Mit die einzige Szene, die vom reichlich unspektakulären 0:0 des SSV Ulm 1846 Fußball gegen den SC Freiburg II am Samstagnachmittag im Gedächtnis bleiben wird, ereignete sich nach knapp 60 Minuten – es war keine schöne. Nach einem Kopfballduell auf der linken Ulmer Abwehrseite blieb Kapitän Johannes Reichert bäuchlings liegen, das Gesicht in den Händen vergraben. Teamarzt Christoph Buck eilte herbei und geleitete den Verteidiger nach kurzer Behandlungszeit in die Kabine, von wo aus es für den 27-Jährigen weiter ins Krankenhaus ging. Eine Fraktur im Gesicht lautete der Verdacht, den Rest der Saison müssen die Spatzen damit wohl ohne den Verteidiger auskommen. „Ärgerlich“ sei das, sagte Ulms Trainer Holger Bachthaler nach dem Spiel. Besonders mit dem WFV-Pokalfinale gegen den TSV Essingen am 25. Mai wartet auf den SSV noch eine wichtige Aufgabe, in der der Ausfall von Reichert schmerzen könnte.
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Auch gegen Freiburg hatte es in der Defensive ein paar Veränderungen gegeben. Statt Florian Krebs und Marcel Schmidts spielten Lukas Hoffmann und Michael Schindele hinten, die zuletzt nur sporadisch zum Einsatz gekommen waren und die ein oder andere Unsicherheit zeigten. Eine hätte gar zur Führung der Gäste im Ulmer Donaustadion geführt. Hoffmann verlor den Ball im Mittelfeld viel zu leichtsinnig, was vor allem deshalb unklug war, weil die komplette Ulmer Mannschaft aufgerückt und die Spatzen-Hälfte verwaist war. Marvin Pieringer durfte also mehr oder weniger unbedrängt durchstarten und hatte nur Torwart David Hundertmark vor sich, an dem er den Ball locker vorbei spielte. Sein Pech war nur, dass er dabei auch das Tor verfehlte (19.). „Schade, dass wir da nicht das 1:0 machen“, sagte SC-Trainer Christian Preußer.
Johannes Reichert wird dem SSV Ulm wohl lange fehlen
Unverdient wäre es nämlich nicht gewesen. Freiburg zeigte in der ersten Hälfte, wozu der Tabellenachte fußballerisch in der Lage ist. Die Kombinationen liefen gut und zügig – technisch sind die Kicker aus dem Breisgau, von denen ein paar in dieser Saison auch schon den Sprung in den Bundesligakader geschafft haben, ohnehin top ausgebildet. Durch zwei weitere Möglichkeiten in der 30. Minute durch Felix Roth und vier Minuten später durch Toptorjäger Christoph Daferner hätte der SC eigentlich mit einem schönen Torepolster in die Halbzeitpause gehen müssen. Ulm indes hatte Probleme im Spielaufbau und machte zu viele Fehler, was Bachthaler auch dem hohen Pensum der vergangenen Woche ankreidete.
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Insgesamt fünf Wechsel hatte Bachthaler im Vergleich zum 4:1-Sieg gegen den SSV Reutlingen im WFV-Pokal vorgenommen. „Nicht so im Fluss“ sei seine Mannschaft wegen dieser Wechsel gewesen, sagte der Trainer. Trotzdem war sein Team im zweiten Durchgang das aktivere. Große Chancen gab es zwar erst in den letzten zehn Minuten des Spiels, als Ardian Morina und Nicolas Jann für Vinko Sapina und Aron Viventi ins Spiel gekommen waren und so mehr Tempo in die Partie brachten. Doch Ulm hatte die Gäste nun besser im Griff. Auf Konter zu lauern, lautete folglich die Devise der Breisgauer. Doch abgesehen von einer großen Chance in der 88. Minute resultierte aus diesem Plan nichts. Auf der Gegenseite war das Bild aber auch kein anderes, beide Mannschaften blieben blass. Da passte es zum Geschehen, dass beide Trainer mit der Punkteteilung nach dem Schlusspfiff zufrieden waren. „Das passt schon so“, sagte Christian Preußer, ähnlich äußerte sich Holger Bachthaler: „Unterm Strich kann man zufrieden sein.“
Wegen der Verletzung von Johannes Reichert blieben große Jubelarien allerdings aus. Das Spiel hatte ohnehin mit einem traurigen Anlass begonnen. In einer Schweigeminute ehrten beide Teams dem Spatzen-Busfahrer Richard Jethon, der 17 Jahre lang den Bus der Fußballer lenkte. Er war in der vergangenen Woche nach schwerer Krankheit gestorben.
SSV Ulm 1846 Fußball: Hundertmark – Stoll, Reichert (59. Schmidts), Hoffmann, Schindele – Gutjahr, Gashi, Viventi (77. Jann), Sapina (Morina 61.) – Higl, Lux.