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Rollstuhl-Basketball: So wirft die Nationalspielerin der Ulmer Sabres

Rollstuhl-Basketball

So wirft die Nationalspielerin der Ulmer Sabres

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    Werfen im Sitzen ist viel schwieriger als im Stehen. Svenja Erni (rechts) beherrscht diese Übung so gut, dass sie es sogar in die Nationalmannschaft geschafft hat.
    Werfen im Sitzen ist viel schwieriger als im Stehen. Svenja Erni (rechts) beherrscht diese Übung so gut, dass sie es sogar in die Nationalmannschaft geschafft hat. Foto: Stefan Kümmritz

    Zwei Verteidiger beackern vehement zwei Angreifer, die eine gute Position unter dem Korb zu erobern versuchen. Es scheppert und kracht, jeder will mit Macht das bessere Ende für sich behalten. Schließlich drängen die Verteidiger ihre Gegner ab und die Übung wird unterbrochen. Trainer Thorsten Schmid spricht zu den Spielern in den fahrbaren Untersätzen, erklärt den Sabres, den Rollstuhl-Basketballern der TSG Söflingen, was diese in der Situation gut, was sie nicht so gut gemacht haben und bittet dann die nächsten beiden Paare zum Duell. Wieder rasseln die „Stühle“ mit ihren harten Stoßstangen aneinander. Das ist nicht nur unvermeidbar, sondern es gehört zum Spiel dazu. Während die „Fußgänger“ beim Basketball ihren Körper als Block benutzen, dienen den körperlich Behinderten die Rollstühle als Körper. Das ist im Training der seit Jahren in der zweiten Bundesliga spielenden Sabres nicht anders.

    Die Kondition stimmt bei den Rollstuhl-Basketballern

    Bis zu fünf Mal in der Woche wird in der Kuhberghalle geübt, Frauen sind dabei komplett integriert. Nur wenige Spieler machen vorab Gymnastik und Dehnübungen. Im Sitzen ist das auch schwierig. Aber das ständige Anschieben, das Fahren durch die Halle und das Werfen auf den Korb aus der Bewegung heraus sorgen auch so dafür, dass ihnen schnell warm wird. An Bewegung mangelt es sowieso nicht. Eine Übung sieht zum Beispiel vor, aus kurzer Distanz auf den Korb zu werfen. Wer nicht trifft, muss eine Runde durch die Halle fahren. Dabei muss Gas gegeben werden, denn der Spieler wird gleich wieder als Werfer an der Reihe sein. Dann ist er außer Puste und wenn er erneut scheitert, darf er gleich noch einmal losflitzen. Da erübrigt sich die Frage, wie es um die Kondition steht. „Die sind gut drauf, sie sind ja stets in Bewegung“, versichert der Sabres-Trainer Schmid.

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    Fahrsicherheit, Drehungen, Anschieben und Abstoppen sind die Grundlagen, um gut Rollstuhl-Basketball spielen zu können. Das erfährt auch „Fußgänger“ Tim Peisker, der plötzlich mit seinem Gefährt umkippt. Geschickt richtet er sich mitsamt seinem Rollstuhl, an den er wie alle Spieler gefesselt ist, wieder auf. Thorsten Schmid erklärt: „Man muss auch gedanklich mit seinem Stuhl eins werden.“ Peisker spielt momentan noch in Unterhaching in einer „normalen“ Basketballmannschaft, er wird dort aber am Saisonende aufhören und nur noch für die Sabres antreten. Jede Woche fährt Peisker derzeit ein- bis zweimal von München nach Ulm ins Training. Er kann also gut erklären, worin der entscheidende Unterschied zwischen „normalem“ und Rollstuhlbasketball besteht: „Es ist die Art, wie verteidigt und angegriffen wird. Im Angriff ist es eher wie beim Handball, die Spieler bewegen sich um die Zone herum. In der Abwehr ist man mit seinem Rollstuhl viel breiter. Wenn ein Gegner erst vor einem ist, kann man ihn kaum noch überholen und bremsen. Und das Werfen ist viel schwieriger. Im Stehen bringe ich den Ball fast von der Mittellinie an den Korb, im Sitzen nicht einmal von der Dreierlinie.“

    Eine Spielerin der Sabres war bei der Europameisterschaft dabei

    Svenja Erni, neben Sahra Deppert eine von zwei Frauen im Zweitligateam, hat einen guten Wurf. Mit ihrem Ehrgeiz hat sie es sogar in die Nationalmannschaft geschafft. Vergangenes Jahr war sie bei der U25-Weltmeisterschaft in Thailand und mit dem A-Nationalteam bei der Europameisterschaft in Rotterdam. Nationalspieler sind auch die Ulmer Christian Seidel (Schweden) und Hubert Hager (Österreich).

    Dribbeln ist laut Schmid weniger wichtig, denn beim zweimaligen Anschieben des Stuhls hat der Spieler den Ball im Schoß liegen. Dann muss er passen oder dribbeln, meist wird gepasst. „Ganz wichtig ist die Taktik“ sagt der Trainer: „Rollstuhlbasketball ist sehr teamorientiert. Was für die normalen Basketballer die Sprungkraft ist, das ist hier die Koordination, die auf den Oberkörper und die Arme ausgerichtet ist. Es ist schwieriger, einem Menschen Basketball beizubringen als Rollstuhlfahren.“

    Selbst Zweitligaspieler wie die Sabres haben da noch nicht komplett ausgelernt.

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