In ihrer Geschichte sahen die Basketballer von Ratiopharm Ulm schon viele Spieler kommen und gehen. Einige blieben in guter Erinnerung, manche von ihnen wurden zu Legenden. Die Männer aus der Meistermannschaft 2023 zählen zweifelsohne dazu. Weil ihnen etwas Einzigartiges gelungen ist. Freilich darf aber auch ein anderer Großer nicht vergessen werden: Per Günther. Der Samstag soll zu seinem Tag werden. Denn vor dem Bundesliga-Heimspiel der Ulmer gegen die Tigers Tübingen (ab 18.30 Uhr) wird zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das Trikot eines Spielers feierlich in den Ruhestand versetzt. Sein Shirt wird unters Hallendach gezogen, die Nummer sechs danach nicht mehr vergeben.
Günther hatte vom Klub freie Auswahl bekommen, bei welchem Heimspiel die Zeremonie abgehalten werden soll. Und er entschied sich für das Derby. „Dieses Spiel ist immer etwas ganz Besonderes. Ich verbinde damit viele unvergessliche Augenblicke. Natürlich bedeutet es mir viel, dass mir als erstem Spieler der Ulmer Basketballgeschichte diese Ehre zuteilwird. Ich freue mich sehr darauf, in die Ratiopharm-Arena zurückzukehren, Fans, Bekannte, Freunde und Wegbegleiter wiederzusehen“, sagt der 35-Jährige.
Zeit, sich ausführlich Gedanken über diesen Moment zu machen, hatte Günther bislang noch nicht. Die Familie wohnt mittlerweile in Hamburg, als Experte war er bei Übertragungen der Euroleague für den Streamingdienst Magenta-Sport im Einsatz, dazu mit organisatorischen Dingen rund um den Abend in Ulm beschäftigt. „Ich musste Eintrittskarten besorgen, mich um Hotels kümmern und ein Rahmenprogramm für meine Gäste zusammenstellen. Noch bin ich nicht sonderlich nervös. Aber ich glaube schon, dass es mich emotional berühren wird und auch die eine oder andere Träne fließen kann“, sagt er. Seiner Frau wird es vermutlich kaum anders gehen. Auch die beiden Söhne werden in der Arena dabei sein, sein großer Bruder und die Eltern.
In 500 Partien für Ulm erzielte Per Günther 4499 Punkte
Günther hat seine Basketballkarriere vor eineinhalb Jahren nach dem Play-off-Viertelfinale gegen Ludwigsburg beendet. Er spielte von 2008 bis 2022 für Ulm, absolvierte 500 Partien und erzielte dabei 4499 Punkte. Fünfmal in Folge wurde er von den Basketballfans zum beliebtesten Spieler der Liga gewählt. Mit ihm als Point Guard stellten die Ulmer in der Saison 2016/2017 den nach wie vor ungebrochenen Rekord von 27 Bundesliga-Siegen in Folge auf. „Es ist immer schön, wenn ein Blick unters Hallendach die Klubgeschichte widerspiegelt. Mit mir sind zehn bis 15 Jahre abgedeckt. Da gehören auch noch andere hin“, sagt Günther – und nennt beispielsweise Jeff Gibbs, der vier Jahre lang Publikumsliebling in Ulm war, oder auch John Bryant, mit er selbst viele schöne Momente im Ratiopharm-Trikot erlebt hatte.
Die Zeremonie am Samstag ist genau durchgetaktet. Um 18.17 Uhr wird Per Günther in die Arena gerufen, von den beiden Geschäftsführern Dr. Thomas Stoll und Andreas Oettel wird er in den Mittelkreis begleitet. Nach einer kurzen Ansprache kommt auch der 35-Jährige zu Wort. Sein Trikot wird dann über Block 1, links von der Haupttribüne, hochgezogen.
Das sagt Ulms Trainer Anton Gavel zum Heimspiel gegen Tübingen
Sich danach sofort aufs Spielgeschehen zu fokussieren, sieht Ulms Trainer Anton Gavel als große Herausforderung. „Es wird schwierig. Ich hoffe, dass wir die Anfangsphase nicht verschlafen“, sagt er. Bei allem feierlichen Rahmen geht es für die Hausherren auch um wichtige Punkte gegen den Aufsteiger. Gavel wird dafür wohl wieder nur einen Mini-Kader zur Verfügung haben. Was der Meister selbst unter diesen Voraussetzungen Woche für Woche leistet, ringt der Klublegende Respekt ab. Günther sagt: „Ich finde es schon beeindruckend, wie stabil diese Mannschaft unterwegs ist.“