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Sportstar des Monats: Julia Tannheimer aus Ulm: So tickt Deutschlands großes Biathlon-Talent

Sportstar des Monats

Julia Tannheimer aus Ulm: So tickt Deutschlands großes Biathlon-Talent

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    Julia Tannheimer bei ihrem vermutlich bislang größten Rennen: Die Ulmerin feierte vor einigen Wochen Premiere im Biathlon-Weltcup bei den Heimrennen in Ruhpolding.
    Julia Tannheimer bei ihrem vermutlich bislang größten Rennen: Die Ulmerin feierte vor einigen Wochen Premiere im Biathlon-Weltcup bei den Heimrennen in Ruhpolding. Foto: Sven Hoppe/dpa

    Julia Tannheimer war die Freude am Telefon deutlich anzumerken. Überglücklich reagierte sie am Montagvormittag auf die frohe Kunde vom Sieg beim Leser-Voting unserer Redaktion und sagte: „Es ist toll, dass so viele Menschen für mich abgestimmt haben.“ Die junge Biathletin vom Deutschen Alpenverein (DAV) Ulm hat die Wahl zum "Sportstar des Monats" im Januar für sich entschieden. Sie siegte mit einem Vorsprung von über 1.000 Stimmen vor Stefan Rodrigues, Stürmer beim Eishockey-Bayernligisten VfE Ulm/Neu-Ulm

    In der Schule hatte sie es zu Wochenbeginn nicht ganz so stressig. Erst zur fünften Stunde begann der Unterricht. Das ist sonst anders. Die 18-Jährige besucht das Skiinternat in Furtwangen im Schwarzwald, macht dieses Jahr Abitur. Seit über 25 Jahren hat sich die Schule als Kaderschmiede für Talente bewährt. Skispringer Martin Schmitt gehörte zum Beispiel schon zu den Schülern, die Biathleten Simon Schempp und Benedikt Doll ebenso. Schule und Sport ergänzen sich in Furtwangen bestens. „Es wird einem hier schon sehr einfach gemacht, dass man beides unter einen Hut bekommt. Ich habe morgens Unterricht und nachmittags Training“, erzählt Tannheimer. Bundestrainer Kristian Mehringer verriet vor Kurzem: "Julia lebt einen extremen Leistungsgedanken, sportlich und auch in der Schule.“

    Julia Tannheimer ist die jüngste Siegerin in der Geschichte des IBU-Cup

    Am vergangenen Wochenende war die Ulmerin beim IBU-Cup, der zweiten internationalen Biathlon-Liga, am Arber im Bayerischen Wald am Start, hat wieder ordentliche Ergebnisse abgeliefert. In diesem Wettbewerb hatte sie in dieser Saison schon einen Rekord aufgestellt: Mit genau 18 Jahren und 137 Tagen war sie im Dezember 2023 im norwegischen Sjusjøen die jüngste Siegerin eines Wettbewerbs im IBU-Cup, die es jemals gab. 2023 war ohnehin ihr großes Jahr. Sie wurde auch Jugend-Olympiasiegerin in Italien, bei der Jugend-WM in Kasachstan gleich dreimal Weltmeisterin – in der Verfolgung, im Sprint und in der Staffel.

    Julia Tannheimer (Zweite von links) wurde Anfang 2023 Jugend-Olympiasiegerin in Italien.
    Julia Tannheimer (Zweite von links) wurde Anfang 2023 Jugend-Olympiasiegerin in Italien. Foto: Team Deutschland

    Nächstes großes Ziel ist die Junioren-WM vom von 23. Februar bis 2. März in Otepää/Estland. Die 18-Jährige geht aufgrund ihrer bislang sehr guten Saisonleistungen als Mitfavoritin an den Start, sagt aber auch: „Es kommt immer darauf an, wer aus den anderen Nationen noch dabei ist. Ich will einfach gute Rennen machen, schnell laufen, möglichst fehlerfrei schießen. Dann passt alles.“ Ihr persönliches Saison-Highlight hat sie vermutlich ohnehin schon erlebt: die Premiere im Weltcup bei den Heimrennen in Ruhpolding. „Das war alles neu für mich, es ist viel auf mich hereingeprasselt. Aber es war cool und hat definitiv Lust auf mehr gemacht“, erzählt Tannheimer – und erwähnt lachend, dass sie sich ein Selfie mit dem norwegischen Ausnahmeathleten Johannes Thingnes Boe gesichert hat. Toll findet sie beispielsweise auch die beiden Italienerinnen Lisa Vittozzi und Dorothea Wierer. Ob sie selbst den Traum hat, irgendwann an der Weltspitze ihres Sports zu stehen? Experten und Trainer trauen es ihr zu. Die Ulmerin selbst sagt bescheiden: „Ich setze mir erst einmal viele kleine Zwischenziele.“ 

    Beim "Tag der offenen Tür" im Ulmer Biathlonzentrum hat alles angefangen

    Manche Boulevardzeitung fragte nach ihrem 15. Platz beim Weltcup-Debüt in Ruhpolding vor einigen Wochen bereits in Anspielung auf Biathlon-Star Magdalena Neuner: „Ist sie unser neues Biathlon-Wunderkind?“. Tannheimer schmeichelt der Vergleich mit einer so großen und hochdekorierten Sportlerin natürlich. "Das ist schön, aber da muss jetzt bei mir natürlich auch noch was kommen. Magdalena Neuner war so gut, das muss ich erst einmal schaffen. Und außerdem bin ich ganz anders", sagt sie. 

    Das unterstreicht sie gewissermaßen, wenn sie erzählt, dass sie sehr gerne an der Grundlagenausdauer arbeitet. Ein Fach, das viele Sportlerinnen und Sportler am liebsten aus dem Trainingsplan streichen würden. Die 18-Jährige aber sagt: "Es gibt doch nichts Schöneres, als zu radeln und dabei die Landschaft anzuschauen." Diese sympathische, positive Art steckt an. 

    Zum Biathlon kam Julia Tannheimer übrigens über einen "Tag der offenen Tür" im Biathlon-Zentrum des DAV Ulm. Sie hatte den Veranstaltungshinweis gelesen, ist mit den Eltern hingefahren - "und es hat mir auf Anhieb sehr, sehr viel Spaß gemacht". 

    Das Biathlon-Zentrum des DAV Ulm in Dornstadt gilt als einer der großen Talentschmieden Deutschlands.
    Das Biathlon-Zentrum des DAV Ulm in Dornstadt gilt als einer der großen Talentschmieden Deutschlands. Foto: Alexander Kaya
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