Was vom Sportjahr 2018 im Gedächtnis der breiten Öffentlichkeit bleiben wird, das sind die großen Erfolge und Misserfolge. Angelique Kerber gewinnt Wimbledon. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft holt Silber bei den Olympischen Spielen. Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft fliegt bei der Weltmeisterschaft in Russland schon nach der Gruppenphase raus. Genau wie die deutschen Handballer, die nach der Hauptrunde bei der EM in Kroatien die Segel streichen mussten. Weitere Beispiele gibt es genug. Doch neben den großen Geschichten gibt es auch die kleinen, die lokalen. Die Geschichten, die zwar kaum jemanden in Berlin, Hamburg oder Dresden interessieren, die aber ganze Städte oder Gemeinden begeistern. Auch davon gab es im Jahr 2018 wieder einige. Und manchmal klopfen diese vermeintlich kleinen Geschichten beim großen Publikum an.
Allen voran natürlich die des Zehnkämpfers Arthur Abele vom SSV Ulm, der bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin sensationell Gold holte und den man in Deutschland seitdem als „König Arthur“ kennt. Vor Kurzem wurde er Dritter bei der Wahl zum Sportler des Jahres. Oder die Geschichte der Regionalliga-Fußballer des SSV Ulm. Die drückten einem anderen besonderen Erfolg des Jahres ihren Stempel auf. Am 19. Mai hat Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gegen den großen Favoriten Bayern München gewonnen. Fast genau drei Monate später mussten die Hessen in der ersten Pokalrunde der neuen Saison gegen die Spatzen ran – und verloren mit 1:2. Es war das erste Mal seit 22 Jahren, dass ein Titelverteidiger in Runde eins ausschied. So etwas gibt es selbstverständlich nicht alle Jahre, manche Sportler warten ihr Leben lang auf einen solchen Erfolg. Trotzdem brauchen viele von ihnen nicht die große Bühne. Denn Erfolge und Misserfolge, die gibt es auch im Lokalsport. Für uns ließen einige Athleten ihr Sportjahr 2018 Revue passieren.
Sportler aus dem Raum Ulm und Neu-Ulm erzählen von ihrem Sportjahr 2018
Florian Krebs (Kapitän SSV Ulm 1846 Fußball): „Mein persönliches Highlight 2018 war natürlich der Sieg gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal und auch der anschließende Auftritt im Aktuellen Sportstudio, der für einen Sportler eine große Ehre ist. Zusätzlich habe ich dann auch noch das Torwandschießen gewonnen – den Tag kann man als rundum gelungen bezeichnen. Den werde ich sicher nicht vergessen und auch meinen Kindern eines Tages davon erzählen, wenn es soweit ist.“ (gioe)
Sebastian Enderle (FV Illertissen): „Seitdem ich am 31. März im Spiel gegen die U23 der SpVgg Greuther Fürth verletzt vom Platz musste, konnte ich kein Spiel und nicht einmal ein Training absolvieren. Ich habe gleich gemerkt, dass da etwas kaputt ist. Aber weil Medikamente zunächst ebenso wenig geholfen haben wie Behandlungen durch den Physiotherapeuten, war erst einmal nur Ruhe und Schonung des Fußes möglich. Inzwischen ist es aber besser geworden. Die ganze Situation war und ist trotzdem auch psychisch nicht ganz einfach. Wer mich kennt, weiß, dass ich keiner bin, der die Füße hochlegt. Die Frage, wie es weitergeht, beschäftigt einen ständig. Natürlich war ich bei Spielen meiner Mannschaft immer wieder dabei. Die sicher gut gemeinten Fragen, wie es mir geht und wie lange ich noch ausfalle, musste ich immer mit Kopfschütteln beantworten. Inzwischen hoffe ich aber, dass ich beim Trainingsstart am 14. Januar dabei bin und wenigstens noch ein paar Spiele in dieser Saison machen kann.“ (hs)
Ismet Akpinar (Basketball-Nationalspieler Ratiopharm Ulm): „2018 war ein wichtiges Jahr für mich. Sportlich und persönlich werden mir vor allem drei Dinge in Erinnerung bleiben: Mit Ratiopharm Ulm habe ich gegen Galatasaray Istanbul 26 Punkte erzielt und in der zweiten Verlängerung gewonnen, mit der Nationalmannschaft ist uns die WM-Qualifikation gelungen und abseits des Parketts habe ich in 2018 endlich damit angefangen, Klavier zu spielen.“ (az)
