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Fußball: "Projekt Zukunft" des DFB: Angst vor der Spaltung in der U19-Bundesliga

Fußball

"Projekt Zukunft" des DFB: Angst vor der Spaltung in der U19-Bundesliga

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    Der Deutsche Fußball-Bund hat weitreichende Reformpläne für den Spielbetrieb im Nachwuchs. Besonders Amateurvereine gefallen diese Pläne aber ganz und gar nicht.
    Der Deutsche Fußball-Bund hat weitreichende Reformpläne für den Spielbetrieb im Nachwuchs. Besonders Amateurvereine gefallen diese Pläne aber ganz und gar nicht. Foto: Arne Dedert/dpa

    Neben all den aktuellen Diskussionen um neue Turnierformate, Privilegien für Teams und Spieler und dem Reiseaufkommen großer Klubs im Profifußball wabert seit einigen Wochen auch ein Thema durch die Branche, das zwar nicht die Öffentlichkeit sehr bewegt, wohl aber einige Klubs. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) möchte im Rahmen seines „Projekt Zukunft“ die Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball neu strukturieren. Sein Ziel ist es, mehr deutsche Talente in den Profibereich zu bringen. An der Qualität deutscher Nachwuchsarbeit hatte es immer wieder medienwirksame Kritik gegeben. Viele Bundesligisten verpflichten lieber fertig ausgebildete Spieler oder Talente aus dem Ausland, anstatt auf die eigene Jugend zu setzen. Um das zumindest teilweise zu ändern, hat der DFB einige Ideen entwickelt – von denen aber nicht alle auf Gegenliebe stoßen.

    Größter Streitpunkt ist, dass der Verband die U17- und U19-Bundesliga auflösen möchte. Die Klubs, die über ein eigenes, vom DFB zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) verfügen, sollen untereinander sogenannte Entwicklungsspiele und -turniere veranstalten, ohne Leistungsdruck. Denn Auf- oder Absteiger wird es somit nicht mehr geben. Ein deutscher Meister soll unter diesen Teams in einer eigenen Runde ermittelt werden. So soll die Entwicklung der Jungkicker gefördert werden. Problematisch ist dabei die Rolle der Amateurvereine, die nicht über ein NLZ verfügen.

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    Dadurch, dass es laut der Pläne keine Auf- und Absteiger mehr geben wird, werden diese Klubs ihrer Chance beraubt, in die Bundesliga aufsteigen und Meister werden zu können. Von einer Zweiklassengesellschaft ist die Rede und von der Bevorzugung großer Klubs. Denn der Großteil der 56 Vereine, die ein NLZ haben, sind in der ersten und zweiten Bundesliga angesiedelt – insgesamt 36. Sie sind verpflichtet, NLZ zu betreiben. Von Bevorzugung möchte der DFB jedoch nichts wissen. Laut Kicker argumentiert er damit, dass die Zahl der Amateurvereine in den U17- und U19-Bundesligen ohnehin gering sei. Außerdem würden bis zur U17 alle Teams in Koexistenz am Spielbetrieb teilnehmen, genau wie an den Entwicklungsspielen der U17.

    Im U19-Bereich soll das zwar nicht so sein, dafür soll dort die Zahl der Teilnehmer am DFB-Pokal erhöht werden. Wie beim „großen“ Wettbewerb würden sich in ihm Amateure mit Profis messen können. Zudem soll eine Amateur-Meisterschaft geschaffen werden. Frühestens zur Saison 2022/23 soll es so weit sein.

    Der SSV Ulm 1846 Fußball hat zwar eine Mannschaft in der U19-Bundesliga, gehört aber noch nicht zur Riege der NLZ-Betreiber. Seit einiger Zeit arbeitet der Verein jedoch daran, das zu ändern. Die Vorgaben des DFB für die Lizenzierung des Zentrums, die Anfang des vergangenen Jahres nochmals verschärft worden waren, seien weitestgehend erfüllt, sagt Dieter Märkle, Nachwuchsleiter bei den Spatzen. Unter anderem regeln diese Vorgaben, wie viel Personal ein Klub für das NLZ zur Verfügung stellen muss. Für einen Verein wie den SSV sind die Hürden schon beträchtlich und dass diese vom DFB noch verschärft worden waren, half auch nicht. „Die Änderungen haben uns ganz schön ins Schwitzen gebracht“, erklärte Sportvorstand Anton Gugelfuß im Sommer.

    SSV Ulm 1846 wartet auf Lizenzierung des Nachwuchsleistungszentrums

    Nun sieht die Lage aber schon freundlicher aus für die Ulmer. Wäre da nicht die Corona-Pandemie. „Sie hilft nicht gerade“, sagt Märkle. Denn damit der DFB sein Okay für die Zertifizierung gibt, sind Vor-Ort-Besuche einer Verbandsdelegation nötig. Und die sind gerade nicht oder nur sehr schwer möglich. Deshalb ist es laut Märkle schwierig, eine Prognose abzugeben, wann dieses Okay kommt. Der Verein hofft vorsichtig, dass es im späten Frühjahr oder Frühsommer so weit sein wird.

    Über kurz oder lang werden die Spatzen also zu dem erlauchten Kreis der Nachwuchsklubs gehören, die von den Amateuren so kritisch beäugt werden. „Es ist extrem schwierig, allen Bereichen von den Profis bis zu den Amateuren gerecht zu werden“, sagt Märkle dazu. Die Befürchtung, dass ein geschlossenes System der NLZ-Klubs entstehen könnte, teilt er aber nicht. Es sei wichtig, den Amateurbereich nicht auszuschließen, da auf ihn alles aufbaue.

    Die meisten Jungfußballer werden in ihren Heimatklubs ausgebildet und kommen von dort bei entsprechender Leistung in einen Verein mit Nachwuchsleistungszentrum. Etwas zwiespältig sieht Märkle dafür die Idee, den Druck von den jungen Spielern zu nehmen und weniger in Ergebnissen zu denken. Insbesondere in der U19 wäre das ein Problem: „Kurz darauf sind sie Profis und haben nie gelernt, schlechte Ergebnisse zu verarbeiten.“ Davon abgesehen seien die Ansätze aber „nicht so verkehrt“.

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