer Merlin Polzin in der ersten Halbzeit aber nicht ein einziges Mal.
Hamburg schlägt kurz nach der Pause zurück
Polzin hatte in der Pause auf die Sturm-Flaute reagiert und gleich zwei Wechsel vorgenommen. Und das trug ziemlich schnell Früchte. Gerade einmal vier Minuten waren gespielt, als Davie Selke per Kopf zum 1:1 ausglich. Es war tatsächlich der erste Torabschluss der Gäste - und der saß. SSV-Schlussmann Ortag hatte dabei nicht gut ausgesehen und war unter der Flanke in den Strafraum durchgesegelt. Der Treffer verlieh dem Spiel plötzlich einen völlig anderen Charakter. Der HSV hätte kurz darauf sogar in Führung gehen können, doch Jean-Luc Dompé scheiterte bei seinem Schuss am Pfosten. Hamburg war aufgewacht und machte das Spiel. Es schien, als hätte die Mannschaft in der Kabine eine ordentliche Standpauke bekommen. Entlastung gab es für die Hausherren kaum mehr. Ein weiteres Tor schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Aber der SSV hatte den frühen Schock bald verarbeitet und durch Romario Rösch (57.), Maurice Krattenmacher (59.) und Philipp Strompf per Kopf (60.) selbst drei gute Möglichkeiten binnen weniger Minuten.
Ulm spielt die letzten 20 Minuten in Überzahl
Das Momentum war trotz allem auf der Seite der Hanseaten, die allerdings die letzten 20 Minuten in Unterzahl agieren mussten. Daniel Efadli war im gegnerischen Strafraum völlig übermotiviert gegen Johannes Reichert eingestiegen und hatte dafür Gelb-Rot gesehen. Eine unstrittige Entscheidung, die Ulm wieder beflügelte. Romario Rösch (74.) hätte um ein Haar die Führung erzielt, doch Daniel Heuer Fernandes packte eine starke Parade aus, lenkte den abgefälschten Ball gerade noch über die Latte. Auf der anderen Seite hatten die Spatzen großes Glück, als beim Torschuss von Davie Selke erneut der Pfosten rettete und die Kugel von dort genau in die Arme von Torwart Ortag fiel. Es war längst ein Spiel des Willens geworden, den legten die Ulmer mit letzten Kräften fraglos an den Tag. Aber es fehlte vorne auch in diesem Spiel das entscheidende Quäntchen.
So haben sie gespielt
SSV Ulm 1846 Fußball: Ortag - Kolbe, Strompf, Reichert - Rösch, Brandt, Ph. Maier, Chessa (79. Kahvic) - Keller (88. Castelle), Telalovic (88. Röser), Krattenmacher.
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Muheim, Schonlau, Hadzikadunic (65. Perrin), Hefti - Richter (46. Pherai), Elfadli, Karabec (72. Pareba) - Dompé, Selke (86. Königsdorffer), Jatta (46. Sahiti).
Tore: 1:0 Keller (34.), 1:1 Selke (49.).
Gelbe Karten: Telalovic, Chessa, Brandt - Richter, Efadli, Jatta, Sahiti, Königsdorffer.
Gelb-Rote Karte: Efadli (HSV/70.)
Zuschauer: 17.400 (ausverkauft).
Schiedsrichter: Patrick Alt (39, Illingen)
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