Ein hinterher oft geäußerter und natürlich wenig seriöser Erklärungsansatz für die 67:69-Niederlage von Ratiopharm Ulm im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga gegen Heidelberg lautet: Es lag am geschmacklich mindestens gewöhnungsbedürftigen Weihnachtspullover des Ulmer Trainers Ty Harrelson. Der Heidelberger Kollege Danny Jansson verwies mit größerer Ernsthaftigkeit auf die Doppelbelastung des Gegners, der neben Bundesliga ja auch Eurocup spielt und noch am Mittwoch im spanischen Badalona beschäftigt war. Das könnte schon eher der Grund gewesen sein für den krassen Ulmer Leistungseinbruch nach einer 19-Punkte-Führung und das abschließende Horrorviertel. Ein ganz banaler Aspekt: Wer seine Freiwürfe mit einer normalen Quote versenkt und nicht nur sieben von 15 trifft, der gewinnt so ein Spiel rein rechnerisch auch. Letztlich hatten aber natürlich auch die Heidelberger ihren Anteil an diesem Ergebnis. Eine der Überraschungsmannschaften der bisherigen Saison stellte unter Beweis, dass sie nicht zufällig so weit oben im Tableau und seit Samstagabend sogar auf Platz eins steht.
Nach vier Minuten besorgte Alex Barcello von draußen bereits das 9:6 für die Heidelberger, die anschließend wegzogen auf 20:12 und nach dem ersten Viertel immer noch knapp mit 22:20 führten gegen die in dieser Phase unkonzentrierten Ulmer. Ty Harrelson gelang es immerhin in einer Auszeit spät in diesem Spielabschnitt, Ordnung ins Spiel seiner Mannschaft zu bringen. Alfonso Plummer warf dann seine Mannschaft zu Beginn des zweiten Viertels mit dem ersten Ulmer Dreier überhaupt an diesem Abend mit 23:22 in Führung. Mitte dieses Spielabschnitts war der Vorsprung bereits auf 33:24 angewachsen, nachdem erneut Plummer und Nelson Weidemann von draußen nachgelegt hatten. Ratiopharm Ulm hatte das Spiel nun bis zur großen Pause unter Kontrolle und gewann dieses Viertel insgesamt mit 28:11. Beim Stand von 48:33 zur Halbzeit und erst recht ein bisschen später beim 52:33 schien die Sache schon in trockenen Tüchern zu sein.
Ratiopharm Ulm verliert gegen Heidelberg
Das war ein bitterer Trugschluss. Bis auf acht Zähler ließ Ulm den Gegner schon im dritten Viertel wieder ran kommen (55:47) und es wurde noch viel, viel bedrohlicher aus Sicht der 6000 Zuschauer und Zuschauerinnen in der Ratiopharm-Arena. Nach dem Ende dieses Spielabschnitts leuchtete zwar wieder ein zweistelliges Ergebnis von den Anzeigetafeln (60:50). Doch dann war der gegnerische Korb unfassbare sechs Minuten und 49 Sekunden lang komplett vernagelt, die vermeintlich sichere Ulmer Führung wandelte sich in einen 60:63-Rückstand. Isaiah Roby beendete die lange Flaute zwar von der Freiwurflinie, aber als Justinian Jessup endlich der ersten Ulmer Feldkorb in diesem Schlussviertel gelang, da standen nur noch 31 Sekunden auf der Uhr. Gereicht hat das nicht mehr. Damariae Horne machte mit einem Dreier sieben Sekunden vor dem Ende für Heidelberg den Deckel drauf.
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