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Ulm: Olympia-Zehnkampf ohne "König Arthur": So erlebt Abele die Spiele in Tokio

Ulm

Olympia-Zehnkampf ohne "König Arthur": So erlebt Abele die Spiele in Tokio

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    Olympia-Zehnkampf ohne "König Arthur": So erlebt Abele die Spiele in Tokio
    Olympia-Zehnkampf ohne "König Arthur": So erlebt Abele die Spiele in Tokio Foto: Michael Kappeler (dpa)

    TV-Fernbedienung statt Speer oder Kugel, Sofa statt Laufbahn oder Sprunggrube: Wenn dieser Tage die Zehnkämpfer in Tokio ihren olympischen Wettbewerb aufnehmen, wird sie Europameister Arthur Abele aus Ulm nur gedanklich begleiten. Die Folgen einer hartnäckigen Schulterverletzung haben den Start des 35-Jährigen verhindert. Aufgeben freilich mag der Ausnahmeathlet nicht, im kommenden Jahr will er es noch einmal wissen: „Mein letzter Wettkampf-Sommer“, sagt er zu seinen Plänen.

    Er meint: „Natürlich werde ich beim Zehnkampf mitfiebern und hoffe, dass unsere beiden Jungs das abrufen, was sie drauf haben.“ Ein wenig Wehmut werde schon aufkommen, nimmt er an, aber im Grunde wirkt der Familienvater entspannt kurz vor dem Startschuss zum 100-Meter-Lauf, mit dem der Zehnkampf, die Königsdisziplin der Leichtathleten, obligatorisch losgeht. Wozu beitragen mag, dass sich bei ihm Verletzungen vor und bei Olympischen Spielen wie ein roter Faden durch die Karriere ziehen. Schon den Wettkampf in London 2012 hat er deswegen verpasst, vier Jahre zuvor in Peking musste er den Wettbewerb abbrechen. Nach Rio de Janeiro 2016 mit Platz 15 kam jetzt also erneut das Aus. „Im Februar wurden die lange nicht erkannten Schulterprobleme akut, wenig später ging nichts mehr“, erinnert sich Abele. Vor zehn Wochen folgte die Operation, anschließend ein intensives Reha-Programm.

    Gleich drei Ulmer Zehnkämpfer sind verletzt

    Dabei ist er mit seinem geplatzten Olympia-Traum beim SSV Ulm 1846 bekanntlich nicht allein. Gleich drei weitere hoffnungsvoll ins verschobene Tokio-Jahr gestartete Zehnkämpfer mussten sukzessive ihre Vorbereitungen lädiert beenden: Manuel Eitel, Mathias Brugger und Tim Nowak. Letztgenannter ist eher ein Einzelfall mit einer Handverletzung nach einem gebrochenen Stab. Brugger plagte die Wade, Eitel stoppte eine Fußverletzung. Für Routinier Abele durchaus erklärbar: „Unser Sport ist unglaublich trainingsintensiv und für den Körper eine enorme Belastung. Wenn man dann bei der Regeneration nicht aufpasst, reicht der kleinste Fehler für eine Verletzung.“

    Schon 2019 fiel Abele eine Saison lang verletzt aus

    Auch deswegen will er den eigenen physischen Wiederaufbau nicht überstürzen. „Bestens betreut“ fühle er sich jedenfalls von Professor Benedikt Friemert, dem Chef-Orthopäden im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus, berichtet der Sportsoldat. Er freut sich: „Wir sind unserem Plan gut und gerne einen Monat voraus.“ Insofern dürfte er in drei bis vier Wochen wieder sehr gut belastbar sein, hofft er. Ab Ende August will er sich dann auf seine letzte Saison vorbereiten, einmal mehr zurückkämpfen in die Weltspitze. Erfahrung damit hat Abele mehr als genug: Schon 2019 fiel für ihn die komplette Saison wegen einer Verletzung aus.

    Höhepunkt soll die Heim-WM 2022 in München werden

    Erste Wettkämpfe plant „König Arthur“, wie er 2018 nach seinem Titelgewinn bei der EM in Berlin gefeiert wurde, „nicht vor Dezember und eher in der Halle“. Im Fokus stehen fraglos die WM Ende Juli in Oregon/USA und die EM im August in München, sein wohl letzter Auftritt auf der großen Zehnkampf-Bühne. Vielleicht noch einmal mit einer Medaille gekrönt? Da hadert der Ulmer jetzt doch ein wenig mit der verpassten Olympia-Chance: „Schade, vor der Schultersache war ich besser drauf als vor der EM 2018. Ich wäre richtig marschiert und hätte mir eine Medaille ausgerechnet.“

    Nach der aktiven Karriere will er als Trainer weitermachen

    Mit ähnlich viel Punkten womöglich wie den 8605 Zählern vor fünf Jahren bei seiner persönlichen Bestleistung von Ratingen? „Da muss viel zusammenpassen“, meint Abele skeptisch. Weiter sagt er: „Manche Dinge funktionieren in einem gewissen Alter nicht mehr ganz so gut. Aber ich bin noch superschnell, das ist schon mal prima.“ 35 Jahre ist er Ende Juli geworden. Ein bisschen gefeiert hat er mit Frau und Sohn. Viel Zeit dafür bleibe aber nicht, sagt der Vielbeschäftigte, sein Leben sei durchgetaktet wie eh und je: Zu Reha und Physiotherapie in einer Ulmer Praxis kämen momentan diverse Projekte bei der Bundeswehr, der er auch nach seiner Sportlerkarriere als Trainer treu bleiben will. Und so ganz nebenbei bereitet er derzeit auch noch die jungen Tischtennisspieler des TTC Neu-Ulm mit einem gezielten Fitnessprogramm auf die neue Bundesliga-Saison vor.

    Gleichwohl: Für den einen oder anderen Blick auf die Fernsehbilder aus Tokio wird es reichen, meint Abele. Und er wird die Punkte der Konkurrenten mit seiner eigenen Leistungstabelle vergleichen. Keine Frage: Arthur Abele brennt noch für seinen Sport. Sein fünfjähriger Sprössling dagegen setze bislang andere Schwerpunkte, lacht der ungebrochen optimistische Zehnkämpfer: „Er mag lieber Turnen und Basketball.“

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