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Frauen-WM: Von Klischees und Ästhetik: Sportler aus der Region sprechen über Frauenfußball

Frauen-WM

Von Klischees und Ästhetik: Sportler aus der Region sprechen über Frauenfußball

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    Sara Däbritz von der deutschen Fußball-Frauennationalmannschaft freut sich über ihr Tor zum 2:0 gegen Nigeria. Am Samstag treten sie und ihr Team im Viertelfinale an. Public Viewings sind in der Region aber Mangelware.
    Sara Däbritz von der deutschen Fußball-Frauennationalmannschaft freut sich über ihr Tor zum 2:0 gegen Nigeria. Am Samstag treten sie und ihr Team im Viertelfinale an. Public Viewings sind in der Region aber Mangelware. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

    Die Bilder der Fußball-WM im vergangenen Jahr in Russland haben die meisten wohl noch vor ihrem geistigen Auge – auch wenn die Erinnerungen aus deutscher Sicht nicht die besten sind. Auf dem Ulmer Münsterplatz trauerten die deutschen Fußballfans über das Aus der Nationalelf in der Gruppenphase, in der Ratiopharm-Arena oder im Barfüßer-Biergarten in Neu-Ulm war die Laune der Gäste in weißen Trikots auch nicht besser. Wenn ein großes Männer-Turnier ansteht, strömen die Menschen zu den Public Viewings. Bei der WM der Frauen, die gerade in Frankreich stattfindet, ist die Lage eine andere. Auch wenn die deutschen Fußballerinnen wieder erfolgreich dabei sind und am Samstag im Viertelfinale gegen die Schwedinnen um das Halbfinale spielen.

    Auch interessant: Der FV Illertissen muss ohne seine Topstürmer auskommen.

    Dass die Wertschätzung des Frauenfußballs in der Öffentlichkeit bei weitem nicht die gleiche ist wie bei den Männern, weiß Naomi Miller. Für sie ist der Rasensport ein wichtiger Teil ihres Lebens. In ihrem Verein, dem TSV Holzheim, scheint die Kluft zwischen den Männern und den Frauen aber nicht so groß zu sein, wie es manches Klischee vermuten lässt: „Unsere Männer sind sogar mächtig stolz, von sich behaupten zu können, eine Frauenmannschaft zu haben“, sagt Miller. Die beiden Teams spielen auch ab und zu mal gegeneinander. „Ausgeglichen“ gehe es dann zu, sagt die Holzheimer Fußballerin. Und es stärke das Mannschaftsgefühl. Sie findet es dennoch schade, dass um die Männer-WM ein viel größerer Wirbel gemacht wird als bei den Frauen. „Fanartikel und eigene Songs im Radio gehören bei den Männern zum Programm. Bei den Frauen gibt es nicht einmal Public Viewings, die man besuchen könnte, geschweige denn das Trikot unserer Mannschaft in Männergrößen.“ Einer, der sich darüber freuen würde, ist Philip Renner, Handballer der HSG Langenau/Elchingen. Er schaut sich gerne die Fußballspiele der deutschen Frauen an und hält die mediale Präsenz für einen ausschlaggebenden Punkt dafür, weshalb Männerfußball einen höheren Stellenwert genießt. Gezeigt werde eben nur, was der Großteil des Publikums fordert. Und das sei eben der Männerfußball, sagt Renner. Ihm sei allerdings die Sportart wichtiger und nicht das Geschlecht.

    Kein Public Viewing zur Frauen-WM in Neu-Ulm

    Doch immerhin schaffen es Großereignisse des Frauenfußballs auf den Bildschirm, was nicht immer so war. Gut so, findet Rebecca Vorreiter. Die Handballerin aus Langenau ist sportbegeistert und bedauert es ebenfalls, dass Fußball gerne als Männersport abgestempelt wird – was ihrer Meinung nach daran liegt, dass einige Leute Frauenfußball als unästhetisch empfinden. Zwar rolle der Ball bei den Frauen etwas langsamer, aber Vorreiter findet: Auf der technischen Ebene ist das Spiel meist viel interessanter anzuschauen. Wenn es um Frauenfußball geht, geht es also auch immer um Klischees, sagt Julia Wiest. In Regglisweiler gehört sie der Tanzgruppe „Crazy Girls“ an. Ihrer Meinung nach ist die Verbindung von Fußball mit Männern völlig überholt, weil sich auch die Frauen bereits mit etlichen Titeln schmücken können und weltweit zu den führenden Nationen gehören. Gleichzeitig erinnert sie aber daran, dass es genauso typischen Frauensport gibt. Allen voran das Ballett. „Ähnlich wie beim Tanzen und Aerobic gibt es dort vor allem Frauen“, sagt Wiest. Wer als Mann solchen Sportarten nachgeht, müsse sich auf abwertende Kommentaren gefasst machen – genau wie die DFB-Frauen.

    Am geringeren Interesse der Menschen dürfte das jedoch wenig ändern, selbst wenn die Zahl der Frauenmannschaften in Deutschland laut DFB steigt. Vielleicht könnten Public Viewings daran etwas ändern, doch die gibt es nicht. In der Stadt Neu-Ulm wurde keine große öffentliche Veranstaltungen angemeldet und auch in Ulm und Illertissen scheint am Samstag Funkstille zu sein – Sportbars ausgenommen.

    Allerdings hat es auch zur Fußball-WM der Männer kein Public Viewing in Illertissen gegeben.

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