Es ging nach dem Schlusspfiff wieder einmal um das starke Kollektiv als Schlüssel zum Erfolg beim SSV Ulm 1846 Fußball. Trainer Thomas Wörle sagte: „Ich bin beeindruckt, wie die Mannschaft für- und miteinander gekämpft hat.“ Belege dafür gab es beim 1:0-Sieg der Spatzen gegen den SSV Jahn Regensburg im Spitzenspiel der 3. Liga genügend. Felix Higl zum Beispiel, der in der Schlussphase über das halbe Feld nach hinten sprintete, um dann als Stürmer in bester Verteidiger-Manier die Grätsche auszupacken und einen Angriff der Gäste zu klären. Und trotz allem Zusammenhalt und Teamgeist gab es einen unumstrittenen „Mann des Abends“ beim inzwischen 19. Saisonsieg des Aufsteigers und Spitzenreiters.
Leo Scienza war auch gegen Regensburg ein nimmermüder und quirliger Antreiber in der Offensive der Hausherren. Beim entscheidenden Tor zum 1:0 in der 70. Minute machte er deutlich, wie wertvoll er für die Mannschaft ist – und warum inzwischen so viele Erst- und Zweitligisten hinter dem Brasilianer her sind. Scheinbar federleicht tanzte er zwei, drei Gegenspieler aus, hatte dann noch genügend Kraft für einen Zauberpass mit dem Innenrist auf Felix Higl. Der wiederum schloss eiskalt ins rechte untere Eck ab und ließ sich in der Kurve feiern. Scienza meinte später am Mikrofon von Magenta Sport: „Es macht mir so viel Spaß hier. Wir machen momentan die Tore einfach in den richtigen Momenten.“ In den Mittelpunkt rücken wollte sich der 25-Jährige selbst aber nicht. Scienza sagte weiter: „Natürlich mache ich manchmal mein Ding, mal ein schönes Dribbling. Aber ohne Mannschaft geht gar nichts. Ich bin sehr glücklich, dass ich der Mannschaft auf dem Platz helfen kann.“ Sein Coach weiß freilich um die Qualitäten des Kickers, der in Spielen wie diesen den Unterschied ausmachen kann. „Er ist unfassbar wichtig für uns“, sagte Wörle.
Doch gegen den SSV Jahn Regensburg taten sich Scienza und Co. im ausverkauften Donaustadion zunächst recht schwer. Die Gäste machten früh Druck und wollten Fehler im Aufbauspiel provozieren. Dazu kam, dass Verteidiger Philipp Strompf schon nach vier Minuten mit der Bürde einer frühen Gelben Karte spielen und leben musste. Es war nicht die einzige diskussionswürdige Entscheidung von Fifa-Schiedsrichter Christian Dingert in der Anfangsphase. Die Spatzen hätten gleich in zwei darauffolgenden Situationen gerne einen Elfmeterpfiff gehört, doch Dingert machte sich keine Freunde im Donaustadion. Es waren aber auch keine gravierenden Fehler, sondern – wie vieles im Leben – war es auch auf dem Rasen Auslegungssache.
Zwei Siege fehlen dem SSV Ulm 1846 Fußball noch zum sicheren Aufstieg
Erst gegen Ende der ersten Halbzeit übernahm der SSV Ulm 1846 Fußball das Ruder und wurde wie zuletzt vor allem bei Standardsituationen gefährlich. Es ging aber torlos in die Pause. Nach dem Seitenwechsel setzten die Hausherren ihre Sturm-und-Drang-Phase fort. Lennart Stoll (57.) und Dennis Chessa (61.) hatten die ersten großen Möglichkeiten für den Tabellenführer, der jetzt klar spielbestimmend war. Und dann schließlich kam der geniale Scienza-Moment.
Ulm schwamm fortan auf einer Welle der Euphorie, Regensburg brachte nicht mehr viel zustande. Erst in der Nachspielzeit gab es noch zwei brenzlige Situationen, die Christian Ortag im Spatzen-Tor aber nicht vor allzu große Herausforderungen stellten. „Das war bärenstark. Mir fehlen fast die Worte“, meinte Trainer Thomas Wörle nach dem ziemlich reifen Auftritt seiner Mannschaft.
Zwei Siege fehlen den Ulmern jetzt noch, um den Aufstieg in die 2. Bundesliga schon vorzeitig klarzumachen.
SSV Ulm 1846 Fußball: Ortag - Gaal, Reichert, Strompf - Stoll, Brandt (83. Ahrend), Maier, Rösch - Chessa (90. Yarbrough), Higl (80. Jann), Scienza (90. Röser).