Das erlebt ein Spieler des SSV Ulm 1846 Fußball nicht alle Tage. „Wenn Sky Sport News hier mit dem Wagen vorfährt und Interviews einholt, merkt man natürlich, dass die Anspannung bei so einem Spiel größer ist.“ Gesagt hat das gestern Ardian Morina und er sagte es im Presseraum des Ulmer Donaustadions, der so gar nichts mit dem Glanz der großen Fußballwelt zu tun hat. Dieser Gegensatz, der große, medial aufgeplusterte Fußball einerseits und die Regionalliga-Spatzen andererseits ist der große Erzählrahmen der DFB-Pokalpartie gegen Eintracht Frankfurt am Samstagnachmittag (15.30 Uhr). Die Hessen sind als Pokalsieger klarer Favorit und noch immer schwirren die Bilder des furiosen 3:1-Sieges im Finale gegen Bayern München in den Köpfen deutscher Fußballfans herum.
Fast genau drei Monate ist der Finalabend im Berliner Olympiastadion nun her, aber von der guten Stimmung ist nur wenig geblieben. Längst haben sich die Bayern im Finale des Supercups mit 5:0 gerächt, viele Leistungsträger und Trainer Niko Kovac sind abgewandert und Adi Hütter, der neue Mann an der Seitenlinie, ließ jüngst mit einer „Trainingsgruppe 2“ aufhorchen. Was für die Spieler, die dorthin versetzt wurden, so viel heißt wie: such’ dir einen anderen Verein. Gestandene Profis sind mit dabei. Die Laune könnte also besser sein – was für die komplette Vorbereitung gilt.
SSV Ulm gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal
Das ist auch Ulms Trainer Holger Bachthaler nicht entgangen. „Man muss sehen: sie haben von den Vorbereitungsspielen keins gewinnen können. Aber trotzdem ist die Qualität der Frankfurter so hoch, dass sie drei Ligen über uns spielen.“ Wer als Favorit ins Spiel gehen wird ist auch für ihn keine Frage. Beim Supercup-Finale war Bachthaler im Frankfurter Stadion. Einerseits, um seinen Kumpel Julian Nagelsmann, Trainer von Hoffenheim, zu treffen. Andererseits natürlich, um sich auf den Gegner vorzubereiten. Tipps hat er von Nagelsmann keine bekommen, verrät er. Aus der Niederlage der Hessen habe er aber trotzdem den ein oder anderen Schluss ziehen können. Zu hoch hängen möchte er das aber nicht: „Es ist die Frage, inwieweit man einen Bezug zu unserem Spiel herstellen kann. Bayern hat eine andere Qualität als wir.“
Lesen Sie hier: So schaffte es der SSV Ulm in den DFB-Pokal
Weil das stimmt, muss Bachthaler die besten Geschütze auffahren, die er hat. Welche das genau sein werden, lässt er zwar offen. So viele Rotationen wie zuletzt in den beiden Spielen gegen Offenbach und Pirmasens soll es aber nicht geben. „Das wird kein Spiel, in dem wir sagen, wir müssen jemandem Spielpraxis geben.“ Weil er und sein Trainerteam aus den Vollen schöpfen können, gibt es immerhin in Sachen Personal keine Baustellen. Es bleibt nur die Frage, wie Bachthalers Spieler mit der Kulisse von 18400 Zuschauern zurecht kommen werden. Im Liga-Alltag blitzen den Spielern bei einem Zuschauerschnitt von etwa 1200 meist die leeren grauen, grünen oder blauen Sitzschalen entgegen und keine Tausende Besucher. Von denen morgen auch einige Tausend aus Frankfurt erwartet werden. Darum macht sich Bachthaler aber keine Sorgen: „Ich denke nicht, dass die Spieler die Hosen voll haben.“ Morina macht sich auch lieber darüber Gedanken, was auf dem Platz passiert als über das Geschehen daneben. „Wir müssen mutiger spielen“, lautet sein Vorsatz für das Spiel. „Die kleine Möglichkeit, die wir haben, müssen wir nutzen.“
Holger Bachthaler hat Erfahrung im DFB-Pokal
Der 24-Jährige weiß, wovon er spricht. Zwei Mal schon ist er in seiner Zeit beim FV Illertissen im DFB-Pokal angetreten. Zuletzt in der Saison 2014/2015 gegen Werder Bremen (2:3 n.V.) und das erste Mal in der Saison davor – gegen die Eintracht aus Frankfurt (0:2). Sein Trainer damals: Holger Bachthaler.
„Die Erfahrung zeigt: je frecher man auftritt, desto größer ist die Möglichkeit, dass man seine Ziele erreicht“, erklärt der Trainer. Gegen Frankfurt scheint er es defensiv angehen zu wollen. Den Gegner vom Tor fernhalten, lautet seine Devise. Ohne den gefährlichen Frankfurtern wie Ante Rebic eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. „Sonst müsste ich ja zehn Sonderbewacher abstellen“, sagt er. Ansonsten klingt seine Vorgabe an die Spieler ganz nach Franz Beckenbauers „Geht’s raus und spielt’s Fußball“. Sie sollen „das Spiel genießen“. Es ist schließlich der erste Ulmer Pokalauftritt seit 17 Jahren.
Lesen Sie hier: So sollten Zuschauer am Samstag anreisen.