Illertissen Diese verflixte Röhre! Sie ist so eng, dass selbst Minigolf-Asse oft mehrere Versuche brauchen, um in die Öffnung zu treffen. Zu beobachten auch im Training der Bayernliga-Spieler des BGC Illertissen. Flutscht der kleine Ball dann durch, steuert er ziemlich direkt aufs Loch zu, in das er fallen soll. Oft hat er aber soviel Geschwindigkeit, dass er aus diesem wieder herausspringt. Verflixt nochmal! Thomas Jooß, Sprecher der Illertisser (der BGC hat noch zwei weitere Teams, die in der Landesliga spielen), hat eine Bestleistung von 19 Schlägen für die 18 Bahnen vorzuweisen, aber im Training kleine Probleme. Zum Beispiel an der Bahn, an der der Ball hoch in ein weiter hinten gelegenes Netz bugsiert werden muss. Zweimal schlägt die kleine Kugel nur an den Ring des Netzes und erst beim dritten Versuch – höchstens sechs Chancen hat ein Spieler – landet sie sanft im Inneren. „Ich hasse dieses Hindernis“, entfährt es Jooß, „da muss man das richtige Tempo erwischen und das ist schwer.“ Er eilt weiter zur nächsten Bahn, an der seine Mannschaftskameraden Theo Kronschnabl und Klaus Baumer schon üben. Die drei sind zur Anlage gekommen, bevor diese um 16 Uhr offiziell öffnet. „Es macht uns einfach unheimlich Spaß“, erklärt Jooß. Und als Vereinsmitglieder dürfen sie eben früher rein.
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Die drei, deren Team durch Wolfgang Manz, der die 18 Bahnen schon mit 18 Schlägen, also dem Optimum, geschafft hat, Oliver Neudert, Niko Finsterer-Robnik und den 18-jährigen Youngster Denis Neudert ergänzt wird, sind bis auf Letzteren keine Jungen mehr. Es gibt Probleme mit dem Nachwuchs. „Der Verband ist schuld“, sagt Thomas Jooß. „Der hat zu spät zugelassen, dass Männer, Frauen und ältere Jugendliche in einem Team spielen dürfen. Da haben sich viele Junge vom Minigolfsport zurückgezogen.“ Vom Minigolf, nicht vom Bahnengolf. Letzterer Ausdruck wird kaum noch verwendet, weil man den Sport nicht als etwas Höheres darstellen wollte, sondern als etwas, das von den Hobby- und Gelegenheitsspielern genauso betrieben wird. Zur Popularität des Sports vertritt Jooß eine steile These: „Minigolf ist der Breitensport überhaupt und in Deutschland die bekannteste Sportart noch vor Fußball.“
So trainieren Minigolfer
Beim Minigolf wird viel trainiert. In Illertissen nicht unbedingt im Team, sondern wenn die Spieler Zeit haben. Auch wenn sie als Mannschaft in der Liga spielen und oft bei Turnieren antreten, ist an der Bahn jeder auf sich alleine gestellt. Da gilt es, sich extrem auf jeden Schlag zu konzentrieren. Wie Jooß berichtet, macht das jeder auf seine Art, denn das könne man nicht zusammen üben. „Die Konzentration setzt auf dem Weg zu jeder Bahn ein“, weiß er aus Erfahrung. Jede Bahn ist anders, es gibt immer neue Anforderungen. Um denen gerecht zu werden, haben die Spieler in ihren Täschchen 25 bis 30 Bälle. Alle haben etwas andere Eigenschaften, müssen aber dem internationalen Reglement entsprechen. Dafür haben die Spieler anders als beim „großen“ Golf nur einen Schläger. Es kommt eben auf den genormten, 8,50 Meter langen Bahnen, auf den Ball an und auf den Spieler, der ihn bewegt. Und auf die Beschaffenheit der Bahnen. Die Sammlung der Illertisser besteht aber nicht nur aus 25 bis 30 Bällen. Theo Kronschnabl berichtet: „Ich habe erst so 150 Bälle, aber ich spiele ja auch erst seit drei Jahren richtig Minigolf.“ Dies aber schon sehr gut. Klaus Baumer gibt an, etwa 5000 Bälle sein Eigen zu nennen, Thomas Jooß ist mit rund 7500 dieser kleinen bunten Kugeln der Spitzenreiter in diesem Trio.
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Im Training geht es vor allem um die Technik. Jooß gibt im Fachchinesisch ein Beispiel: „Bei der Bahn mit dem Salto muss man den Ball mit Zuschnitt spielen, sodass er mit einer Watschn in den Salto geht, dann noch einmal mit Schnitt aus dem Hindernis rauskommt, hinten an die Bande geht und schließlich im Rücklauf ins Loch.“ Und: „Man muss ein Feeling fürs Material haben.“
Hört man Jooß dabei zu, wie er über seinen Sport spricht, wird klar, dass mehr zum Minigolf gehört, als ein reiner Hobbyspieler ahnt. „Man muss sich die verschiedenen Schlagtechniken aneignen und sie üben, üben, üben. Dabei ist die Handstellung wichtig. Wissenschaftler sagen, Rechtshänder sollten die rechte Hand am Schläger unter der linken haben und Linkshänder umgekehrt. Letztlich ist es aber eine individuelle Sache.“ Gefühl, Geschicklichkeit, Konzentration, eine ruhige Hand, stetes Training auf den Bahnen und möglichst viel Erfahrung sind die Voraussetzungen für ein gutes Spiel.