Etwas ärgerlich wäre die Situation schon gewesen für den SSV Ulm 1846 Fußball: Da bereitet man sich anderthalb Monate auf den Start der Restrunde vor, absolviert neun Testspiele, analysiert den Gegner und dann steht die Auftaktpartie einen Tag vor Anpfiff auf der Kippe. So war das bei den Spatzen, die am Samstag (14 Uhr) das Auswärtsspiel gegen den FK Pirmasens im Kalender stehen haben, dann aber bangen mussten, weil die Rheinland-Pfälzer nicht zufrieden mit ihrer Platzqualität waren und eine Kommission eingeladen haben, um festzustellen, ob das Spiel stattfinden kann. Am Freitag gab es dann die Entwarnung: Die Partie „soll wie geplant ausgetragen werden“, meldete der FK Pirmasens.
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Ulm hatte am Donnerstag wie gewöhnlich vor Ligaspielen zu einer Pressekonferenz geladen, war aber selbst im unklaren, ob es das Spiel überhaupt geben wird. Den Trainer Holger Bachthaler hinderte das aber nicht daran, von der „sehr, sehr guten Vorbereitung“ seines Teams zu schwärmen. „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war richtig, richtig gut.“ Sieben ihrer Testspiele gewannen die Ulmer, eins ging verloren (gegen Großaspach) und eins endete Unentschieden (gegen Bayern München II) – bei einem Torverhältnis von 33:8. Weil zwar auch ein paar niedrigklassigere Teams unter den Gegnern waren, besonders aber, weil Testspiele nur bedingt aussagekräftig sind, möchte Bachthaler die Ergebnisse nicht zu hoch hängen. Schließlich ist der Ligabetrieb etwas ganz anderes: „Die letzten sechs Wochen zählen dann nicht mehr.“ Trotzdem verschafft die Vorbereitungsphase dem Trainerteam ein angenehmes Gefühl. Auch, weil sich mit Michael Heilig und Gökalp Kilic zwei Spieler aufgedrängt haben, die sich im bisherigen Saisonverlauf noch nicht durchsetzen konnten. Nun seien beide Startelfkandidaten, sagt Bachthaler.
Ulmer Spatzen starten in die Restrunde der Regionalliga Südwest
Davon hat der Ulmer Trainer schon einige, durch die Verpflichtung des Rückkehrers Adrian Beck und des ehemaligen Drittligisten Tobias Rühle noch zwei weitere. Denn qualitativ und durch ihre Vergangenheit in höheren Spielklassen dürften beide Startelfambitionen haben – im Gegensatz zu Vitalij Lux und Aron Viventi, die im Winter den Verein verlassen haben und bisher kaum spielten. Beck sagte kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Qualität der Ulmer „deutlich“ zugenommen habe, während er ein Jahr im belgischen und schottischen Fußball unterwegs war. „Es gibt einen Konkurrenzkampf“, sagte er.
Gerade auf seiner Position im Mittelfeld gibt es einige Kandidaten, die ihm seinen Platz streitig machen: Vinko Sapina, Nicolas Jann, Felix Higl, Albano Gashi, Burak Coban oder Nico Gutjahr sind allesamt Mittelfeldspieler mit ausgeprägtem Offensivbewusstsein, Jann, Coban und Gutjahr spielten aber meist über die Flügel. Auch Ardian Morina rückt gerne mal vom Sturm ins Mittelfeld. Dazu kommt für Beck, dass ihm der Spielrhythmus fehlt. Er ist wie Rühle erst seit rund zwei Wochen in Ulm. Was er kann, hat Beck aber schon während seiner halben Saison beim SSV gezeigt. „Er wird ein sehr wichtiger Spieler für uns werden“, sagt Holger Bachthaler. Und zum Stürmer Rühle: „Die ersten 25 Minuten gegen Lustenau war er richtig gut.“ Solche Offensivqualitäten hätten seinem Team etwas gefehlt, sagt der Ulmer Trainer. Für beide Fußballer gelte aber, dass die Transfers längerfristig ausgelegt seien.
SSV Ulm 1846 Fußball trifft auf den FK Pirmasens
Fünf nominelle Stürmer haben die Spatzen jetzt in ihren Reihen, dazu vier Innenverteidiger und die Ballung im Mittelfeld. „Da ist es nicht ganz so einfach, Entscheidungen zu treffen“, fürchtet Bachthaler. Es ist seine Aufgabe, diese schwierige Situation zu moderieren. „Klar werden manche Spieler einzelne Entscheidungen nicht verstehen können“, sagt er. „Aber ich hoffe auch, dass die Spieler den Teamgedanken leben und sich gegenseitig auffangen.“ Schließlich habe er „eine gut funktionierende Mannschaft“.
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Die hat er auch, wenn man von den Verletzten absieht. Lennart Stoll wird wegen Knieproblemen nicht mit dabei sein, Tobias Rühle hat muskuläre Probleme und Florian Krebs Rückenbeschwerden. Ob er spielen kann, wird sich noch herausstellen. Vinko Sapina ist aber wohl bereit. Er hatte sich im Test gegen Göppingen leicht verletzt.