Am Mittwochabend kam sie, die Meldung, die keine große Überraschung war: Das Heimspiel des SSV Ulm 1846 Fußball am Samstag gegen den FSV Frankfurt wird wegen dem Coronavirus ein Geisterspiel sein. Statt mit in dieser Saison durchschnittlich 1300 Zuschauern werden die Ränge im Donaustadion also leer bleiben. Die Spatzen setzen damit die Vorgabe der baden-württembergischen Landesregierung um, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern abzusagen. Viel Handlungsspielraum hatte der Klub nicht. „Der SSV Ulm 1846 Fußball bedauert sehr, an diesem Spiel ohne seine Fans auskommen zu müssen, die Gesundheit von Zuschauern, Mitarbeitern und allen Beteiligten steht in diesem Fall aber über allem“, hieß es in einer Mitteilung.
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Nach Stand vom Donnerstagnachmittag soll das Spiel am Samstag das vorerst einzige Geisterspiel der Ulmer sein, die Nachrichtenlage ändert sich beim Coronavirus allerdings ständig. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass noch weitere Partien ohne Publikum angepfiffen werden müssen. Als Ersatz für die Fans, die zu Hause bleiben müssen, wollen die Spatzen einen Livestream auf ihrem Youtube-Kanal einrichten. Das Okay der Regionalliga Südwest haben sie schon, jetzt muss es nur noch mit der Technik klappen. Davon abgesehen soll aber alles möglichst normal ablaufen am Samstag. Das heißt: Die Bandenwerbung wird wie üblich aufgestellt, die Abläufe sind die gleichen und sogar einen Stadionsprecher wird es geben. Das ist nicht unerheblich, erklärt Ulms Trainer Holger Bachthaler: „Wir wollen schon ein Punktspielflair für die Spieler schaffen.“ Denn bei all der Aufregung um das Coronavirus tritt derzeit schnell in Vergessenheit, dass es am Samstag auch um Punkte in der Regionalliga-Tabelle geht. Für die Ulmer geht es auch darum, mal wieder in den Spielrhythmus zu kommen.
Ulmer Spatzen planen Livestream für Spiel gegen FSV Frankfurt
Am Samstag wird die letzte Partie der Spatzen über anderthalb Wochen her sein und die Vorbereitung lief auch nicht so störungsfrei wie sonst. „Wir haben ja nicht gewusst, ob das Spiel überhaupt stattfinden wird“, sagt Bachthaler. Dass es ohne Zuschauer stattfinden wird, sei sowohl für ihn als auch seine Mannschaft etwas Neues. „Allerdings sind die Unterschiede bei uns nicht so gravierend wie etwa in der Bundesliga.“ Dort kommt schließlich ein Vielfaches mehr an Zuschauern. „Wir müssen am Samstag einfach schauen, wie es sich verhält. Die Entscheidung ist getroffen, es geht um die Gesundheit aller.“ Holger Bachthaler rechnet jedenfalls mit einem „interessanten Spiel, auch bei den Gegebenheiten“. Für dieses Spiel werden ihm Tobias Rühle und Ardian Morina verletzt fehlen. Steffen Kienle hat sich zu Beginn der Woche im Training leicht verletzt, weshalb noch unklar ist, ob er gegen Frankfurt spielen kann.
Ulm ist natürlich nicht das einzige Team, das mit der aktuellen Situation zu kämpfen hat. Am Wochenende wird es in der Regionalliga Südwest neben der Partie der Spatzen einige weitere Geisterspiele geben. Als Klub mit den meisten Zuschauern trifft die Kickers Offenbach die neue Regelung sehr stark. Ihr Heimspiel gegen den FC Homburg am Samstag wird genauso vor leeren Tribünen stattfinden wie die Partie des FC Saarbrücken gegen den FSV Mainz 05 II und die Begegnung zwischen dem SV Elversberg gegen Hoffenheim II. Der VfR Aalen geht für sein Heimspiel gegen den TSV Steinbach Haiger am Samstag einen zweifelhaften Weg: Nach Stand vom Donnerstagnachmittag wird die Zahl der Zuschauer auf 999 begrenzt, um so unter der 1000er-Marke der Landesregierung zu bleiben. Somit werden nur Dauerkarteninhaber und Auswärtsfans zum Spiel zugelassen.
Fraglich ist noch, wie die Teams mit Forderungen von Dauerkartenbesitzern umgehen, die eine Erstattung für ausgefallene Spiele haben möchten. Beim SSV gibt es rund 350 Dauerkartenbesitzer.