Brian Butler (Kapitän Scanplus-Baskets Elchingen): „Sportlich war das eines der besten Jahre meiner Karriere. Meine eigene Leistung hat gestimmt, die Leistung der Mannschaft hat gestimmt und deswegen sind wir Meister in der Pro B geworden. Der große Wermutstropfen war natürlich die Tatsache, dass wir den Aufstieg in die Pro A nicht wahrnehmen konnten. Aber ansonsten gibt es insgesamt gar nichts zu meckern und wenn es 2019 ähnlich gut läuft, dann bin ich sehr zufrieden.“ (pim)
André Bluhm (Handballer SC Vöhringen): „Eine spannende Hinrunde mit Höhen und Tiefen ist nun hinter uns. Rückblickend wäre sicherlich beim ein oder anderen Spiel mit etwas mehr Glück und ohne Verletzungspech noch mehr drin gewesen. Aber für mich war es auch einfach eine Herzensangelegenheit – trotz vieler anderer Möglichkeiten – nach meiner Pause genau in einer solchen Situation wieder zum SC Vöhringen zurückzukehren und wieder einen Beitrag zu leisten. Für die Rückrunde sind die Zeichen deswegen aber auch für mich ganz klar: noch mal alles geben im Sportpark – in meiner vermutlich erst mal letzten Saison. Denn dann bin ich mit dem Studium fertig und werde nicht mehr in Ulm sein.“ (rfu)
Arthur Abele spricht über das Jahr 2018
Carolin Luxenhofer (Handballerin Burlafingen): „Für mich waren wie für meine Kameradinnen die Derbysiege in der laufenden Runde gegen den SC Lehr, insgesamt drei an der Zahl, der absolute Höhepunkt im Jahr 2018. Das war genial.“ (kümm)
Arthur Abele (Zehnkämpfer SSV Ulm): „In Berlin nach den 1500 Metern über die Ziellinie zu laufen und als Zehnkampf-Europameister gekrönt zu werden, als „König Arthur“ – das war das absolute Highlight des Jahres, ein wahnsinnig tolles Gefühl, das ich nie vergessen werde. „Wahnsinn, was der Körper zu leisten im Stande ist“, habe ich gedacht. Noch im März war ja gar nicht klar gewesen, wohin die Saison überhaupt führen würde. Und dann auf der Ehrenrunde gefeiert zu werden und die vielen Menschen zu sehen, die mich begleitet haben und denen die Tränen in den Augen standen, das alles hat mich sehr berührt. Die ersten Wochen nach dem EM-Gold waren wie in Trance, mittlerweile hatte ich Zeit, alles zu verarbeiten. Aber noch immer kommen täglich die Erinnerungen wieder hoch. Das war sportlich das schönste Jahr meiner Karriere!“ (sibe)
Alina Reh (SSV Ulm Leichtathletik): „Wenn ich das gesamte Jahr betrachte, glich 2018 einer sportlichen Achterbahnfahrt. Aber am Ende des Jahres kann ich ganz klar sagen: Ich bin mit meinen Ergebnissen 2018 sehr zufrieden. Denn die deutschen U23-Rekorde im Halbmarathon und über zehn Kilometer haben mir gezeigt, dass ich schnelle Zeiten laufen kann, wenn ich verletzungsfrei über einen längeren Zeitraum trainieren kann. Und das hat zum Glück bei mir von Juni bis Oktober geklappt. Leider lief die Sommervorbereitung durch die Stressfraktur im Wadenbein im April weniger rund. Ohne die Verletzung und die mehrwöchige Laufpause wäre bei der EM vielleicht sogar noch mehr möglich gewesen als Platz vier. Wobei ich ganz klar sage: Der vierte Platz ist in keinem Fall die „Blech-Medaille“, sondern ein tolles Ergebnis, mit dem ich sehr zufrieden bin. Das EM-Rennen im Berliner Olympiastadion war wirklich der absolute Saisonhöhepunkt für mich. Ich bin dankbar und froh, dass ich bei diesem tollen Event mit den tollen Fans dabei sein durfte. Ohne mein Umfeld wäre das nach dieser Verletzung nicht möglich gewesen.“ (az)
Martin Jainz (Devils Ulm/Neu-Ulm): „2018 war ein besonderes Jahr, weil ich meine Nadja nach drei Jahren Beziehung am 4. Mai standesamtlich geheiratet habe. Gefeiert haben wir dieses sehr schöne Ereignis dann so richtig am 20. Juli mit 138 Freunden. Meine schwerste Entscheidung war es wohl, nach 13 Jahren in Memmingen mit vielen Freunden und zuletzt Eishockey in der Oberliga, einen Schnitt zu machen. Dafür trete ich demnächst eine neue berufliche Herausforderung an, auf die ich mich freue. Bei den Devils habe ich jetzt die Gelegenheit, mit viel Motivation der Mannschaft bei der Realisierung des Ziels Bayernliga zu helfen. Dafür müssen wir uns aber alle noch gewaltig steigern, damit es am Ende auch wirklich klappt.“ (duja)
