Nico Gutjahr hatte eine klare Aufgabe. Der Rechtsaußen im Dienste des SSV Ulm 1846 Fußball wurde im Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim II zum Denker und Lenker des Spatzen-Spiels. Er forderte die Bälle, er bekam die Bälle und verteilte sie anschließend so gut, dass letztlich ein 3:1-Sieg sowie die bislang beste Saisonleistung seines Teams heraussprang. Selbst Schiedsrichter Christoph Rübe konnte Gutjahr nicht bremsen. In der 53. rannte der Ulmer den Offiziellen einfach um.
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Natürlich war es nicht Gutjahr alleine, der den verdienten Sieg der Spatzen herausspielte. Mitentscheidend für den Erfolg war auch, dass die Ulmer konsequent ihre Chancen nutzten (die ein oder andere Fahrlässigkeit in der Verwertung erlaubten sie sich trotzdem). Zur Pause stand es 2:0, Florian Krebs hatte früh per Kopf nach einer Flanke von Vinko Sapina getroffen (8.), Burak Coban erhöhte in der 36. Minute nach einem schönen Steilpass von Albano Gashi. „Die Zielstrebigkeit zum Tor war in der ersten Halbzeit richtig gut“, sagte Nico Gutjahr. „Wir hatten uns vorgenommen, Hoffenheim direkt unter Druck zu setzen und das haben wir von der ersten Minute an gemacht.“ Tatsächlich hatten die Gäste über die komplette Spielzeit eine einzige richtige Chance durch den Ex-Ulmer Andreas Ludwig (70.), die von Ulms Torwart Christian Ortag pariert wurde. Der späte Hoffenheimer Treffer durch Franko Kovacevic (86.) fiel, weil sich die Spatzen-Defensive einen Blackout leistete. Wirkliche gefährlich war die Situation nämlich nicht. Weil Felix Higl in der 68. Minute das zwischenzeitliche 3:0 erzielt hatte, war der Gegentreffer aber nicht mehr als ein unnötiger Schönheitsfehler. Higls Treffer ging ein schwerwiegender Ballverlust von Hoffenheims Royal-Dominique Fennell voraus, der aufgrund des Ulmer Pressings stolperte und so den Ball hergab. Higl war kurz zuvor für Sapina ins Spiel gekommen. Ein Wechsel, der für Verwirrung sorgte, weil Sapina eine gute Partie spielte und viele eher im glücklosen Stürmer Haris Hyseni einen Kandidaten für die Auswechslung sahen. Er wollte den zentralen Bereich verdichten, erklärte Ulms Trainer Holger Bachthaler. Letztlich war es genau die richtige Entscheidung.
SSV Ulm 1846 Fußball: Angelo Rinaldi verletzt sich gegen Hoffenheim II
Es war Bachthalers Marschroute, hoch zu verteidigen. Teilweise waren selbst die Innenverteidiger weit in die gegnerische Hälfte mit aufgerückt. Die Bundesliga-Reserve von Trainer Marco Wildersinn hat eigentlich die fußballerischen Mittel, um sich aus solchen Umklammerungen zu lösen, im Donaustadion hatten sie aber offensichtlich vergessen, diese Mittel zu besitzen. Wildersinn sagte pragmatisch: „Wir waren nicht präsent, haben unsere Leistung nicht gezeigt und sind der Musik hinterhergerannt.“ Ein Gefühl, das die Spatzen in dieser Saison allzu gut kennen, vor allem was Punkte für die Tabelle angeht. Weil der Erfolg gegen Hoffenheim aber schon der dritte Liga-Sieg in Folge war (zusammen mit dem Pokalsieg gegen Bissingen war es der vierte), erlebten die Spatzen ein Wochenende auf Platz sieben der Regionalliga Südwest. Die Spieler wirkten nach den jüngsten Punktgewinnen auf dem Feld wesentlich sicherer, spielfreudiger und selbstbewusster. Ob das Fußballspielen mit Siegen im Rücken leichter ist? „Ja klar“, sagte Felix Higl. „Es gibt in jeder Saison schwierige Situationen. Aber am Ende wird abgerechnet. Jetzt kommt jedenfalls wieder die Selbstsicherheit und die Leichtigkeit bei jedem Spieler zurück.“ Auch sein Trainer sagte: „Es gibt heute nichts auszusetzen.“ Gleichzeitig warnte er aber vor zu viel Selbstsicherheit. Vor der Partie gegen Balingen Anfang September habe sich sein Team auch zu sicher gefühlt, sagte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Es folgten vier Niederlagen in Serie. Trotzdem: „Die Tendenz ist jetzt positiv.“
Kommentar: Der SSV Ulm 1846 Fußball braucht Zeit
Bei all den positiven Gefühlen gab es aber auch einen Wermutstropfen. In der ersten Hälfte verletzte sich Linksverteidiger Angelo Rinaldi in einem Zweikampf an den Adduktoren. Eine Untersuchung muss klären, was ihm genau passiert ist. Trauer herrschte im Stadion aber schon vor der Verletzung. Mit einer Schweigeminute wurde dem unter der Woche verstorbenen Ex-Ulmer Dieter Kohnle gedacht.
SSV Ulm 1846 Fußball: Ortag – Stoll, Krebs, Reichert (34. Schmidts), Rinaldi –Gutjahr, Geyer, Gashi, Sapina (66. Higl), Coban – Hyseni (80. Abruscia).