Er dürfte wohl der einzige Spieler in der Basketball-Bundesliga sein, dem ein eigenes Fan-Utensil gewidmet ist. Die aufblasbare Gummibreze auf den Stehrängen in der Ratiopharm-Arena ist in den vergangenen Jahren zum Markenzeichen von Nicolas Bretzel geworden. Der 25-Jährige lacht und meint: „Das finde ich schon witzig, eine tolle Aktion von sehr treuen Fans, die auch auswärts fast überall dabei sind.“ Für ihn ist das eine besondere Art der Wertschätzung, Teil des Wohlfühlfaktors, der für ihn bei seiner Entscheidung, noch ein weiteres Jahr bei Ratiopharm Ulm dranzuhängen, eine große Rolle gespielt hat. „So eine Einrichtung gibt es selten in Deutschland. Ich habe hier die Möglichkeit, mich mit dem Team europaweit zu präsentieren. Das alles auch noch vor der Haustür zu haben, ist Luxus“, sagt er. Neuer Trainer, neue Ansichten, neue Mitspieler. All das motiviert das Eigengewächs. Bretzel geht bereits in sein 17. Jahr bei den Ulmer Basketballern.
Es ist gerade Mittagspause am Orange Campus. Bretzel hat die Trainingseinheit am Vormittag hinter sich, sitzt jetzt entspannt in einem der Besprechungsräume. Von hier aus sieht man auf die Donau und das Ulmer Münster. Der 25-Jährige wirkt in diesem Moment zufrieden. „Natürlich habe ich mir schon öfter Gedanken darüber gemacht, dass ich auch mal was anderes sehen will. Das wird in der Zukunft bestimmt noch kommen. Aber jetzt momentan fühlt sich das hier alles richtig an. Wenn man in Ulm im Training entsprechend Einsatz zeigt und Leistung bringt, bekommt man von den Coaches auch seine Spielzeit. Da baut sich Vertrauen auf. Auf beiden Seiten“, sagt er.
Als Kind hat Nicolas Bretzel viele verschiedene Sportarten ausprobiert
Bretzel ist in der Region fest verwurzelt. Geboren in Ulm, aufgewachsen im Nersinger Ortsteil Oberfahlheim. Als Kind hat er viele Sportarten ausprobiert. Tennis, Fußball, Schwimmen, Taekwondo. „Aber tatsächlich wollte ich immer mit meinen Freunden zum Basketball. Wir haben in der Schule einen Korb gehabt, haben da immer gespielt. Irgendwann wurde ich mitgenommen zum Training zu Thomas Stoll nach Böfingen. Und seitdem bin ich dabeigeblieben“, erzählt er. Er hat alle Entwicklungsstufen mitgemacht: Nachwuchs, Regionalliga, Pro B, Bundesliga. Als 16-Jähriger durfte er zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren. „Da hatten wir schon ein ziemlich starkes Team und ich habe gemerkt, das Ulm die Möglichkeiten hat, ganz oben mitzuspielen und vielleicht sogar deutscher Meister zu werden“, sagt Bretzel. 2023 triumphierte die Mannschaft tatsächlich, schaltete in den Play-offs sämtliche Favoriten aus und holte sich den BBL-Titel. Für Bretzel freilich bislang der absolute Karriere-Höhepunkt. Der Meisterring, den alle Spieler damals erhalten haben, hat in seiner Wohnung einen Ehrenplatz, erinnert ihn tagtäglich an diesen riesigen Erfolg. „Wir hatten alle zusammen eine sensationelle Zeit. Wir waren das perfekte Team, alle haben bestens harmoniert“, blickt er zurück.
Wenn’s nach dem 2,13 Meter großen Hünen geht, könnte sich das alles gerne eines Tages wiederholen. An den Grundlagen für eine erfolgreiche Saison wird bereits gearbeitet. Bretzel hat im Urlaub Kraft getankt, seit fast vier Wochen ist wieder daheim, trainiert täglich individuell – und genießt die freie Zeit mit Freunden und Familie. „Jetzt im Sommer spielen wir oft zusammen Volleyball“, erzählt er. Wenn die Saison Ende September wieder beginnt, ist sein Kalender streng getaktet. Training, Bundesliga, Eurocup – „da ist auch im Privaten gute Planung angesagt“, meint Bretzel lachend.
Er freut sich trotzdem drauf, wenn es demnächst wieder richtig losgeht. Mit Ty Harrelson, dem neuen Cheftrainer, hat er bereits das eine oder andere Gespräch geführt. Der Center ist überzeugt davon, dass der US-Amerikaner gut zu Ulm passt: „Er ist ein netter Mensch und sehr engagiert.“
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