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SSV Ulm 1846 Fußball: "Heute wird Ulm auseinandergenommen": So feiern die Spatzen den Aufstieg

SSV Ulm 1846 Fußball

"Heute wird Ulm auseinandergenommen": So feiern die Spatzen den Aufstieg

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    Kapitän Johannes Reichert und seine Mitspieler vom SSV Ulm 1846 Fußball wurden zu Feierbiestern.
    Kapitän Johannes Reichert und seine Mitspieler vom SSV Ulm 1846 Fußball wurden zu Feierbiestern. Foto: Horst Hörger

    "Forever SSV", der Queen-Klassiker "We are the champions" und all die gängigen Songs aus der Kurve: Johannes Reichert geht beim SSV Ulm 1846 Fußball nicht nur auf dem Feld als Kapitän voran, sondern machte auch als Vorsänger auf der Haupttribüne des Ulmer Donaustadions eine gute Figur. Übung hatte er ja noch aus dem vergangenen Jahr. Dass die Spatzen nun zum zweiten Mal hintereinander aufsteigen und mit einem 2:0-Sieg gegen Viktoria Köln den Durchmarsch in die 2. Bundesliga klarmachten, überraschte aber auch die Identifikationsfigur des Vereins. "Es gibt keine Superlative für diesen Aufstieg, es ist der schönste Tag in meinem Leben. Heute ist Feiern angesagt, mehr zählt jetzt auch nicht mehr", sagte der 32-Jährige und schnappte sich das Stadionmikrofon. 

    Auf dem Rasen hatte die Party längst begonnen. Mit dem Schlusspfiff stürmten die knapp 16.000 Fans den Innenraum des Donaustadions. Freudetrunken, mancher auch schon ein bisschen mehr. Wer schnell war, sicherte sich Erinnerungsstücke wie Teile des Tornetzes. Auch die Ansagen des Stadionsprechers halfen nicht, den Rasen zu schonen. Schließlich stehen ja noch Heimspiele aus: Handtellergroße Stücke des originalen Aufstiegrasens wanderten in etliche Taschen. Der Anstoßpunkt war weg. 

    Trainer Thomas Wörle nahm erste Glückwünsche entgegen, Leo Scienza wurde von den Spatzen-Anhängern auf den Schultern über das Spielfeld getragen und Sturmpartner Felix Higl meinte lachend: "Wir saufen jetzt erst einmal zwei Wochen durch." An diesem historischen Tag hatte selbst der Chefcoach nichts dagegen. "Ich persönlich bin kein Feierbiest. Aber die Jungs können das, die sollen Gas geben", meint er. 

    Da gab es kein Halten mehr: Der Durchmarsch des SSV Ulm von der Regionalliga in die Zweite Bundesliga ist geglückt.
    Da gab es kein Halten mehr: Der Durchmarsch des SSV Ulm von der Regionalliga in die Zweite Bundesliga ist geglückt. Foto: Alexander Kaya

    Und selbst als er von der Mannschaft frenetisch gefeiert und vor der Menschenmenge um ein paar Worte gebeten wurde, blieb er wie gewohnt bodenständig und bescheiden. "Wir sind mit einer ganz anderen Marschroute in die Saison gegangen, wollten den Klassenerhalt schaffen. Mit allem, was wir haben. Und dann spielt diese Mannschaft hier so eine unfassbare Saison", sagte er - und wurde von tosendem Applaus unterbrochen. Sein Dank ging schließlich an alle Unterstützer auf und neben den Rängen. "Wir alle sind ein Team", meinte Wörle. 

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    Jubelschreie, Platzsturm, Bierduschen: Der SSV Ulm 1846 Fußball ist vorzeitig Drittliga-Meister und steigt in die 2. Bundesliga auf. Die Bilder der Party im Donaustadion.

    Draußen auf dem Stadionvorplatz hatte sich längst eine lange Schlange vor dem Fan-Kiosk gebildet. Das offizielle "Aufstiegsshirt" des SSV UIm 1846 Fußball wurde zum Verkaufsschlager. An der Jahnhalle war das Bier so gut wie ausgegangen: nur noch Kristall-Weizen war da.

    Gegen 17 Uhr hatte es sich dann im Stadion allmählich ausgefeiert. Und wieder gab Kapitän Reichert die Richtung vor: "Auf dem Rathausplatz geht's weiter!" Die vorherrschenden Farben in der Ulmer Innenstadt waren an diesem Abend Schwarz und Weiß - auf den Straßen, in den Gassen, in Cafés und Biergärten. Der Rathausplatz platzte schon wenig später schier aus allen Nähten. Bengalisches Feuer brannte, Silvesterraketen wurden in den Himmel geschossen - und der Alkohol floss in großen Mengen. 

    "Oh SSV, Insolvenzen überlebt, Du hast eine Kurve, die zu Dir steht"

    "Oh SSV, Insolvenzen überlebt, Du hast eine Kurve, die zu Dir steht", schallte es durch die Stadt. Begleitet vom Rauch der Pyrotechnik. Auch der Ulmer Kapitän stimmte den Klassiker vor dem Rathaus an und stellte seine Sangeskünste in die sozialen Netzwerke. Viele Spieler ließen eine feuchtfröhliche Nacht im Ulmer Club Cocomo ausklingen. Auf einem anderen Video ist der Ulmer Kapitän mutmaßlich am Sonntagvormittag auf dem Ulmer Münsterplatz zu sehen - immer noch singend und tanzend. "Jungs wir haben Geschichte geschrieben", schreit er in die Kamera im ziemlich leer gefegten, verregneten Ulmer Wohnzimmer seinen Begleitern aus der Ulmer Fanszene zu. "Das ist unser Moment." Und auch das Donaustadion besuchte der Ulmer Spieler noch am frühen Sonntagmorgen. Er kniet auf dem Rasen und steckt einen SSV-Schal in die Höhe, bevor er mit heißerer Stimme sagt: "Langsam mal schlafen gehen." 

    Die Polizei zog generell ein positives Fazit. Sowohl beim Fanmarsch am Vormittag mit rund 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie im und ums Stadion sei alles friedlich verlaufen. Und mit der Hoffnung, dass dies auch so bleibe, ging es in eine lange Aufstiegsnacht, zu deren Beginn es kurz brenzlig wurde. Weil die Mannschaft entgegen der ursprünglichen Planung auch auf dem Rathausplatz auftauchte und sich das über die sozialen Netzwerke rasend schnell herumgesprochen hatte, war dort kaum mehr ein Durchkommen. Pyrotechnik und Silvesterböller wurden in der Menschenmenge gezündet, einige Fans mussten mit Knalltrauma behandelt werden. "Die Situation hat sich dann aber auch bald wieder beruhigt. Es war eine turbulente Nacht für unsere Einsatzkräfte, aber es gab keine Randale und auch keine größeren Zwischenfälle", bilanziert Christian Zacherle, Leiter des Ulmer Polizeireviers am Sonntagmittag. (mit heo)

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