Es ist fast genau 20 Jahre her, dass die Fußballer des SSV Ulm 1846 unter dem damaligen Präsidenten Florian Ebner in die Bundesliga aufgestiegen sind. Danach hat sich Ebner als Spieler und Organisator vor allem mit Tennis und Golf beschäftigt. Was auch immer der sportbegeisterte Unternehmer angepackt hat, das wurde zu einem Erfolg. Als aber im März dieses Jahres die Nachricht die Runde machte, dass Ebner einen neuen Verein gründen und eine Mannschaft für die Tischtennis-Bundesliga melden wird, da war die Skepsis in der Szene groß. Der Präsident des TTC Neu-Ulm sagt: „Mann nennt uns einen Retorten- und einen Plastikverein. Damit müssen wir leben.“ Vor allem aber wurde in Tischtennis-Kreisen geunkt, dass es in der Kürze der Zeit nie und nimmer gelingen würde, genügend Spieler zu verpflichten, die diesem Top-Anspruch genügen. Ein knappes Vierteljahr später hat Ebner alle Skeptiker widerlegt. Der TTC Neu-Ulm hat eine Wildcard für die Tischtennis-Bundesliga bekommen. Er hat mit Nadine Berti eine hauptamtliche Team-Managerin, mit dem renommierten und deutsch sprechenden Chinesen Chen Hongyu einen fähigen Trainer und am Mittwoch wurde die Mannschaft vorgestellt. Von wegen Retorte, von wegen Plastik.
TTC Neu-Ulm mit einem WM-Halbfinalisten
Einer der Spieler ist der erst 16-jährige deutsche Junioren-Meister Kay Stumper aus Singen am Bodensee. Mit dem hat Ebner gleich mal einen mehrjährigen Vertrag abgeschlossen – auch um zu dokumentieren, dass der TTC Neu-Ulm sich langfristig in der Tischtennis-Bundesliga etablieren will. Stumper selbst kennt alle seine künftigen Teamkollegen und er sieht die Neu-Ulmer Mannschaft zwar noch nicht unter den Top-Vier in Deutschland: „Wir gehören aber wahrscheinlich zum Mittelfeld.“ Auch die meisten der anderen Spieler wurden über persönliche Kontakte verpflichtet. Die zwei Chinesen im Neu-Ulmer Kader hat etwa der deutsche Topstar Dimitrij Ovtcharov empfohlen. Der trainiert mit ihnen und freut sich darüber, wenn seine Sparringspartner Spielpraxis bekommen. An Jae Hyung war wiederum ein Glücksfall. Der 19-jährige Koreaner hat in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft in Budapest sensationell das Halbfinale erreicht und witterte natürlich seine Chance auf einen Vertrag im Ausland. In Deutschland hatten allerdings alle Bundesligisten ihre Mannschaften schon zusammengestellt. Nur eben der TTC Neu-Ulm nicht.
Bundesliga-Saison im Tischtennis beginnt mit einem Auswärtsspiel
Die Saison in der Bundesliga beginnt für die Neu-Ulmer am Wochenende zwischen dem 16. und 18. August voraussichtlich mit einer Auswärtsaufgabe. Wo die Heimspiele über die Bühne gehen werden, das ist nach wie vor offen. Gegen Düsseldorf mit Timo Boll und den Nachbarn Ochsenhausen möglicherweise vor bis zu 2000 Zuschauern in der Ratiopharm-Arena, ansonsten kann sich Ebner auch vorstellen, beispielsweise in eine Disco oder in ein Einkaufszentrum auszuweichen. Hauptsache Spektakel und Event, Vorbild sind in dieser Hinsicht die Basketballer. Auf keinen Fall Retorte und auf keinen Fall Plastik.