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Wintersport: So lebt der Pfaffenhofer Skirennfahrer Paul Riggenmann im Skiinternat

Wintersport

So lebt der Pfaffenhofer Skirennfahrer Paul Riggenmann im Skiinternat

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    Paul Riggenmann aus Pfaffenhofen lebt im Oberstdorfer Skiinternat und will Profi-Skirennfahrer werden. Die Chance kriegt der 16-Jährige, unter der Anleitung von Trainern des Deutschen Skiverbands. Viel Freizeit hat er aber nicht.
    Paul Riggenmann aus Pfaffenhofen lebt im Oberstdorfer Skiinternat und will Profi-Skirennfahrer werden. Die Chance kriegt der 16-Jährige, unter der Anleitung von Trainern des Deutschen Skiverbands. Viel Freizeit hat er aber nicht. Foto: PaulFoto

    Im Skiinternat in Oberstdorf treffen Traum und Wirklichkeit aufeinander. 44 junge Wintersportler aus sechs Disziplinen beherbergt die Einrichtung derzeit, alle eint das Ziel Profisportler. Das ist der Traum. Bloß, so einfach ist es nicht. „Die wenigsten werden Profis“, sagt der Internatsleiter und Geschäftsführer Florian Kuiper. Er weiß aus Erfahrung, dass es aus jedem Jahrgang etwa „ein bis zwei Athleten schaffen, sich im Weltcup zu etablieren“. Etablieren, nicht einfach nur mal mitfahren, das zu betonen ist Kuiper wichtig. So sieht die Wirklichkeit aus. Paul Riggenmann stellt sich dieser Wirklichkeit. Der 16-jährige Skirennfahrer aus Pfaffenhofen lebt seit September im Internat. Er sagt: „Es ist auf jeden Fall mein Ziel, Profi zu werden, aber das ist ein weiter Weg. Da muss ich mich eben durchsetzen.“

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    Für ihr Ziel bekommen Paul Riggenmann und seine Mitschüler einige Privilegien an die Hand. Die Zeit in der Oberstufe dauert für den Pfaffenhofer, der ein Gymnasium in Oberstdorf besucht, drei statt zwei Jahre. Freitags ist frei für Wettkämpfe und wenn es in einem Fach mal hapert, kümmern sich Pädagogen im Internat darum, dass es irgendwann nicht mehr hapert. „Bei uns liegt das Verhältnis zwischen Schule und Sport bei 51:49“, erklärt Florian Kuiper. „Wenn die Noten nicht passen, kann es sein, dass wir einem Sportler raten, mal einen Lehrgang oder Wettkampf auszulassen.“ Auf die Noten haben die Pädagogen ein strenges Auge, Ablenkungen wie Spielekonsolen, das Handy oder der Computer lauern auch auf potenzielle Wintersportstars. Eben weil der Sprung zum Profileben ein so großer ist, soll ihnen durch die Bildung Alternativen aufgezeigt werden. Weil ihnen gleichzeitig aber die Chance gegeben wird, ihr Ziel zu erreichen, gibt es eine eigene Schule/Sport-Koordinatorin am Internat, die sich darum kümmert, dass möglichst nichts auf der Strecke bleibt. Ohne persönliche Opfer geht das aber nicht, Paul Riggenmanns Tag ist durchgeplant.

    Um sieben Uhr klingelt der Wecker, dann frühstücken die jungen Sportler zusammen, gehen in die Schule, danach wird trainiert und am Abend steht von 20 Uhr bis halb zehn die „Lernzeit“ für Hausaufgaben und die Vorbereitung auf Klausuren an. Zwischendrin kommt aus der Küche sportlergerechte Nahrung. Ob da noch genügend Freizeit bleibt? „Genügend Freizeit ist ein schwieriger Begriff“, sagt Kuiper. Ihm ist bewusst, dass die Freizeit etwas auf der Strecke bleibt. In einem Tunnel aus Sport und Schule sollen die Athleten aber auch nicht leben. Die Persönlichkeitsentwicklung ist ein „Grundpfeiler“, erklärt Kuiper. Gemeinsame Rituale wie ein Weihnachtsfest oder gemeinsames Grillen sollen dabei helfen, dass die Schüler „so normal wie möglich“ aufwachsen. Riggenmann findet das Pensum zwar „anstrengend“, aber er kommt damit klar. „Das ist ja alles nicht von heute auf morgen passiert.“

    Pfaffenhofer lebt und trainiert am Skiinternat Oberstdorf

    In seiner Zeit vor dem Internat war er es gewohnt, normal zur Schule gehen zu müssen und am Wochenende für den SV Hindelang (für den er immer noch startet) auf Wettkämpfen anzutreten. Krafttraining und Laufeinheiten musste er selbst koordinieren und auch sonst schauen, wie er sich organisiert. Für einen Jugendlichen und seine Eltern keine leichte Aufgabe. Jetzt hat er professionelle Leute um sich, die ihn dabei unterstützen. Beim Lernen, bei Problemen im Alltag und im Training mit Trainern des Deutschen Skiverbands, das zwar hart sei, erzählt Riggenmann, aber „nicht zu hart“. Ohne diese Intensität und ohne das Internat hätte er wohl kaum Chancen, es eines Tages zum Profi zu bringen. Dem ordnet er viel unter, auch die Zeit mit seiner Familie. Im Schnitt ist er einmal pro Monat zuhause – wenn überhaupt. Ihm mache das nichts aus, Heimweh habe er keines. Seine Mitschüler sind zum sozialen Ersatz geworden, Zeit mit ihnen zu verbringen – soweit es eben geht – ist ihm wichtig. Er sagt, dass er nur die Hälfte seiner Zeit am Internat verbringt, den Rest ist er in der Schule oder auf Wettkämpfen. Donnerstagabends geht es in der Regel an den Hang, an dem am Wochenende ein Wettkampf ansteht. Auf 3000 Metern Höhe in einem Hotel untergebracht zu sein ist dann keine Seltenheit mehr, was sich schon ein bisschen anfühlt wie das große Profileben. Am vergangenen Wochenende war er bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Riesenslalom in Berchtesgaden und beendete das Wochenende als 19. und drittbester seines Jahrgangs.

    Der 16-Jährige, der im Slalom und Riesenslalom antritt und sich langsam an den Super G herantastet, hat also Potenzial und auch schon eine Weißenhorner Firma als Sponsor in der Hinterhand, die die Familie Riggenmann unterstützt. Die Unterbringung im Internat kostet Geld. Und was, wenn es am Ende nichts wird mit der Karriere? Er könnte sich einen Job im Ingenieurbereich vorstellen, sagt Riggenmann. Konkret ist das für ihn nicht. Noch hat er ja die Chance, dass aus seinem Traum Wirklichkeit wird.

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