Timo Rister (TSV Pfuhl Turnen): „Was meine eigenen Leistungen betrifft, war das Sportjahr eher normal. Aber ich habe mich auch völlig aufs Team konzentriert. Der Erfolg über Exquisa Oberbayern, mit dem wir uns für den Aufstiegskampf qualifizierten, war schon ein Highlight. Der absolute Höhepunkt für mich wie für alle anderen war definitiv der Aufstieg in die Bundesliga. Da haben wir Geschichte geschrieben.“ (kümm)
Hannah Steffen (Pfeilschützen Vöhringen): „Dass ich mich mit dem Luftgewehr und dem Kleinkaliber für die Weltmeisterschaft in Korea qualifiziert habe und ins deutsche Frauen-Nationalteam aufgenommen wurde, waren für mich schon persönliche Höhepunkte des Jahres. Getoppt wurde dies aber auf jeden Fall noch vom Bundesligafinale in Paderborn, bei dem mein Vöhringer Team Dritter wurde. Wir sind halt eine ganz coole Mannschaft.“ (kümm)
Sportlicher Jahresrückblick 2018
Esther Mayer (Triathlon SSV Ulm 1846): „Meine Saison hat dieses Jahr direkt mit einer persönlichen Herausforderung begonnen: mein erster Lauf über die Marathondistanz in Paris. Es folgten drei Wettkämpfe mit dem neu gegründeten Damenteam des SSV Ulm – ein Teamwettkampf und zwei olympische Distanzen. Mit einem Team an die Startlinie zu gehen, hat mich auch an Tagen enorm motiviert, an denen meine eigene Leidensbereitschaft geringer war. So konnte ich meine eigene Leistungsgrenze, vor allem die mentale, nochmal nach oben verschieben. Schade war es zum Teil innerhalb der Damenliga, dass der Teamgeist in anderen Damenteams nicht so stark war wie in unserem Team, was dort zu innermannschaftlichen Streitigkeiten führte.“ (az)
Timo Leitner (Fußball-Landesliga TSV Buch): „Wir können zufrieden sein, die großen Punkte haben wir geholt. Dass es für mich so gut lief, liegt auch am ganzen Team. Überhaupt war der Teamspirit in Buch mitentscheidend für meinen Wechsel dorthin. Ich denke nicht egoistisch, deshalb ist mein erstes Ziel der Klassenerhalt.“ (jürs)
Marina Seitz (Inlinefahrerin DAV Neu-Ulm): „Mit meinem Jahr kann ich sehr zufrieden sein. Ich habe mehrere Weltcupsiege geholt und die Weltcup-Gesamtwertung gewonnen. Zudem bin ich fest nominiert für die Nationalmannschaft, die Deutschland im kommenden Jahr bei den World-Roller-Games in Barcelona vertreten wird. Aber auch sonst ist es mir eigentlich nie langweilig geworden. In diesem Jahr habe ich mit dem Bouldern als Ganzkörpertraining begonnen, was mir sehr viel Spaß macht. Außerdem fahre ich Mountainbike und im Winter arbeite ich als Skilehrerin. Daneben muss ich mir die Zeit nehmen für mein Studium des internationalen Managements in Augsburg.“ (bezö)
Edwin Schmuck (Reiter Illertissen): „Ich freue mich, dass ich im Jahr 2018 doch fast alle mir selbst gesetzten Ziele erreicht habe, obwohl mein Spitzenpferd Aclatron seit einer Verletzung im April dieses Jahres und nach einer anschließenden Operation nicht mehr einsatzfähig war. Sein Ersatz Alonso und ich konnten bei den Bayerischen Meisterschaften die Bronzemedaille gewinnen, und darüber hinaus gab es auch bei mehreren Großen Preisen sehr gute Platzierungen. Damit sind wir nach wie vor unter den Top 100 in Deutschland. Aclatron ist inzwischen wieder gesund, sodass ich auch auf ein erfolgreiches Neues Jahr hoffen darf.“ (wis)
Svenja Pfetsch (Sprinterin SC Vöhringen): „Mein Jahr 2018 war toll, weil ich eine unglaubliche Saison hatte und meine Ziele übertroffen habe. Eine Medaille bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock war möglich, aber mit Gold über 200 Meter hatte ich nicht gerechnet. Dieser Erfolg ist für mich immer noch kaum zu beschreiben. Ohne die Unterstützung von meinen Eltern, dem SC Vöhringen und meinem Trainer, Eugen Buchmüller, wäre dies nicht möglich gewesen. Ich möchte mich daher an dieser Stelle bei allen für das tolle Jahr 2018 bedanken. In der kommenden Saison möchte ich auch wieder eine Medaille bei den Deutschen Jugendmeisterschaften holen und mich für die U20-Europameisterschaft, die 2019 in Schweden stattfindet, qualifizieren.“ (az)