Es steht 1:1 im Viertelfinale der Play-offs in der Basketball-Bundesliga zwischen Ratiopharm Ulm und Würzburg. Der deutsche Meister verlor die erste Partie dieser Serie am Samstag mit 65:78 und er gewann die zweite am Montagabend klar mit 100:64. Weiter geht es mit zwei Auswärtsspielen am Mittwoch und am Freitag, mindestens eines davon muss Ulm gewinnen. Es ist zu befürchten, dass eine schwere Verletzung des Würzburger Stars Otis Livingston auch im weiteren Verlauf dieser Serie eine entscheidende Rolle spielt.
Livingston wurde völlig zu Recht zum wertvollsten Spieler (MVP) der Basketball-Bundesliga gewählt. Wie ungeheuer wichtig der 27-jährige Amerikaner für seine Mannschaft ist, das hatte er auch in Spiel eins der Serie am Samstag demonstriert. Im letzten Viertel machte er 13 seiner insgesamt 22 Punkte und führte sein Team damit zu einem Sieg, mit dem die Würzburger Ulm das Heimrecht im Viertelfinale klauten. Knapp drei Minuten vor Spiel-ende verletzte sich Livingston dann aber ohne gegnerische Einwirkung am linken Knie und humpelte vom Feld, es flossen Tränen des Schmerzes und der Enttäuschung. Am nächsten Tag folgte die bittere Diagnose: Innenband-riss. Livingston wird somit in dieser Serie und wenn Würzburg trotz seines Ausfalls weiter kommen sollte, dann auch im Rest dieser Saison nicht mehr spielen.
Ratiopharm Ulm gewinnt Spiel zwei gegen Würzburg
Einer der größeren Aufreger am Samstag war zudem eine Szene kurz nach Beginn des letzten Viertels, als Tommy Klepeisz nach einem Tritt im Bodenkampf gegen Owen Klassen mit einem unsportlichen Foul bestraft wurde. Tatsächlich hatte der Ulmer Kapitän in dieser Situation mächtiges Glück. Für solche und ähnliche Vergehen wurden von den Schiedsrichtern auch schon Disqualifikationen ausgesprochen. Die Antwort des Würzburger Trainers Saso Filipovski auf eine entsprechende Nachfrage in der Pressekonferenz hatte Stil: „Wir wollen doch aus einer Maus keinen Elefanten machen.“ Sein Elefanten-Thema ist derzeit schließlich Otis Livingston.
Zu behaupten, dass Ulm Spiel zwei am Montag nur deswegen gewonnen hat, weil Würzburg seinen Tausendsassa nicht mehr zur Verfügung hatte, das wäre natürlich nicht belegbar und ein bisschen unfair wäre es deswegen auch. Auffällig war trotzdem, dass die Ulmer mit zunehmender Dauer das Spiel immer sicherer kontrollierten. Nach einem 12:19-Rückstand im ersten Viertel führten sie zur großen Pause schon mit 50:39, danach wurde es einseitig. Die am Montag viel tiefere Rotation gegenüber einer dezimierten Würzburger Mannschaft war also bestimmt ein Faktor, den man festmachen kann an Philipp Herkenhoff. Für ihn standen in seinem zweiten Spiel nach der Verletzung schon zur Halbzeit neun Punkte und zwei Rebounds in der Statistik, am Ende waren es elf Punkte und fünf Rebounds.
Der Ulmer Trainer Anton Gavel hat also personelle Möglichkeiten, die der Kollege Filipovski nach dem Ausfall von Livingston jetzt erst recht nicht (mehr) hat. Je länger diese Viertelfinal-Serie noch dauert, desto stärker werden vermutlich die verbliebenen Würzburger Vielspieler die erhöhte Belastung spüren.
Eine erfreuliche Nachricht für die Ulmer Anhängerschaft gab es schon vor Spiel zwei: Kapitän Tommy Klepeisz hat seinen Vertrag verlängert.
Beste Ulmer Werfer in Spiel eins: Jessup (11 Punkte), Georginho (10).
Beste Ulmer Werfer in Spiel zwei: Figueroa (21 Punkte), Georginho (15).