Julia Tannheimer ist im siebten Biathlon-Himmel. Die 19-Jährige vom DAV Ulm hat am vergangenen Wochenende alle verzückt: die Verantwortlichen beim Deutschen Skiverband, Trainer, Mannschaftskameradinnen, TV-Experten und natürlich Freunde und Familie zuhause. In den höchsten Tönen schwärmten sie von der jungen Sportlerin, die bei der ersten Station des Weltcups 2024/2025 im finnischen Kontiolahti mit zwei Top-Platzierungen nicht nur Eigenwerbung betrieb und fleißig Punkte für die Gesamtwertung sammelte, sondern bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison die Norm für die Weltmeisterschaft im Februar in Lenzerheide/Schweiz erfüllte.
Dabei hatte die Woche in Finnland gar nicht so gut begonnen. Mit der deutschen Staffel wurde Tannheimer Siebte, dann folgten im Einzel über 15 Kilometer fünf Schießfehler und Rang 57. Aber dann! Im Sprint über 7,5 Kilometer wurde die 19-Jährige Sechste und blieb dabei als einzige Starterin aus dem deutschen Team ohne Fehler am Schießstand. In dieser Disziplin hatte sie sich im Herbst bereits zur jüngsten deutschen Meisterin aller Zeiten gekürt, nun feierte sie auf der kurzen Distanz auch ihr bis dato bestes Ergebnis in der höchsten internationalen Liga. Freudestrahlend gab sich die junge Ulmerin anschließend am ARD-Mikrofon selbst die Note eins und sagte: „Ich hätte für mich persönlich nicht viel besser machen können. Liegend habe ich ein bisschen langsam geschossen, aber die Null steht. Das war für mich erstmal das Wichtigste.“ In der Loipe war Tannheimer gewohnt stark.
Franziska Preuß lässt sich von Julia Tannheimer und deren Elan inspirieren
Und es wurde noch besser. Am Sonntag durfte sie im Massenstart über 12,5 Kilometer noch einmal ran. Für dieses Rennen qualifizieren sich die Top 30 des Gesamt-Weltcups, die nötigen Zähler hatte sie tags zuvor gesammelt. Tannheimer legte noch einen drauf, verpasste mit lediglich einer Strafe das Podest nur um eine Sekunde, durfte aber als Fünfte über eine weitere persönliche Bestleistung jubeln. Zum zweiten Mal durfte sie zur sogenannten „Flower Ceremony“, der Siegerehrung der besten Sechs – und da floss auch das eine oder andere Freudentränchen. Zumal sie dort mit zwei ihrer Teamkameradinnen im Rampenlicht stand. Mit Franziska Preuß als Dritte und Vanessa Voigt als Vierte. „Total surreal“, meinte sie. Preuß, die in der Loipe auf der Schlussrunde zu kämpfen hatte, erzählte später, sie habe sich in diesem Moment vom jugendlichen Elan der elf Jahre jüngeren Tannheimer inspirieren lassen: „Als die Julia an mir vorbeigegangen ist, hat sie so viel Euphorie gehabt. Das hat mich angesteckt.“
Schnell war damit klar: Das große Talent aus Ulm, das im Januar 2024 von unseren Leserinnen und Lesern bereits zum „Sportstar des Monats“ gewählt worden war, wird auch weiterhin mit dem Weltcup-Zirkus unterwegs sein. Nächste Station ist vom 13. bis 15. Dezember in Hochfilzen. Für die Frauen stehen dort der Sprint, die Verfolgung über zehn Kilometer und eine weitere Staffel auf dem Programm. DSV-Sportdirektor Felix Bitterling sagte vor der Abreise aus Finnland: „Wir haben vieles, was uns positiv auf die nächsten Events schauen lässt. Was sehr erfreulich ist, sind die Leistungen unserer jüngsten Athleten wie der Julia Tannheimer. Es ist erfreulich, dass es nicht nur ein oder zwei Athleten waren, die hier Ausrufezeichen gesetzt haben.“
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