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Fußball: Fußball: Bayern-Modell fühlt sich an „wie ein Bänderriss“

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Fußball: Bayern-Modell fühlt sich an „wie ein Bänderriss“

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    Die Tore zu den Sportanlagen der Vereine im Bayerischen Fußball-Verband bleiben bis mindestens Ende August zu. Prinzipiell soll die Saison aber fortgesetzt werden.
    Die Tore zu den Sportanlagen der Vereine im Bayerischen Fußball-Verband bleiben bis mindestens Ende August zu. Prinzipiell soll die Saison aber fortgesetzt werden. Foto: Ralf Lienert

    Die bayerischen Amateurfußballer haben sich wie berichtet entschieden: Die derzeit wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Saison soll auf alle Fälle fortgesetzt und beendet werden – am liebsten ab dem 1. September. Andere Verbände wie Hessen und Niedersachsen wollen sich an diesem Modell orientieren, beim Württembergischen Fußball-Verband (WFV) ziert man sich noch und vermutlich ärgert man sich in Stuttgart auch ein bisschen über die Bayern, die in der Krise stets das Tempo und die Themen vorgeben. WFV-Präsident Matthias Schöck sagt: „Auch vor dem Hintergrund ständig neuer Wasserstandsmeldungen hinsichtlich der Fortführung der Saison sind wir gut beraten, einen kühlen Kopf zu bewahren.“ Der württembergische Verband hat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Sobald dieses vorliegt, will man sich mit der Regionalliga Südwest abstimmen und dann weiter beraten. Ein Ergebnis könnte Anfang Mai vorliegen, so lange müssen sich auch die Vereine im Bezirk Donau/Iller gedulden. In einer schriftlichen Stellungnahme verweist der WFV zudem darauf, dass bei einer kompletten Aussetzung des Spielbetriebs und einem pauschalen Ausschluss von Geisterspielen wohl auch kein Sieger im Landespokal und Teilnehmer am DFB-Pokal ermittelt werden könnte. Zumindest einzelne Partien ohne Zuschauer hält man demnach in Stuttgart wohl für vorstellbar.

    Harry Haug vom TSV Buch vermisst das Bierchen beim Kreisliga-Kick

    Harry Haug hat sich natürlich mit dem bayerischen Modell beschäftigt. Der Trainer des württembergischen Landesligisten TSV Buch glaubt: „Am Ende wird uns gar nichts anderes übrig bleiben, als diese Regelung zu übernehmen.“ Haug verweist auf die besondere Situation der Vereine an der Schnittstelle zwischen bayerischem und württembergischen Verband, wo schon mal Spieler von Illertissen nach Buch oder von Babenhausen nach Oberroth wechseln. Würde nun beispielsweise Württemberg die Saison abbrechen und Bayern sie im Herbst fortsetzen, dann wäre ein Chaos vorprogrammiert. Aber am liebsten würde Harry Haug sich gar nicht mit solchen Fragen beschäftigen, sondern einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: „In Grafertshofen vor dem Vereinsheim hocken, mit Freunden ein Bierchen trinken und Kreisliga schauen. Das vermissen wir doch alle.“

    Markus Schaich, der Trainer des bayerischen Landesligisten FV Illertissen II, muss das Modell seines Verbands akzeptieren. Mögen muss er es nicht: „Ein absoluter Schmarrn. Es ist mir ein Rätsel, wie das funktionieren soll.“ Seiner Überzeugung nach gibt es zu viele ungeklärte Details wie Vereinswechsel oder die Stellung von Spielern des älteren A-Jugend-Jahrgangs. Zudem sieht er zusätzliche Probleme bei der Verfügbarkeit jüngerer Spieler, die zum Beispiel studieren. Obendrein denkt Schaich wie der Kollege Haug in Buch „länderübergreifend“. Schließlich ist der FV Illertissen im bayerischen Verband organisiert, er deckt sich aber natürlich auch auf der württembergischen Seite mit Spielern ein. Die Forderung von Schaich: „Es muss eine bundesweite Lösung her.“

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    Die eine oder andere Sorge hat man beim SV Egg nicht. Die Philosophie des Landesligisten aus dem Günztal lautete immer schon: Eigene Spieler, keine Gehälter, wenig Fluktuation. Trainer Christian Möller, sonst eher ein Freund der Entscheidungen des bayrischen Verbands, ärgert sich diesmal trotzdem ein bisschen und er stellt die Frage: „Warum die lange Zeitspanne bis Ende August?“ Aus seiner Sicht wäre es sinnvoller gewesen, zunächst bis Ende Juni auszusetzen als Ziel anzupeilen und dann gegebenenfalls nachzujustieren. Der mögliche Wiederbeginn erst im September fühlt sich für Möller an „wie ein Bänderriss“. Er fragt: „Wie sollen wir die Spieler bei Laune halten und ihnen vermitteln, dass sie sich vier Monate fit halten?“ Möller befürchtet die größten Probleme bei Vereinen, die viel Geld in ihre Kader investieren und keine Einnahmen haben und geht davon aus, dass etliche Vereine von der Bildfläche verschwinden werden.

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