Als Vizemeister hat der SSV Ulm 1846 Fußball die Saison in der Regionalliga Südwest abgeschlossen. Einerseits ist man bei den Spatzen enttäuscht, weil am Ende nur drei Punkte zu Meister Elversberg fehlten und der Aufstieg in die 3. Liga bis zum vorletzten Spieltag zum Greifen nahe war. Andererseits weiß man die Leistung freilich entsprechend einzuschätzen, SSV-Geschäftsführer Markus Thiele sagt daher auch: „Ja, es hat nicht gereicht, aber es war auch nicht alles schlecht.“ Wenige Tage nach dem letzten Spiel der Runde gegen den VfB Stuttgart II (3:2) zieht er mit uns Bilanz.
Markus Thiele spricht im Gespräch mit unserer Redaktion über ...
... den Zusammenhalt im Team: „Ich mache diesen Job jetzt schon viele, viele Jahre, aber ich habe noch nie eine derart charakterstarke Mannschaft erlebt, die eine so starke Einstellung an den Tag legt, alle Hürden meistert und sämtliche Nebenschauplätze ausblendet. Diese mannschaftliche Geschlossenheit hat mich in dieser Saison besonders fasziniert“, sagt Thiele. Das sei, haben auch sämtliche Spieler in den vergangenen Wochen immer wieder betont, auch ein großer Verdienst des Trainerstabs um Chefcoach Thomas Wörle.
... den Ulmer Drei-Jahres-Plan: Streng genommen, war das nun Jahr zwei des vor einiger Zeit ausgegebenen Drei-Jahres-Plans, an dessen Ende eigentlich der Aufstieg in die 3. Liga stehen sollte. Doch Thiele warnt vor zu hohen Erwartungen: „Diesen Plan gab es mal, ja. Aber dann kamen Corona und noch ein paar andere Baustellen. Es ist wirtschaftlich schwieriger geworden. Wir müssen analysieren, aus welchen Gründen es dieses Jahr nicht gereicht hat“, sagt der Geschäftsführer – und stellt zwei grundsätzliche Fragen in den Raum: Spieler welcher Qualität können wir uns überhaupt leisten? Und ist der komplette Verein überhaupt schon bereit für Profifußball in Ulm? Thiele sagt: „Es muss da eine klare und einheitliche Denkweise im Verein geben. Wenn wir Profifußball wollen, dann müssen wir auch wirklich alles dafür tun.“ Er selbst äußert sich dazu unmissverständlich. Er sei, sagt der 40-Jährige, nach Ulm gekommen, um den Verein nach oben zu führen.
... die Erwartungen der Fans: Keine Frage, die Erwartungen der Spatzen-Fans sind mit den Erfolgen in dieser Saison gestiegen. Als Vizemeister werden die Ulmer in der neuen Spielzeit wohl von vielen als großer Favorit gehandelt. Thiele drückt aber schon jetzt auf die Euphoriebremse: Es werde erneut Konkurrenten geben, die finanziell mehr Möglichkeiten haben, den Kader entsprechend aufzurüsten. Der SSV Ulm 1846 Fußball werde seinen Etat nicht erhöhen, also auch 2022/2023 mit knapp 2,4 Millionen Euro kalkulieren. „Wir müssen dieses Geld aber besser verteilen als in der Vorsaison. Dann bin ich optimistisch. Denn wir haben in Ulm bewiesen, dass wir nicht das größte Kapital brauchen, um erfolgreich zu sein. Wir haben in der vergangenen Saison aus wenig recht viel gemacht“, sagt er.
... das Finale im Verbandspokal: Wenn die Ulmer Spatzen am kommenden Samstag (16.15 Uhr) bei den Stuttgarter Kickers zum Pokalfinale antreten, steht auch viel Geld auf dem Spiel. Denn der Sieger qualifiziert sich direkt für die Hauptrunde des DFB-Pokals, inklusive der garantierten Prämien in Höhe von rund 130.000 Euro aus den Vermarktungserlösen. Thiele erwartet ein Duell auf Augenhöhe und warnt vor den Kickers: „Das ist kein klassischer Oberligist.“