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Zehnkampf: Wieder auf dem Sprung zu Olympia

Zehnkampf

Wieder auf dem Sprung zu Olympia

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    Mathias Brugger ist einer der Ulmer Kandidaten für die Spiele in Tokio.
    Mathias Brugger ist einer der Ulmer Kandidaten für die Spiele in Tokio. Foto: Alexander Kaya

    Diese eine Szene sagt eine Menge darüber aus, wie die Zehnkampf-Jungs vom SSV Ulm 1846 so ticken. Die Präsentation für Presse und Sponsoren bei der Sparkasse Ulm ist gerade beendet, Mathias Brugger schleppt die aufeinander gestapelten Stühle aus dem Konferenzraum. Die Ulmer Zehnkämpfer sind durch die Bank höflich, freundlich, hilfsbereit und frei von jedweden Allüren. Alles Typen der Marke Traum-Schwiegersohn. Wenn Trainer Christopher Hallmann seine Schützlinge beschreiben soll, dann benutzt er irgendwie aus der Zeit gefallene Attribute wie „eisern“ oder sogar „ritterlich“. Gleichzeitig sind die Ulmer Zehnkämpfer auf höchster internationaler Ebene sportlich so erfolgreich wie sonst in der Doppelstadt höchstens noch die Ruderer.

    Aber um die finanzielle Unterstützung müssen sie kämpfen. Dabei sind es für die Verhältnisse im Hochleistungssport überaus bescheidene Summen, die der Ulmer Leichtathletik-Abteilungsleiter Wolfgang Beck bei dieser Präsentation nennt. Ein Paar Sportschuhe etwa kostet rund 150 Euro, zehn Paar braucht ein Zehnkämpfer für die unterschiedlichen Disziplinen. Die bezahlt oft ein Ausrüster, mit einem Jahresetat von 50000 Euro wäre Beck deswegen schon sehr glücklich und er versichert: „Zehnkampf auf diesem Niveau ist harte Arbeit und die Jungs werden davon gewiss nicht reich.“ Es gab bei der Präsentation viele spontane Zusagen von Sponsoren, das nächste große Projekt der Ulmer Zehnkämpfer kann deswegen wohl fundiert geplant werden: Auch zu den Olympischen Spielen in Tokio in vier Jahren wollen die Ulmer wieder mindestens einen, besser noch zwei oder drei Starter schicken.

    In diesem Jahr war Arthur Abele in Rio aus Ulmer Sicht noch ein Einzelkämpfer. Platz 15 war zwar letztlich eine leichte Enttäuschung für den Mann, der zuvor nach seinen 8605 Punkten beim Meeting in Ratingen vorübergehend die Weltjahresbestenleistung im Zehnkampf gehalten hatte. Trotzdem sind die Ulmer mächtig stolz auf ihren Olympia-Teilnehmer. Beck musste ihn gar nicht trösten und sagte trotzdem: „Du warst dabei, das kann Dir niemand mehr nehmen.“ Abele revanchierte sich mit einem Kompliment an seinen Verein: „Ich gehöre zu einer der stärksten Trainingsgruppen der Welt.“

    Hätte sich Abele in Rio seinen Medaillentraum verwirklicht – wer weiß, ob der 30-jährige Sportsoldat die Schinderei im Training weiterhin auf sich genommen hätte. So aber ist der Ehrgeiz des in seiner Karriere so oft von schweren Verletzungen gebeutelten Routiniers ungebrochen. Abele will in Tokio zum dritten Mal nach Peking und Rio an Olympischen Spielen teilnehmen. Doch er weiß sehr wohl, dass das schon vereinsintern ein hartes Stück Arbeit wird: „Die jungen Leute wollen mich alten Sack gern vom Thron stoßen.“ Schon allein deswegen muss Abele eigentlich weiter machen: „Ich möchte selbst bestimmen, wann ich den Thron verlasse.“

    Die große Konkurrenz innerhalb der eigenen Gruppe ist ganz im Sinne von Christopher Hallmann. Mit einem Ulmer Zehnkämpfer bei den Spielen in Tokio wäre der Bundes- und Stützpunkt-Trainer nämlich nicht zufrieden: „Wir wollen in Japan doppelt und dreifach das unterstreichen, was Arthur in Rio gezeigt hat.“

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