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Fußball: SSV Ulms Spielleiter Thomas Rohmer war auf politischer Mission

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SSV Ulms Spielleiter Thomas Rohmer war auf politischer Mission

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    Thomas Rohmer im vergangenen Sommer auf einer Pressekonferenz des SSV Ulm 1846 Fußball vor dem Saisonstart. Am vergangenen Wochenende verpasste er das Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 II. Der Grund: Rohmer steckte im Bürgermeister-Wahlkampf.
    Thomas Rohmer im vergangenen Sommer auf einer Pressekonferenz des SSV Ulm 1846 Fußball vor dem Saisonstart. Am vergangenen Wochenende verpasste er das Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 II. Der Grund: Rohmer steckte im Bürgermeister-Wahlkampf. Foto: Alexander Kaya

    Aus einer Niederlage lernen – der Satz gehört zur Grundausstattung eines jeden Sportlers. Was soll man auch sonst mit einer Schlappe anfangen? Thomas Rohmer hat am Wochenende eine Niederlage erlebt, die er abseits des Fußballplatzes einstecken musste. Lernen, so sagte es der Spielleiter des SSV Ulm 1846 Fußball unserer Zeitung, möchte er daraus aber trotzdem. Schließlich ging es um mehr als um Sport. Rohmer bestritt einen politischen Wettkampf in seiner Heimatgemeinde Schwendi. Er wollte Bürgermeister werden. Das hat nicht geklappt. Dennoch sagt er: „Es war eine lehrreiche und eine besondere Erfahrung. Wer weiß, wofür es gut ist.“

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    Eigentlich verpasst Rohmer keine Partie des Ulmer Regionalligisten. Als Spielleiter ist es seine Aufgabe, sich um die organisatorischen Dinge des Fußballklubs zu kümmern. Wann fährt der Bus zum Auswärtsspiel? Wo übernachtet die Mannschaft? Wohin fährt sie ins Trainingslager und so weiter. Ein Organisationstalent sei er schon als Kind gewesen, verrät er. Rund zwei Stunden pro Tag, schätzt Rohmer, kostet ihn der Posten. Es gebe Phasen, da sind es mehr und Phasen, da sind es weniger. Nebenher arbeitet er in der Versicherungsbranche, hat ein eigenes Immobilienunternehmen, ist Fußball-Abteilungsleiter bei den Sportfreunden Schwendi und war bis zum Wochenende Bürgermeisterkandidat. Aber bei allem Stress ein Spiel verpassen? „Das ist nicht meine Art“, sagt er. Am Samstag war es allerdings soweit: Rohmers Platz auf der Bank der Ulmer Spatzen blieb leer. Normalerweise wuselt der Spielleiter bei den Partien durchs Donaustadion, schüttelt Hände, unterhält sich mit den Spielern und organisiert. Beim 1:0-Sieg der Ulmer gegen Mainz II war das nicht so, denn Thomas Rohmer war im Wahlkampf. Das Herz habe ihm geblutet, sagte er. Dass die Ulmer mit 1:0 gewonnen haben, dürfte die Blutung etwas gestillt haben.

    Thomas Rohmer war als Bürgermeisterkandidat in Schwendi angetreten

    Genau vier Prozent aller Wähler votierten für Thomas Rohmer. Von den insgesamt drei Kandidaten heimste er die wenigsten Stimmen ein. „Im ersten Augenblick war das eine kleine Enttäuschung“, erzählt er. Er findet aber auch: „Anzutreten war eine mutige Entscheidung.“ Mit 36 ist Rohmer nicht im typischen Bürgermeisteralter und ein politischer Quereinsteiger ohne große Erfahrung ist er obendrein. Als Parteiloser war er ins Rennen gegangen, weil er meinte, dass kommunalpolitische Entscheidungen nicht abhängig von einer Partei sein sollten. Durch seine Kandidatur wollte er sich für seine Heimat stark machen, den Entschluss fasste er in letzter Sekunde. Am 25. Februar hatte er sich beworben, am letzten Tag der Frist – nur einen Monat vor der Wahl. Vier Wochen also, um einen kompletten Wahlkampf aufzuziehen und Wähler zu mobilisieren. Er drehte ein Video, ließ Infomaterial drucken und führte Gespräche mit den Bürgern. „In den vergangenen vier Wochen war mein Fernseher keine Sekunde lang an“, erzählt er. Intensiv sei die Zeit gewesen und „zum Teil hart“. Rohmer lernte, auf seine Mitmenschen anders zu zugehen und bekam ein besseres Gespür dafür, was sie beschäftigt und bewegt. „Alt, jung, Männlein, Weiblein“ – aus jeder Lebenssituation der Bürger in der 6700-Seelengemeinde habe er etwas gelernt. Der Zuspruch der Leute sei groß gewesen. Wie er sich seine Niederlage erklärt? „Vielleicht war ich zu jung oder wegen meiner vielen Aufgaben zu breit gefächert.“ Einen weiteren Ausflug in die Politik soll es nicht mehr geben, da ist er sich sicher.

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    Gerade weil er so viele Posten hat, mache ihm die Niederlage nicht allzu viel aus, sagt Rohmer. „Die Erde dreht sich weiter.“ Im Fußball sowieso. Der SSV Ulm ist der vierte größere Klub, für den Rohmer arbeitet. Beim FC Augsburg war er schon, beim VfR Aalen und beim FC Heidenheim. Die Regionalliga Südwest biegt gemächlich auf die Zielgerade ein, acht Spieltage sind es noch. Mit der Tabellensituation – Ulm ist Sechster – ist Rohmer „einigermaßen“ zufrieden, selbst wenn es in dieser Saison schon einige Auswärts-Niederlagen gegeben hat. Die Mannschaft sei schließlich im Umbruch. Vielleicht können sich die Spatzen ja einen Spruch als Motto zulegen, den Rohmer nach seiner Wahlniederlage von einem Freund geschickt bekommen hat: „Wer Großes versucht, ist bewundernswert; auch wenn er fällt.“

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