Der Weg von Ulm nach Oldenburg ist nicht der kürzeste (Luftlinie rund 700 Kilometer) und so dürften die meisten Ulmer Basketballfans den frühen Sonntagabend vor dem Fernseher verbracht haben, um sich die Bundesliga-Partie gegen Oldenburg anzuschauen. Die TV-Bilder verwirrten aber: Ulms Spieler stiegen vor der Oldenburger Arena nämlich nicht aus ihrem eigenen Mannschaftsbus, sondern aus dem der Gegner. Per Flugzeug waren sie nach Bremen gereist und dorthin hatte ein Busunternehmen eben das Gefährt der Baskets geschickt. Eine kleine Spitze der Gastgeber? Ulms Trainer Jaka Lakovic fand die Sache jedenfalls nicht sehr wichtig: „Das passiert ständig und ist mir auch schon als Spieler in der Euroleague passiert“, sagte er gegenüber Magenta Sport. Seine Spieler juckte es offenbar auch wenig. Sie schafften die Überraschung und gewannen mit 104:91. Es war der vierte Sieg in den vergangenen fünf Ligaspielen.
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Auf dem Feld galt der Blick dem Duell der Routiniers Rickey Paulding (37) auf Seiten der Oldenburger mit Ulms Zoran Dragic (30) und der Frage, wie sich der Gastgeber ohne den verletzten und immens wichtigen Nathan Boothe schlug. Die Frage war klar zu beantworten: Oldenburg schlug sich zunächst gut. Dafür sorgten vor allem Brayden Hobbs und Justin Sears. Paulding machte ein starkes Spiel, blieb im Vergleich zu Dragic jedoch blass. Paulding erzielte 21 Punkte, doch der Slowene in Ulmer Diensten entwickelte sich zum wichtigsten Donaustädter und steuerte sagenhafte 31 Punkte bei. Auch Per Günther zeigte ein gutes Spiel, in dem er Killian Hayes oft ersetzte. Der junge Franzose schwankt ja gerne in seiner Leistung und die Partie in Oldenburg gehörte zu seinen schwächeren. Sinnbildlich war eine Szene im zweiten Viertel, als er nach den Ball einem Anspiel in der eigenen Hälfte viel zu leicht an Gerry Blakes verlor, der anschließend locker punktete. Hayes schien mit seinen Gedanken überall, nur nicht beim Spiel. Dafür machten es sein Teamkollegen besser. Sie waren stärker in den Rebounds und trafen mehr Zwei-Punkte-Würfe als die Gastgeber. Dafür waren sie zunächst schlechter bei den Dreiern. Defensiv zeigten sich sowohl Ulm als auch Oldenburg nicht ganz sattelfest und so waren zur Halbzeitpause schon einige Körbe gefallen. 53:50 stand es aus Sicht der Gäste.
BBL: Ratiopharm Ulm mit Überraschungssieg in Oldenburg
Eng ging es dann weiter. Beide Mannschaften leisteten sich den ein oder anderen Fehler und Ulm hatte es vor allem Zoran Dragic und Per Günther zu verdanken, dass das Team weiter an der Überraschung gegen die Oldenburger schnupperte. Wie entfesselt spielte der 31-jährige Günther (der die 1400. Vorlage seiner BBL-Karriere beisteuerte), doch außer Dragic sprang ihm im dritten Viertel offensiv kaum jemand zur Seite. So schafften es die Ulmer nicht, die Schwächen der Gastgeber in der Verteidigung auszunutzen. Mit 72:72 ging es ins Schlussviertel.
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Und da lief einiges zusammen bei den Gästen. Zoran Dragic bewegte sich punktetechnisch weiter in außergewöhnliche Gefilde („Ich gebe einfach immer 100 Prozent“), Seth Hinrichs leistete mit seinen Rebounds seinen Beitrag und endlich fielen auch die Dreier in den Oldenburger Korb, etwa durch Andreas Obst zum 96:87 zwei Minuten vor Schluss. Die Konstanz, die den Ulmern vor nicht allzu langer Zeit noch gefehlt hatte, sie war nun da. Lakovic’ Spieler zeigten von Anfang an eine konzentrierte Leistung, anders als die Oldenburger, die es besonders zum Ende hin schleifen ließen. Der Ausfall von Boothe schien ihnen doch mehr zuzusetzen als es zu Beginn den Anschein hatte.
Die Statistik zum Spiel:
- Ratiopharm Ulm: Dragic (31), Günther (19), Obst (13), Jerrett (11), Hinrichs (10), Schilling (6), Hayes (6), Willis (5), Briscoe (3), Ugrai, Heckmann.
- Beste Ulmer Dreierschützen: Dragic (4), Günther (3).
- Beste Ulmer Rebounder: Hinrichs (10), Jerrett (6).
- Ulmer Trefferquote: 65 Prozent (48/74).
- Ulmer Dreierquote: 45 Prozent (13/29).
- Ulmer Freiwurfquote: 77 Prozent (17/22).
- Beste Oldenburger Werfer: Paulding (21), Mahalbasic (18), Blakes (15), Sears (14).