Eines der Bilder, die vom DFB-Pokalsieg der Ulmer Spatzen gegen Eintracht Frankfurt vor einem Jahr bleiben werden, ist das: Es zeigt einen selig lächelnden, blonden und 1,88 Meter großen Verteidiger, der mit Kopfverband inmitten von Menschen steht, die das, was zuvor auf dem Feld passiert war, nicht glauben können. Heute sagt der Spieler: „Vor allem unser Sieg gegen Frankfurt wird immer etwas sehr Besonderes bleiben.“ Der Verteidiger, der die Worte gesagt hat und dessen Kopf damals im DFB-Pokal in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist Michael Schindele. Zu neuen Erinnerungen mit den Ulmern wird es vorerst aber nicht mehr kommen. Der SSV Ulm 1846 Fußball hat bekannt gegeben, den Vertrag des 25-Jährigen auf seinen Wunsch hin aufzulösen.
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Vor zwei Wochen habe Schindele darum gebeten, sagt sein Trainer Holger Bachthaler. „Schade, dass er uns verlässt.“ Schindele wird eine Polizeiausbildung beginnen und die ist so zeitintensiv, dass er den Job und die Rolle als Regionalliga-Fußballer nicht in Einklang bringen kann. „Es spiegelt seinen Charakter wider, dass er sich jetzt auf das berufliche konzentrieren möchte“, sagt Bachthaler. Als Musterprofi habe er Schindele erlebt, als einen, auf den man sich „einhundert Prozent verlassen“ könne. Eine Entscheidung ganz gegen den Fußball ist es aber nicht, die Schindele getroffen hat. Er wird ab sofort für die Sportfreunde Dorfmerkingen in der Oberliga Baden-Württemberg auflaufen, die kürzlich im WFV-Pokal am TSV Neu-Ulm gescheitert sind.
Michael Schindele wechselt zu den SF Dorfmerkingen
Im Spiel der Spatzen war Schindele seit der Saison 2017/18 ein verlässlicher Ersatz im Defensivzentrum, das ihm besser liegt als die Außenbahn, auf der er auch das ein oder andere Mal zum Einsatz kam. Ob die Spatzen personell nachrüsten werden, ist noch nicht ganz klar, Holger Bachthaler geht aber nicht davon aus: „Wir haben nach wie vor vier Innenverteidiger im Kader. Ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändern wird.“ Zweifellos habe Schindele aber einen großen sportlichen Wert für das Team gehabt, sagt Bachthaler.
Immerhin haben die Spatzen ja einen breiten Kadern, was besonders zurzeit ganz hilfreich ist, weil sich die Ulmer nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen können. In der dritten Englischen Woche nacheinander stecken sie gerade, am heutigen Mittwoch (19 Uhr) sind sie beim FC Homburg zu Gast. Wegen des Spiels der Ulmer im DFB-Pokal gegen Heidenheim wurde die Partie des dritten Spieltags in der Regionalliga Südwest seiner Zeit verschoben und wird jetzt nachgeholt. Gegner Homburg ist eigentlich eine Mannschaft mit ähnlichen Ambitionen wie die Spatzen, schlägt sich aber mit den gleichen Problemen herum. Der Saisonstart lief verhalten und statt in den vorderen Rängen hängen die Saarländer mit einem Punkt Vorsprung auf die Ulmer (Rang 13) auf Platz elf der Tabelle fest. Die interessiert Ulms Trainer Bachthaler übrigens nicht sonderlich („ich schaue nicht auf die Tabelle“) und an ihr wolle er seinen kommenden Gegner auch nicht messen.
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Zurecht, denn hinter Homburg steckt erstens ein sehr starker Kader und zweitens viel Geld, was den Kader letztlich begünstigte. Umso erstaunlicher ist es, wie schwer sich der FC bisher getan hat in der jungen Saison. Drei der fünf Gegner waren Aufsteiger, gegen zwei von ihnen hat Homburg verloren – gegen Bayern Alzenau und dem Bahlinger SC. Gießen bezwang es mit 2:0. Der einzige Aufsteiger, der dem FC noch fehlt ist RW Koblenz und das hat am vergangenen Wochenende beim 0:4 in Ulm ordentlich auf die Mütze bekommen. „Homburg hat sicherlich eine andere Qualität“, sagt Bachthaler. Deshalb müsse auch eine konstantere Leistung her, denn gegen Koblenz sei er insbesondere mit der zweiten Halbzeit unzufrieden gewesen.
Personell steht nur Aron Viventi nicht zur Verfügung. Die beiden Stürmer Steffen Kienle und Haris Hyseni brauchen noch etwas Zeit. Wen er mitnimmt, will Bachthaler noch entscheiden.