Natürlich hat man sich beim TTC Neu-Ulm einen besseren Abschluss der Vorrunde in der Tischtennis-Bundesliga gewünscht als die glatte 0:3-Niederlage in Düsseldorf. Aber insgesamt zieht TTC-Chef Florian Ebner eine fast rundum positive Zwischenbilanz. Zudem wagt er schon einen Blick über die noch bis zum Frühjahr laufende Runde hinaus. „Natürlich wird es eine zweite Saison geben. Ansonsten hätten wir das Projekt nicht begonnen“, räumt der Vereinsgründer jegliche Zweifel am Fortbestand des Experiments aus. Wohl seien einige Dinge noch verbesserungswürdig: „Aber wir lernen ja ständig dazu.“ Gut tun ihm fraglos auch Komplimente der Konkurrenz, die er gerne wiedergibt: „Alle bestätigen uns: Wir haben die Liga bereichert.“
Sportlich ganz sicher. Fünf Siege bei sechs Niederlagen, Platz sieben vor zwei punktgleichen Verfolgern. „Damit sind wir mehr als zufrieden“, sagt der 61-Jährige. Klar aber auch: Nach oben geht nicht mehr viel, sechs Punkte fehlen momentan zur Teilnahme an der Play-off-Runde, die ohnehin nie ein Thema war. Ungleich wichtiger war stets der inzwischen entspannte Blick nach unten. Acht Punkte beträgt das Polster zum ersten Abstiegsplatz. „Damit dürfte der Klassenerhalt klar sein“, rechnet Ebner: „Insofern haben wir unser Soll frühzeitig erreicht“. Und die Möglichkeit, früh für die nächste Saison zu planen.
Ein Spieler des TTC Neu-Ulm war ein Glücksgriff
Vor allem den Kader, verglichen mit der Lage im Sommer unter deutlich veränderten Bedingungen. Nehmen, was auf dem Spielermarkt verfügbar ist, hieß damals die Devise. Was freilich so schlecht nicht war. Im Gegenteil. Von „echten Glücksgriffen“ spricht der TTC-Chef bei Tiago Apolonia und An Jaehyun, beim Portugiesen nicht nur seiner exzellenten Einzelbilanz wegen: „Er ist unser Führungsspieler, den alle anderen respektieren.“ Der Leitwolf eben, den jede Mannschaft braucht, auch im Tischtennis.
„Extrem positiv“ sieht Ebner die Entwicklung des Schweden Viktor Brodd, damit sei aufgrund seiner Weltranglistenplatzierung nicht zu rechnen gewesen. Ein „mustergültiger Sportsmann“ sei er zudem, perfekt ins Team integriert. Was auch für Gustavo Tsuboi und Abdel-Kader Salifou gelte. Nur: „Beide haben zwar großes Potenzial, konnten dies aber bisher in der Liga nicht umsetzen, ganz im Gegensatz zu Einzelturnieren.“ Seine in der Branche nicht völlig neue Erkenntnis: „Mit Druck kann nicht jeder gleich gut umgehen.“
Bleibt noch Nachwuchsspieler Kay Stumper. Der Vereinsvorsitzende macht ihm Hoffnung: „Ich gehe davon aus, dass er in der Rückrunde noch ein paar Einsätze erhalten wird.“ Und Trainer Chen Zhibin? „Ein richtig guter Coach“, freut sich Ebner, „hoch geschätzt mit seiner Kompetenz und seinem Beitrag zum Klima im Team“.
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Die bisher gute sportliche Bilanz erleichtert die Zukunftsplanung allerdings nur teilweise. Ebner berichtet von ersten Anfragen: „Einerseits sind wir damit auf dem Transfermarkt für Spieler interessant geworden.“ Andererseits rücken auch die Neu-Ulmer Top-Leute in den Blickpunkt der Konkurrenz.
Verbunden damit sind neue Herausforderungen für Teammanagerin Nadine Berti. Bisher hat sie Ebner zufolge ihre schwierige Aufgabe toll gemeistert und großen Anteil an der erfreulichen Entwicklung auch im Umfeld. Demnach wächst die Zahl der Sponsoren, ebenso die der freiwilligen Helfer und die Identifikation des Publikums mit dem Team. Und immer besser wird nach seiner Beobachtung die Beziehung der anfangs skeptisch verfolgten Neugründung zur Tischtennis-Region. Bei den Besucherzahlen rangiert der TTC wie in der Tabelle im Mittelfeld, nämlich auf Platz sechs knapp hinter Bremen.
Allerdings führt Ebner weiterhin den kleinsten Verein in der Bundesliga. Mit 13 Gründungsmitgliedern, elf von denen heißen Ebner oder Berti.