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Interview: Der Traum von Olympia lebt wieder

Interview

Der Traum von Olympia lebt wieder

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    Nach einer langen Leidenszeit und vielen Trainingseinheiten greift Janine Berger wieder a.
    Nach einer langen Leidenszeit und vielen Trainingseinheiten greift Janine Berger wieder a. Foto: Bernhard Weizenegger

    Was macht das linke Knie, Frau Berger?

    Berger: Es entwickelt sich immer besser und ist jetzt eigentlich ziemlich gut. Ich kann auf jeden Fall trainieren.

    Sie hatten sich vor gut einem Jahr bei der deutschen Meisterschaft in Stuttgart unter anderem einen Kreuzbandriss zugezogen. Nach ersten, sehr positiven Nachrichten aus dem Trainingsaufbau wurde dann eine zweite Operation notwendig. Seither sind sieben Monate vergangen, und Sie stehen vor Ihrem Comeback im Wettkampf. Erzählen Sie doch mal, was in der Zwischenzeit so alles passiert ist.

    Berger: Ich muss sagen, bei mir ging es eigentlich ziemlich schnell. Ziemlich genau vor einem Jahr, am 16. September, hatte ich die erste Operation. Es war ja neben dem Kreuzband auch der Meniskus kaputt, dazu kam ein Knorpelschaden. Dann wurde ich im Februar noch ein zweites Mal operiert, weil das Knie ein bisschen dick war. Die meisten Turnerinnen mit derartigen Verletzungen haben bis zu anderthalb Jahre gebraucht, bis sie dann wieder einen Wettkampf geturnt haben. Für das, was war, ist ein Jahr also schon ziemlich gut.

    Freizeitsportler können sich vermutlich nicht einmal vorstellen, wie viel innere Stärke notwendig sind, um nach einer derartigen Verletzung zurück nach ganz oben zu kommen.

    Berger: Im Leistungssport gewinnt nur, wer Ehrgeiz und Willensstärke hat. Und da braucht man auch ein Stück weit Härte und Kälte. Das genau macht Profis aus: aus jedem Rückschlag zu lernen und noch einen Tick härter zu werden. Wer das nicht schafft, kommt erst gar nicht an die Spitze.

    Am Wochenende starten Sie bei den deutschen Meisterschaften in Gießen. Kribbelt’s schon?

    Berger: Ich freue mich auf den Wettkampf und darüber, dass ich wieder so weit gekommen bin, auf diesem Niveau zu turnen. Ob ich dann mit meiner Übung durchkomme, ist eine andere Frage. Es ist ein Sport, in dem man Perfektion braucht. Ein kleiner Schritt zu weit nach links oder ein kleiner Griff daneben kann alles kaputtmachen.

    Sie haben erklärt, bei den nationalen Titelkämpfen noch auf den Sprung zu verzichten. Am Stufenbarren werden Sie aber starten. Erklären Sie doch mal dem Laien, warum Stufenbarren geht und Sprung nicht.

    Berger: Weil ich am Stufenbarren die meiste Zeit mein Knie nicht benötige – wenn es gut läuft, also wenn ich nicht abstürze. Die Landung ist kein Problem.

    Im Training in Ulm haben Sie Ihren Erfolgs- und Unglückssprung, den Tsukahara mit Doppelschraube, schon wieder einstudiert. Wie war das erste Mal?

    Berger: Natürlich war ich ein bisschen aufgeregt. Aber ich habe mich auch sehr gefreut, dass es gleich so gut geklappt hat. Im Training beherrsche ich den Sprung inzwischen schon wieder, aber es ist etwas anderes, ihn im Wettkampf zu turnen. So lange ich mir nicht zu 110 Prozent sicher bin, möchte ich einfach nichts riskieren.

    Zurück nach Gießen. Was ist Ihr persönliches Ziel für diese Titelkämpfe?

    Berger: Ich hoffe schon, dass ich am Stufenbarren ins Finale komme. 2013 und 2014 hatte ich das ja geschafft.

    Sie sollen laut darüber nachgedacht haben, am Wochenende auch am Schwebebalken zu turnen.

    Berger: Nein, das war von mir eher geplant für die zweite WM-Qualifikation Anfang Oktober in Stuttgart.

    Sie haben soeben Stuttgart erwähnt. Findet dieser Wettkampf am 3. Oktober in jener Halle statt, in der Sie diesen fürchterlichen Unfall hatten?

    Berger: Ja, es ist genau die gleiche Halle. Und wenn ich da den Sprung turnen müsste, weiß ich im Moment nicht so recht, wie ich reagieren würde. Aber andererseits denke ich mir, die Halle kann ja nichts dafür.

    Wenn Sie also nicht springen – bleibt dann die Weltmeisterschaft in Glasgow überhaupt ein Thema für Sie?

    Berger: Glasgow werde ich ohne den Sprung nicht erreichen. Aber das ist ja auch nicht mein Hauptziel.

    Das heißt, der Traum von Olympia 2016 lebt unabhängig von den Ergebnissen der kommenden Wochen weiter?

    Berger: Na klar. Rio ist und bleibt mein Ziel. Und die Einzel-Qualifikation steht ja eh erst im Mai oder im Juni an. Was Glasgow betrifft, ist vor allem wichtig, dass die deutsche Mannschaft dort mindestens Platz acht belegt. Dann ist das Team für Rio qualifiziert. Wer letztlich die Olympia-Mannschaft bildet, wird sich erst anschließend herausstellen.

    Zurück ins Jetzt. Zwei ihrer Teamkolleginnen aus dem SSV Ulm 1846 starten ebenfalls in Gießen. Annika Göttler und Natalie Wolfgang stellen sich der Konkurrenz im Mehrkampf. Stehen einem die Ulmer Kolleginnen näher als andere Turnerinnen?

    Berger: Wir verstehen uns alle gut und sind miteinander befreundet. Aber im Wettkampf lastet so viel Druck auf einem. Da hat jeder sein Ding, das er durchzieht. Ich zum Beispiel habe jetzt in Gießen nur ein Gerät, war ein ganzes Jahr raus – und jeder will sehen, wo steht die Janine Berger? Damit umzugehen ist schwierig. Interview:

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