Die Kabine bleibt dem gemeinen Fan verschlossen und der Mannschaftsbus ist ebenfalls verbotenes Terrain. Kein wirkliches Problem im virtuellen Zeitalter, denn wer mehr aus dem Privat- und Gefühlsleben der Ulmer Basketballprofis wissen will, der wird bei Facebook und überhaupt im Internet von den Spielern selber umfassend informiert. Besonders ausgeprägt ist das Mitteilungsbedürfnis von Allan Ray. Der Junge aus der Bronx will die Welt erobern.
Mit dieser Aussage jedenfalls begrüßt Ray den Leser auf seiner eigenen Homepage (http://rayfor3.com) und zumindest die virtuelle Welt hat Ray bereits prima im Griff. Bei ihm kann der User einen Schuh mit den Unterschriften der Ulmer Spieler gewinnen und er erfährt Hintergründe der Gestaltung des eigenen Ray-Logos mit der eingearbeiteten Silhouette des Empire-State-Buildings und einem Stern in Erinnerung an Rays Spitznamen aus Kindertagen (Starchild). Artig und durchaus glaubhaft versichert der Ulmer Profi, dass er seine Mannschaft, den Trainer und Deutschland überhaupt liebt. Was auch daran liegt, dass Ray als Amerikaner sich hier in seiner Muttersprache sehr gut verständigen kann. „Ich habe in einigen anderen Ländern gespielt und konnte mich dort mit niemandem unterhalten und mir nicht einmal etwas zu essen bestellen“, berichtet Ray.
Mit einem Gewinnspiel lockt auch Lance Jeter die Fans bei Facebook. Der bullige Aufbauspieler verspricht demjenigen ein Trikot, der ihn beim Basketballgezocke am PC bezwingt. Was derzeit zu schaffen sein müsste, denn Jeter hat wenig Zeit zum üben. Vielmehr treibt ihn die Sorge um, wie und wo sich sein in dieser Woche zu Besuch weilender ehemaliger Collegetrainer Dave Anwar in Ulm mit Leuten seines Alters vergnügen kann.
Die meisten der Teamkollegen sind zwar ebenfalls bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken registriert, aber wesentlich zurückhaltender als Ray und Jeter. Per Günther lässt seine virtuellen Freunde immerhin teilhaben am ganz offensichtlich wenig erbaulichen Erlebnis eines unangemeldeten morgendlichen Dopingtests, der in Günthers stillem Örtchen in Gesellschaft des Kontrolleurs vollzogen wurde.
Online relativiert sich auch die Aussage von Dane Watts, dass die Ulmer Tabellenführung in der Bundesliga unter den Spielern eigentlich kaum ein Thema sei. Ray freut sich jedenfalls mächtig darüber, dass er erstmals in seiner europäischen Basketballkarriere die Nummer eins ist und Jeter stellt die rhetorische Frage: „Wer kann schon von sich behaupten, dass er für die beste deutsche Mannschaft mit den besten Fans spielt?“
Ein Erfolg, auf dem die Ulmer Spieler sich auf keinen Fall ausruhen wollen. Allan Ray verspricht vor dem Heimspiel gegen Hagen am heutigen Samstag (19 Uhr): „Wir sind bereit und werden hart arbeiten.“