Wahrscheinlich werden wir alle irgendwann unseren Enkeln davon erzählen, wie das war in diesen paar verrückten und schönen Tagen im Frühsommer des Jahres 2023. Am 20. Mai machte zuerst der SSV Ulm 1846 Fußball mit einem 5:0 gegen Fulda die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest und die Rückkehr in den Profifußball perfekt. Knapp vier Wochen danach wurde Ratiopharm Ulm am 16. Juni mit einem 74:70-Heimsieg gegen Bonn sensationell deutscher Meister im Basketball.
Ratiopharm
Ratiopharm Ulm war von Tabellenplatz sieben aus in die Play-offs gestartet und räumte ohne Heimrecht nacheinander die hoch favorisierten Mannschaften von Berlin, München und Bonn aus dem Weg. Auf die sportliche Meisterleistung folgte eine logistische. Erst kurz vor Mitternacht standen die Ulmer Spieler an diesem Freitag im Konfettiregen in der Ratiopharm-Arena. Hätten sie verloren, es hätte am Sonntag ein weiteres Spiel in Bonn gegeben. So aber musste das Ulmer Orga-Team vermutlich die Nacht über durcharbeiten. Am folgenden Nachmittag fuhr die Mannschaft in einem offenen Truck mit Polizeieskorte durch die gesperrten Straßen von Neu-Ulm und Ulm. Tausende von Menschen säumten den Weg, so viele wie sonst nur am Schwörmontag waren dann bei der rauschenden Fete auf dem Münsterplatz dabei. Für die meisten Fans war das gleichzeitig die letzte Gelegenheit, einige der Profis noch einmal zu sehen. Denn die Gesetze des Sports, sie gelten beim Basketball in verschärfter Form. Mit Yago dos Santos, Bruno Caboclo, Brandon Paul und Josh Hawley gingen vier der wichtigsten Spieler. Es scheint dem Management aber gelungen zu sein, sie adäquat zu ersetzen. Der deutsche Meister spielt jedenfalls in der neuen Saison schon wieder ganz oben in der Bundesliga mit.
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SSV Ulm 1846 Fußball
Als ihre Mannschaft Meister wurde, da hatten Yago und Caboclo schon Übung beim Feiern. Als Brasilianer fiebern sie natürlich auch beim Fußball mit, beim Platzsturm nach dem Titelgewinn der Spatzen waren sie im Donaustadion mittendrin unter den Fans. Der kleine Yago auf den Schultern des großen Bruno. Anders als die Meisterschaft der Basketballer war die der Fußballer ein Stück weit geplant, dem Jubel tat das keinen Abbruch. Mehr als 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren beim Spiel gegen Fulda dabei, der Kapitän hatte hinterher das erste Wort. Johannes Reichert stand mit dem Mikrofon in der Hand oben auf der Haupttribüne, gezeichnet von den vielen Glückwünschen, Umarmungen und ersten emotionalen Ausbrüchen, und rief seinen Mitspielern entgegen: „Ihr seid jetzt Legenden!“ Sie alle hatten in den eineinhalb Stunden zuvor ein weiteres Kapitel Vereinsgeschichte geschrieben. Einem Buch, das in den vergangenen beiden Jahrzehnten mitunter auch sehr schwere Kost bot, fügten sie eine Helden-Episode hinzu. Wie sehr die Ulmer Fußballgemeinde die Rückkehr in den Profibereich herbeigesehnt hatte, das zeigte sich an diesem Nachmittag und in den folgenden Wochen. Gegen 1860 München war das Donaustadion im Oktober erstmals seit 23 Jahren bei einem Ligaspiel ausverkauft und die Hoffnung auf viele weitere schöne Nachmittage und Abende mit den Spatzen, sie ist groß. Dank des starken Saisonstarts sind die Spatzen ihrem Minimalziel Klassenerhalt bereits jetzt sehr nahe.
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Der SSV Ulm 1846 Fußball feiert am Samstag, 20. Mai, im Ulmer Donaustadion den Aufstieg in die Dritte Liga.
SSV
Der SSV Ulm 1846 Fußball feiert am Samstag, 20. Mai, im Ulmer Donaustadion den Aufstieg in die Dritte Liga.](https://images.mgpd.de/img/100538768/crop/c1_1-w100/1478028451/139673326/384942397.jpg)
FV Illertissen
Es gab aber in der Region in diesem Jahr noch ein weiteres Fußballfest, und zwar im Vöhlinstadion des FV Illertissen. Dort gastierte am 20. August in der ersten Runde des DFB-Pokals Fortuna Düsseldorf samt Ex-Nationalspieler und Vereinslegende Klaus Allofs. Der bayerische Regionalligist und Totopokalsieger unterlag dem Zweitligisten zwar mit 1:3. Mehr als 3700 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen jedoch ein spannendes und überaus unterhaltsames Pokalspiel, in dem der FV Illertissen beim Zwischenstand von 1:2 mächtig Druck machte und den hohen Favoriten gewaltig in Verlegenheit brachte.
![Volles Haus im Vöhlinstadion: Der FV Illertissen traf im DFB-Pokal auf den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Volles Haus im Vöhlinstadion: Der FV Illertissen traf im DFB-Pokal auf den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf.](https://images.mgpd.de/img/100677535/crop/c1_1-w100/973141183/274850535/fv-illertissen.jpg)
TTC Neu-Ulm
Und es wurde in der Region ein dritter Titel gefeiert, gleich zu Beginn dieses Jahres. Der TTC Neu-Ulm gewann am 8. Januar den deutschen Tischtennis-Pokal durch ein 3:0 im Finale gegen Borussia Düsseldorf. Es war der Höhepunkt und gleichzeitig so etwas wie der Schlusspunkt in der kurzen Geschichte dieses Vereins, für den einige der weltweit besten Spieler aufgeschlagen haben. Einige Wochen danach verkündete der TTC Neu-Ulm im Streit mit dem Verband den Rückzug aus der Bundesliga.
![Finaltunier um den Deitschen Tischtennis-Pokal in der Ratiopharm - Arena in Neu-Ulm. Finaltunier um den Deitschen Tischtennis-Pokal in der Ratiopharm - Arena in Neu-Ulm.](https://images.mgpd.de/img/100426501/crop/c1_1-w100/1265736081/1718883882/ttc-neu-ulm.jpg)