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Leichtathletik: Abschied in den (Un-)Ruhestand

Leichtathletik

Abschied in den (Un-)Ruhestand

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    Leichtathletik-Trainer Wolfgang Beck im Ulmer Donaustadion, seiner Hauptarbeitsstätte in den vergangenen knapp 32 Jahren. Er schaut gerne zurück, aber sein Blick geht auch nach vorn. Denn für den 65-Jährigen ist noch lange nicht Schluss. Vor allem das Projekt „Weg nach Rio“ wird ihn mächtig auf Trab halten.
    Leichtathletik-Trainer Wolfgang Beck im Ulmer Donaustadion, seiner Hauptarbeitsstätte in den vergangenen knapp 32 Jahren. Er schaut gerne zurück, aber sein Blick geht auch nach vorn. Denn für den 65-Jährigen ist noch lange nicht Schluss. Vor allem das Projekt „Weg nach Rio“ wird ihn mächtig auf Trab halten. Foto: Horst Hörger

    Ulm Wolfgang Beck, in Ulm seit Langem eine Institution, ist ein guter Organisator. Auch was sein Leben anbetrifft. „Mit 65 sollte für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnen“, sah sein Lebensplan vor, „und ich habe das verwirklicht.“ 65 geworden ist der gebürtige Süßener, wie berichtet, am 11. Januar. Jetzt, am Ende des Monats, wird der beim Stadtverband des Sports seit 1. Mai 1980 fest angestellte und vorwiegend für den SSV Ulm 1846 tätige Leichtathletik-Trainer offiziell in den Ruhestand verabschiedet. An seinem 65. Geburtstag hat Opa Beck – der Enkel stammt von seinem Sohn aus erster Ehe – Christiane Sommer geheiratet. Er verlässt seinen Posten beim Stadtverband, aber er legt sich nicht auf die faule Haut.

    Sportlich so fit wie nur wenige in seinem Alter

    Im Gegenteil. „Ich werde weiter mit den Leichtathleten arbeiten und meinen Nachfolger Stefan Press unterstützen – dies jetzt aber ehrenamtlich“, gibt er ein wenig seine Zukunftspläne bekannt. Mehrkampf bleibt sein Steckenpferd. Wolfgang Beck im Ruhestand ist auch kaum vorstellbar. Auch wenn der ehemalige Tennislehrer zugibt, dass ihm neulich nach einem Doppel „so einiges“ wehgetan habe, ist er sportlich fit wie nur wenige in seinem Alter. „Der Umgang mit den jungen Leuten hat mich jung gehalten“, bekennt der Trainer. „Ich bin sehr dankbar, dass ich mit ihnen arbeiten durfte. Das hat auch meine Persönlichkeit gefördert.“

    Wolfgang Beck dankt seinen Zöglingen, die ihm doch so viel zu verdanken haben. Ohne den gelernten Bankkaufmann, der einst bei den TS Göppingen zu den Stabhochspringern kam, seine Liebe für den Mehrkampf entwickelte, selbst unter anderem 1968 mit dem Team von Salamander Kornwestheim deutscher Meister im Zehnkampf war, hätte mancher junge Athlet geringere Chancen gehabt.

    Beck fördert seine Athleten nach Kräften und pflegt ein gutes Verhältnis mit ihnen. „In den knapp 32 Jahren meiner Tätigkeit in Ulm habe ich nur einmal einen Athleten weggeschickt. Sonst habe ich immer versucht, die jungen Leute zu motivieren. Dabei war ich nicht immer bequem, aber ich habe meine Linie gehabt.“ Als Fachmann – insbesondere für Stabhochsprung und Mehrkampf – kennt er alle Möglichkeiten, das Beste aus seinen Schülern herauszuholen.

    Nur die Besten in Becks Ägide aufzuzählen, ist schon zeitraubend. Sprinterinnen wie Andrea Schmidt, Katharina Gauß oder Tina Gruhler gehörten dazu, Stabhochspringer Florian Wacker, Hürdensprinter Ralf Leberer und die Zehnkämpfer Michael Kohnle, Arthur Abele sowie neuerdings die Youngster Mathias Brugger und Julius Sommer oder Stefanie Saumweber. 1993 war Beck bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart, als Kohnle Achter wurde. Die WM ’95 in Göteborg war für ihn klasse, obwohl Kohnle disqualifiziert wurde. Bei der WM 1999 sah er Leberer über 110 m Hürden in den Zwischenlauf sprinten und er wohnte der WM 2000 in Osaka bei. „Es ärgert mich aber immer noch, dass ich 2000 nicht zu Olympia nach Sydney gereist bin“, gesteht der Trainer. Damals kam Leberer mit einem „grandiosen Sturz“ zu gewissem Ruhm, aber auch noch in den Zwischenlauf.

    Bei Olympia in Peking war Wolfgang Beck mitverantwortlicher Zehnkampftrainer und musste mit ansehen, wie Arthur Abele nach fünf Disziplinen verletzt aufgab. Trotzdem war auch Peking ein Riesenerlebnis. Höhepunkte in seiner Karriere waren auch der Zehnkampf-Weltrekord von 8714 Punkten, den der Duisburger Jürgen Hingsen 1982 in Ulm aufstellte und der Titelgewinn von Michael Kohnle und dem SSV-Team 1995 im Donaustadion. 2011 feierte Beck mit Mathias Brugger dessen U20-Vize-Europameisterschaft im Zehnkampf im estländischen Tallinn. Und dann waren da noch die diversen deutschen Meisterschaften, die Beck in lebhafter Erinnerung hat.

    Fabian Dörr ist jetzt für „Ärzte ohne Grenzen“ tätig

    „Grandios ist, wenn ich sehe, wie sich die, die ich unter meinen Fittichen hatte, entwickelt haben“, freut sich Beck. „Keiner hat Schiffbruch erlitten. Der Sport prägt die Menschen.“ Als Beispiel nennt er Weitspringer Fabian Dörr, der für „Ärzte ohne Grenzen“ in Kenia tätig ist. Seinen Job zu beenden, reut Beck nicht: „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Meine Nachfolge ist geregelt, ich hinterlasse eine gute Truppe. Aber ich möchte keines der vielen Jahre missen.“

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