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Tischtennis: Corona macht auch ihnen zu schaffen

Tischtennis

Corona macht auch ihnen zu schaffen

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    Bei einer Kaffeepause in der Ratiopharm-Arena: Jörg Roßkopf (links) und Steffen Fetzner (rechts), 1989 Weltmeister im Doppel, mit dem früheren Nationalspieler und heutigen DTTB-Sportdirektor Richard Prause.
    Bei einer Kaffeepause in der Ratiopharm-Arena: Jörg Roßkopf (links) und Steffen Fetzner (rechts), 1989 Weltmeister im Doppel, mit dem früheren Nationalspieler und heutigen DTTB-Sportdirektor Richard Prause. Foto: Willi Baur

    Ob Satzbeginn oder Matchball: Die Stille vor dem Aufschlag unterschied sich beim sechsten Final-Four in der Ratiopharm-Arena am Samstag kaum von den Endrunden-Turnieren um den deutschen Tischtennis-Pokal in den Vorjahren. Nur das Brummen der LED-Banden war gefühlt noch lauter als vor Corona und das Klackern der kleinen Bälle im nicht einsehbaren Trainingsbereich auch.

    Danach aber, ob Fehlaufschlag oder Weltklasse-Ballwechsel: Keine Reaktion auf den leeren Rängen, nur ein paar Mitspieler, Trainer, Physios oder Klubchefs klatschten sich am Boxenrand die Hände wund. Bei geschlossenen Augen wehte ein Hauch von Kreisliga ans Ohr. Ein Problem für die Spieler? „Eindeutig ja“, meint Steffen Fetzner, mit Jörg Roßkopf 1989 Doppel-Weltmeister und wie sein früherer Partner am Samstag als Co-Kommentator von TV-Übertragungen am Ball, auf verschiedenen Kanälen allerdings. „Uns haben damals die 10000 Fans in der Dortmunder Westfalenhalle einen Riesenschub gegeben“, erinnert sich der inzwischen 52-Jährige: „Auch wenn es pro Satz vielleicht nur zwei Punkte sind, aber die sind ja oft entscheidend.“

    Roßkopf, am Mikrofon ebenso versiert wie im Umgang mit dem Tischtennisschläger, war am Samstag zwar vorrangig als Experte gefordert, unter anderem bei einigen fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Als Herren-Bundestrainer aber hatte der 51-jährige Hesse auch einige Spieler speziell im Blick. Mit Timo Boll (Düsseldorf), Dang Qiu (Grünwettersbach) und Benedikt Duda (Bergneustadt) stand immerhin in etwa die Hälfte seines potenziellen Olympia-Kaders an den Tischen. Ihre aktuelle Form? Klar habe man beim einen oder anderen die freien Tage zwischen den Jahren schon gemerkt, formulierte Roßkopf seine Eindrücke diplomatisch: „Aber das Niveau war da.“ Bei Duda sogar noch etwas mehr: „Ein ganz starker Auftritt“, lobte Roßkopf den 26-jährigen Bergneustädter, der am Sonntag mit seinem Team beim TTC Neu-Ulm zum Verfolgerduell in der Bundesliga aufkreuzen wird.

    Apropos Liga: Hier war der nominelle Top-Mann des Turniers, Ochsenhausens Hugo Calderano, zuletzt mehrfach geschont worden, dem Vernehmen nach auch im Hinblick auf das Pokalfinale. „Vielleicht keine so gute Idee“, meinte nicht nur Steffen Fetzner, etwas mehr Wettkampfpraxis wäre für den Sechsten der Weltrangliste womöglich besser gewesen. „In normalen Zeiten sind solche Spielpausen angesichts des vollen Terminkalenders für die stark beanspruchten Spitzenleute sicher notwendig“, sagte der gebürtige Badener. Derzeit aber gelte das eher nicht.

    Wie überhaupt Corona nicht nur die Verantwortlichen rund um das Neu-Ulmer Final-Four beschäftigte und auch weiterhin bewegen wird. „Natürlich war es schade und bedauerlich, dass diese Topveranstaltung diesmal ohne Publikum stattfinden musste“, befand unter anderem Nico Stehle als Geschäftsführer der ausrichtenden Tischtennis-Bundesliga (TTBL). Aber er sei „sehr dankbar dafür, dass wir überhaupt spielen durften“.

    Für Bundestrainer Roßkopf wirft die Pandemie ebenso viele Fragen auf: Im Juni stehen die Einzel-Europameisterschaften in Warschau an, im September die Team-EM im rumänischen Cluj und im Sommer die Olympischen Spiele in Tokio. „Wir wissen alle noch nicht, was sein wird“, beschreibt der DTTB-Mann die Situation.

    Sein ehemaliger Doppel-Partner ist beruflich mit der Problematik noch stärker konfrontiert. Fetzner, der für einen der führenden deutschen Tischtennis-Ausrüster als Produktmanager tätig ist und in dieser Funktion zahlreiche Spitzenspieler und Vereine betreut, berichtet von enormen Umsatzeinbrüchen im Vereinssport: „In ganz Europa sind die Hallen zu. Da braucht niemand neue Tische, Schläger, Beläge oder Roboter.“ Nur in Asien liefen die Geschäfte noch recht gut, berichtet der frühere Publikumsliebling. Und ein kleiner Lichtblick sei der Hobby-Bereich: „Tischtennis im Garten oder vor der Garage war im Sommer der Renner.“

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