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Kampfsport: Die Schwabenfedern des SSV Ulm 1846 kämpfen mit Federn aus Stahl

Kampfsport

Die Schwabenfedern des SSV Ulm 1846 kämpfen mit Federn aus Stahl

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    So sieht es aus, wenn historische Fechter ihrem Sport nachgehen. Der SSV Ulm 1846 hat eine eigene Gruppe in der Disziplin: die Schwabenfedern.
    So sieht es aus, wenn historische Fechter ihrem Sport nachgehen. Der SSV Ulm 1846 hat eine eigene Gruppe in der Disziplin: die Schwabenfedern. Foto: Christian Müller

    Mit Federn haben die Waffen, die beim historischen Fechten zum Einsatz kommen, nichts zu tun –auch wenn ihre Bezeichnung Fechtfeder etwas anderes nahelegt. Historische Fechter tragen gepolsterte und gepanzerte Schutzkleidung, denn ihr Sportgerät ist das in der Regel beidhändig geführte, um die 1,30 Meter lange, stumpfe und flexible Stahlschwert. Die Fechtfeder eben. Vier Sportler des SSV Ulm 1846 gehören in dieser Disziplin zu den besten Deutschlands.

    Das Fechten nach historischen europäischen Quellen, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, wird seit einigen Jahren auch in Deutschland zunehmend beliebter, die Zahl der privaten und in Vereinen organisierten Fechtschulen wächst. International wird der Kampfsport als HEMA bezeichnet, was für „Historical European Martial Arts“, also „Historische europäische Kampfkünste“ steht. HEMA umfasst neben dem Umgang mit dem Langen Schwert oder dem Rapier weitere Kampfkünste, die über die Jahrhunderte aus der Mode gerieten und nun unter Einbeziehung historischer Quellen sportlich wieder entdeckt und aufgearbeitet werden.

    Bei SSV Ulm 1846 gehen die Schwabenfedern der Sportart nach. Für den Deutschen Dachverband für historisches Fechten (DDHF) messen sich vier von ihnen auf internationalen Schwertkampf-Wettbewerben im insgesamt 18-köpfigen Nationalkader „Langes Schwert“: die 24-jährige Studentin Saskia Eisenbach, der Arzt Lukas Mästle-Goer (28) und die jeweils 35 Jahre alten Michael Hein (Physiker) und Harald Zikeli (Chemiker). Mästle-Goer ist zudem nicht nur ein Trainer der Schwabenfedern, er ist auch einer der erfolgreichsten deutschen Schwertkämpfer und wurde 2019 der erste Deutsche Meister im Langen Schwert. Er kam über einen kleinen Umweg zu dem Sport: „Ich habe als Zwölfjähriger zunächst mit Sportfechten angefangen und bin erst mit Beginn des Studiums über eine Gruppe des Unisports zum Historischen Fechten gekommen. Sportfechten betreibe ich noch immer, da es sinnvolle Trainingsreize setzt.“

    Historisches Fechten HEMA: Vier Ulmer im Nationalkader

    Nach eigenen Angaben gehörten dem DDHF Ende 2018 insgesamt 53 Mitgliedsgruppen mit gesamt rund 2000 Fechterinnen und Fechtern in dreizehn Bundesländern an. Der vom DDHF einberufene Nationalkader besteht aus acht Frauen und zehn Männern. Die Schwabenfedern stellen für die Saison 2021 drei der zehn Kaderathleten im Langen Schwert Herren sowie eine der acht Kaderathletinnen im Langen Schwert Damen. Hintergrund: Im Oktober soll in Deutschland der IFHEMA-Cup, die Weltmeisterschaft im HEMA, ausgetragen werden. Damit das deutsche historische Fechten bei dem Wettbewerb im eigenen Land auch entsprechend vertreten wird, hat der DDHF die Kader für die Disziplin Langes Schwert Männer und Damen berufen. Aus diesen Kadern wird dann ein Wettkampfteam ausgewählt. Die übrigen Kaderathleten trainieren quer über Deutschland verteilt von Hamburg über Münster bis nach Berlin. Nur die Schwabenfedern stellen mehr als zwei Sportler.

    Ob die HEMA-Weltmeisterschaften im Oktober stattfinden können und ob es 2021 überhaupt eine geregelte Wettkampfsaison geben wird, steht aktuell durch Corona noch in den Sternen. Da die Sportart kein Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund ist, profitieren die historischen Fechterinnen und Fechter nicht von Corona-Ausnahmeregeln für Kaderathleten. Somit konnten die Ulmer Athleten seit Oktober nicht mehr gemeinsam trainieren. Schwabenfedern-Trainer Alexander Fürgut sagt: „Wir versuchen, mit auf historisches Fechten zugeschnittenem Online-Fitnesstraining körperlich aktiv zu bleiben und es haben sich auch private Kleinst-Trainingsgruppen gebildet, um das fechterische Level coronakonform einigermaßen aufrecht zu erhalten. Das ist natürlich alles kein Ersatz für richtiges Training.“

    AZ

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