Die Mannschaft von Ratiopharm Ulm hat nach der Klatsche im Hinspiel mit beinahe 50 Punkten Differenz zwar bewiesen, dass sie es sehr viel besser kann gegen Gran Canaria. Aber letztlich verlor der Bundesligist am Dienstagabend auch das Heimspiel gegen die Spanier mit 76:83 und das ist aus einem Grund besonders bitter: Mit einem Sieg hätten die Ulmer den Gegner von Tabellenplatz zwei in der Vorrunden-Gruppe A des Eurocups verdrängt und hätten damit allerbeste Chancen gehabt, ohne eine Achtelfinal-Aufgabe direkt ins Viertelfinale durchzurauschen.
Das Spiel begann eigentlich denkbar schlecht für die Ulmer. Nach gerade einmal 23 Sekunden verletzte sich Tommy Klepeisz ohne Einwirkung eines Gegenspielers. Gestützt von Isaiah Roby und Nelson Weidemann humpelte der Kapitän vom Feld und verließ wenig später den Innenraum der Halle. Später saß Klepeisz zwar wieder auf der Bank, zurück aufs Parkett kam er an diesem Abend aber nicht mehr.
Seine Mannschaftskameraden reagierten jedoch alles andere als geschockt. Mit ihrer starken Defensive zwangen sie den Gegner zu vier Ballverlusten in den ersten vier Minuten und gingen mit 9:2 in Führung. Zum Ende des ersten Viertels waren es sechs Turnovers bei Gran Canaria, Ulm lag mit 24:18 vorn. Aber in den zweiten Spielabschnitt startete sie mit einem 12:0-Lauf, die Mannschaft von Jaka Lakovic, der drei Jahre lang als Trainer in Ulm gearbeitet und 2023 mit Gran Canaria den Eurocup gewonnen hat. Sein Nach-Nachfolger Ty Harrelson zog beim 24:29-Rückstand zwar zwischendurch per Auszeit die Notbremse. Dennoch dauerte es viereinhalb Minuten, bis Ben Saraf endlich der erste Ulmer Feldkorb in diesem Viertel gelang. Aber größerer Flurschaden war aus Sicht des Bundesligisten da noch gar nicht entstanden. Die Ulmer berappelten sich wieder und lagen zur Halbzeit nur knapp mit 36:37 hinten gegen einen der Favoriten auf den Gesamtsieg in diesem Wettbewerb.
Der zog im dritten Viertel immer wieder auf maximal sechs Punkte weg, aber abschütteln ließen sich die Ulmer noch nicht und dank eines 7:0-Endspurts gingen sie sogar mit einer 59:55-Führung in den Schlussabschnitt. Mitte dieses Viertels kassierte dann Justinian Jessup sein fünftes Foul, die Ulmer hatten damit nach Klepeisz den zweiten wichtigen Spieler verloren - und das in einer Phase, in denen sie in der Offensive dringend Ideen und Produktivität gebraucht hätten. Ganz zu Beginn dieses Viertels erzielte Karim Jallow noch zwei Punkte, dann herrschte siebeneinhalb Minuten lang komplette Funkstille im Ulmer Angriff. Gran Canaria nutzte diesen Hänger zu einer zweistelligen Führung (71:61) und zweieinhalb Minuten vor dem Ende des Spiels war bereits klar, dass es für Jaka Lakovic eine durch und durch angenehme Rückkehr in die Ratiopharm-Arena werden würde.
Aus Ulmer Sicht gab es am Ende immerhin noch vorsichtige Entwarnung in Sachen Klepeisz. Nach Einschätzung seines Teamkollegen Nelson Weidemann hat es den Kapitän nicht ganz so schlimm erwischt, wie es zunächst den Anschein hatte. Weidemann verband diese natürlich laienhafte Diagnose übrigens im Interview mit Magenta-Sport noch mit einem Kompliment. Er nannte Klepeisz „einen der nettesten Menschen, die ich kenne“.
Beste Ulmer Werfer waren Ben Saraf mit 19, Alfonso Plummer mit 13 und Marcio Santos mit 10 Punkten.
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