Die Erfahrung von fast 1000 Zweitliga-Spiele auf der einen Seiten, von etwas mehr als 100 auf der anderen. Die Rollen waren beim Auswärtsspiel des SSV Ulm 1846 Fußball in Hannover klar verteilt. In den ersten 60 Minuten war davon nichts zu merken, die Spatzen machten ihre Sache richtig gut und führten sogar mit 2:0. Am Ende gaben sie das Spiel aber doch noch aus der Hand und verloren mit 2:3.
Die Bedingungen in Hannover waren schwierig, die Qualität des Rasens wurde eifrig diskutiert. Gepflegtes Kurzpassspiel war kaum möglich. Die erste Chance des Spiels hatte Andreas Voglsammer (7.) für die Gastgeber, der nach einer Flanke völlig frei zum Abschluss kam, den Ball aber drüber haute. Zum Glück für die Ulmer, die in den ersten Minuten hinten ordentlich zu tun hatten. Nach zehn Minuten hatten sie sich einigermaßen akklimatisiert, bekamen vom Gegner auch die entsprechenden Räume überlassen. Gefährlich wurde es zunächst aber noch nicht. Anders auf der Gegenseite. Da hatte sich Hyun-Ju Lee (23.) in den Strafraum gedribbelt, gemeinsam wurde aber auch diese Situation geklärt. Der direkte Gegenstoß brachte die zu diesem Zeitpunkt durchaus überraschende Führung für den SSV. Die jungen Wilden hatten schnell den Vorwärtsgang eingelegt, Maurice Krattenmacher sprintete nach vorn, bediente Semir Telalovic mustergültig und der vollendet in bester Torjäger-Manier zum 0:1.
Vor allem Krattenmacher, Telalovic und Keller sorgen für Gefahr
Genauso hatten sich die Gäste das vorgestellt. Dieser Nadelstich tat weh und spielte dem Aufsteiger in die Karten. Der konnte sich fortan noch intensiver um die defensiven Aufgaben kümmern. Der SSV bekam aber weiterhin seine Kontermöglichkeiten. So wie in der 28. Minute, als erst Hyryläinens Schuss von Hannovers Schlussmann Ron-Robert Zieler mit den Fäusten geklärt wurde, Aaron Keller dann im Nachsetzen übers 96er-Tor schoss. Es war nicht so, dass sich die Ulmer mit der Führung im Rücken nur noch hinten versteckten. Vor allem das Offensiv-Trio Krattenmacher, Telalovic und Keller sorgte häufig für Gefahr, hätte den einen oder anderen Umschaltmoment aber konsequenter und genauer ausspielen müssen - was sich später im Spielverlauf noch rächen sollte. Auch das 0:2 nach 55 Minuten resultierte aus einem Ballgewinn im Mittelfeld, erneut setzte Krattenmacher den mitgelaufenen Telalovic in Szene und der erhöhte mit einem platzierten Schuss ins linke untere Eck.
In der Schlussphase wird es bitter für den SSV Ulm 1846 Fußball
Ulm hatte in der zweiten Hälfte vor dem eigenen Tor oftmals das Glück des Tüchtigen. Was Hannover auch versuchte, der Ball wollte einfach nicht rein. Mal lag es an der vielbeinigen SSV-Abwehr, mal an Torwart Niclas Thiede. Dass das 1:2 (60.) aus einer Standardsituation resultierte, war da kaum überraschend. Nach einer Ecke zog Lee aus gut elf Metern ab und zimmerte den Ball unhaltbar unter die Latte. Der Druck wurde danach immer größer, das Spiel wilder. Der SSV hatte bis dahin enorm viel Aufwand betrieben, hatte deutlich mehr Kilometer auf dem Tacho. Es wurde auch eine Frage der Kraft. Und Hannovers Energiespeicher war in den letzten Minuten voller als der Ulmer. Die Konsequenz: Nicolo Tresoldi glich in der 71. Minute aus zum 2:2. Ein unglücklicher Gegentreffer, denn Thiede hatte den ersten Schuss noch geklärt – allerdings direkt vor die Füße des deutschen U21-Nationalspielers. Der drehte das Spiel wenig später sogar ganz. Wieder mit Thiedes Hilfe, der einen Schuss von Lars Gindorf nicht festhalten konnte. Tresoldi stand goldrichtig, köpfte den Ball zum 3:2 über die Linie. Bitter für die Gäste, die gemessen an Engagement, Mut und Leidenschaft zumindest einen Punkt verdient gehabt hätten.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden