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Interview: Der Geschäftsführer von Ratiopharm Ulm spricht über Sponsoren und Halle

Interview

Der Geschäftsführer von Ratiopharm Ulm spricht über Sponsoren und Halle

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    „We are one“ – so lautet das Motto von Ratiopharm Ulm. Im übertragenen Sinne gilt das nach Einschätzung von Basketball-Geschäftsführer Andreas Oettel auch bei der Werbung um Sponsoren für den Spitzensport in der Region. Foto: Alexander Kaya
    „We are one“ – so lautet das Motto von Ratiopharm Ulm. Im übertragenen Sinne gilt das nach Einschätzung von Basketball-Geschäftsführer Andreas Oettel auch bei der Werbung um Sponsoren für den Spitzensport in der Region. Foto: Alexander Kaya Foto: Alexander Kaya

    Es ist für Ratiopharm Ulm die erste Saison nach der deutschen Meisterschaft. Sie sind der für die Finanzen zuständige Geschäftsführer. Schwimmen die Basketballer nun im Geld, Herr Oettel?

    Andreas Oettel: Keine Frage, die Meisterschaft hatte schon auch wirtschaftlich einen Effekt. Aber noch viel größer wäre dieser Effekt, wären wir vor der Pandemie deutscher Meister geworden. Inzwischen jagt eine Krise die andere, die Menschen müssen ihr Geld zusammenhalten. In erster Linie war das deswegen ein Titel für das Herz und nicht für die Kasse. Um nachhaltig zu profitieren, müssten wir dauerhaft mit Bayern München und Alba Berlin auf Augenhöhe sein. Das sehe ich nicht, unser Anspruch ist ein Platz unter den Top sechs. Aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass es nicht unsere letzte Meisterschaft war. Die nächste wird genauso unerwartet um die Ecke kommen wie die erste.

    Der Kampf der Basketballer um Zuschauer und Sponsoren dürfte nicht leichter werden, wenn die Fußballer in die 2. Bundesliga aufsteigen und ein noch größeres Stück von diesem Kuchen abhaben wollen …

    Oettel: Ich will nicht bestreiten, dass wir das schon in dieser Saison spüren. Aber am vergangenen Sonntag war zum Beispiel das Donaustadion ausverkauft, und die Ratiopharm-Arena war zuvor auch voll, obwohl man sich bestimmt attraktivere Spiele vorstellen kann als eines gegen den MBC. Ich habe Autos gesehen, die sind von der Halle direkt in Richtung Stadion gefahren. Ich bevorzuge es, die Situation nicht als Gefahr, sondern als eine Chance zu betrachten. Dass es funktionieren kann, das sieht man ja etwa an der Stadt Augsburg, wo Fußball und Eishockey hochklassig angeboten werden und nebeneinander gut existieren. Auch bei uns werden bei einem erneuten Aufstieg der Fußballer das Interesse und das Einzugsgebiet größer, und es wird noch mehr Leute geben, die sich schlicht für Sport begeistern – auch in den Unternehmen. Es gibt noch mehrere multinationale Firmen in der Region, die hier bisher nichts machen. Es wäre doch wunderbar, wenn sich jedes einzelne Unternehmen im Donautal irgendwo engagieren würde. Da reden wir nicht nur über Basketball und Fußball, sondern zum Beispiel auch über American Football und Eishockey. Es gilt hier die Kräfte zu bündeln und miteinander zu arbeiten, anstatt sich Konkurrenz zu machen. Um es plastisch zu formulieren: Wenn alle vom selben Kuchen abbeißen wollen, dann müssen wir eben einen größeren Kuchen backen. Und um auch das mal erwähnt zu haben: Ich persönlich habe ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den Kollegen zum Fußball.

    Zurück zu einem Thema, worüber wir uns im Spätherbst 2022 schon einmal unterhalten haben. Damals hatte die Betreibergesellschaft recht kurzfristig die Kaltmiete für die Ratiopharm-Arena satt erhöht, es ging außerdem um Einnahmen aus der Werbung und dem Catering. Ist man sich inzwischen irgendwie einig geworden?

    Oettel: Na ja, man hat sich dann im Januar 2023 schon geeinigt und man ist uns ein bisschen entgegen- gekommen. Aber nach meiner Einschätzung nicht auf halbem Weg. Ich habe überhaupt kein Problem mit den handelnden Personen, aber ich bin nach wie vor unglücklich mit der Gesamtkonstruktion. Da haben wir die Städte Ulm und Neu-Ulm, denen diese Halle gehört und die sie mit Steuergeldern gebaut haben. Da gibt es uns Basketballer, die wir die Halle bespielen. Wir sorgen für 60 Prozent des Besucheraufkommens in der Arena und für die Wertschöpfung. Und auf einer Art Zwischenebene gibt es den Betreiber, das ist der Baukonzern Bögl in der Oberpfalz. Der ist in dieser Region nicht verwurzelt, der will Geld verdienen. Dafür habe ich Verständnis, das ist von meiner Seite überhaupt kein Vorwurf, das ist eine Feststellung. Mit dem Wissen von heute würde man aber sicher eine andere Konstruktion wählen.

    Lässt diese Konstruktion sich möglicherweise abändern?

    Oettel: Der Vertrag mit dem Betreiber läuft meines Wissens über 20 Jahre, also noch bis 2031. Wenn man etwas ändern will, dann muss man ein paar Jahre vorher darüber zu reden beginnen. Ich kann bestätigen, dass wir Basketballer Interesse haben, als Betreiber zu übernehmen. Gemeinsam mit der Firma Bögl würde das aber keinen Sinn machen.

    Also alleine? Oder würden Sie einen anderen Partner an Bord holen?

    Oettel: Also die Instandhaltung und Vermarktung und solche Dinge könnten wir mit unserer mittlerweile gesammelten Erfahrung sicher alleine stemmen. Wo wir Unterstützung gebrauchen könnten, das wäre der Bereich Konzerte und Comedy. Aber es gibt in der Kultur genügend Kompetenz in der Region, da müsste man niemanden aus Berlin einfliegen. Ich will ja gerade, dass der Ertrag in der Stadt, in der Region und natürlich auch in unserem Klub bleibt. Ich bin übrigens auch davon überzeugt, dass noch deutlich mehr Ertrag rausgeholt werden kann.

    Wäre auch ein Kauf der Ratiopharm-Arena eine Option?

    Oettel: Wenn die Städte Ulm und Neu-Ulm Interesse an einem Verkauf hätten, dann wären wir gesprächsbereit.

    Das würde aber ein schönes Sümmchen kosten, oder?

    Oettel: Ich kann jetzt die genauen Summen nicht nennen, aber ich gehe davon aus, dass der Kauf einer Bestandsimmobilie günstiger ist als ein Neubau. Wer sich zutraut, eine Halle zu bauen, der kann also auch eine kaufen. Und der Bau einer neuen, eigenen Halle, das bleibt nach der Übernahme des Betriebs und dem Kauf unsere Option Nummer drei.

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