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Billard: So trainieren Billardspieler - Auf die Haltung kommt es an

Billard

So trainieren Billardspieler - Auf die Haltung kommt es an

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    Beim Billard spielen einige Faktoren eine Rolle: Die Körperhaltung oder auch die Haltung der Hand am Queue.
    Beim Billard spielen einige Faktoren eine Rolle: Die Körperhaltung oder auch die Haltung der Hand am Queue. Foto: Stefan Kümmritz

    Es ist leise im ersten Stock des Hauses Nummer drei in der Neu-Ulmer Hirthstraße. Im großen Saal, einer der Räume, in denen der Billardclub Ulm/Neu-Ulm seine Heimat gefunden hat, ist es schummrig. Doch vier mit blauem Tuch bespannte Spieltische leuchten kräftig im Schein der Lampen, die sie von oben bestrahlen. Viel mehr als „Klack“-Geräusche ist nicht zu hören. Die Spieler, die hier trainieren, quatschen nicht viel, sondern beugen sich konzentriert über die Tische, um die Kugeln in die richtigen Löcher zu befördern – was selbst für Könner oft eine große Herausforderung ist.

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    Die Neu-Ulmer waren früher vor allem durch die Karambol-Spieler bekannt, von denen Adrian Ryll als Bester einmal Dritter der deutschen Meisterschaft war. Karambol ist eine Variante des Billards, die mit drei Kugeln gespielt wird. Doch das Karambolteam wurde immer kleiner und spielt längst nicht mehr die Hauptrolle im Verein. Die haben die Poolspieler übernommen. Seit 2006 wird diese Variante des Billardsports beim BC Ulm/Neu-Ulm gepflegt. Von den 60 Mitgliedern sind fast alle in ihren Altersklassen aktiv. Frauen sucht man in den drei Erwachsenen-Mannschaften, die in der Verbandsliga (der zweithöchsten Klasse in Bayern), der Bezirks- und der Kreisliga auf Punktejagd gehen jedoch vergeblich. Billard scheint eine Männer-Domäne zu sein. „Dafür gibt es eigentlich keinen Grund“, sagt der erst 25-jährige Neu-Ulmer Trainer Ralph Pfeiffer. „Billard ist nicht vom Geschlecht abhängig.“ Er selbst kennt kaum Billardspielerinnen, nur eine ist ihm wirklich geläufig: „Simone Künzl aus Dachau, die ist Europameisterin bei den Frauen.“

    Beim Billard-Training gibt es auch Videoanalysen

    Pfeiffer hat neben dem Trainerposten auch einen Platz als Spieler in der ersten Mannschaft inne und wird trotz seines vergleichweise jungen Alters von den älteren Spielern im Team respektiert. Schon als Junge hat er sich für Billard begeistert. Er begann als Hobbyspieler, ging in einen Verein – und war erfolglos. Das hat ihm gestunken. „Dann bin ich an die Billard-Akademie Dachau gegangen und habe beim früheren Bundestrainer Andreas Huber gelernt“, erzählt Pfeiffer an einem Übungsabend. Die Folge: Innerhalb von Jahren schaffte er es von der Bezirksliga bis zur Teilnahme an der deutschen Meisterschaft. Jetzt ist der Student Trainer in Neu-Ulm und verbringt fast seine gesamte Freizeit im Club: „So fünf bis sechs Stunden bin ich jeden Tag hier. Das geht nur, wenn ich Schlaf oder Privatleben kürze.“

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    Im Training wird auch gespielt, aber Ralph Pfeiffer legt viel Wert aufs Einüben der Techniken. Diesmal beginnt er wieder einmal das gemeinschaftliche Training mit einer Videoanalyse. Mithilfe der Aufnahmen lernen die Neu-Ulmer, wie sich Profispieler Tisch verhalten. Hinterher müssen sie versuchen, das Gesehene selbst umzusetzen. Pfeiffer steht dann dabei und erklärt den Männern, was sie beachten müssen.

    Die Neu-Ulmer Billardspieler vertrauen bei ihrem Training der Videoanalyse von Trainer Ralph Pfeiffer.
    Die Neu-Ulmer Billardspieler vertrauen bei ihrem Training der Videoanalyse von Trainer Ralph Pfeiffer.

    Dann wird geübt. Ziel ist es, schwierige Stellungen der Kugeln zu bewältigen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten bis hin zu tollen Tricks. „Man kann Jump-Stöße trainieren“, nennt Pfeiffer als Beispiel auf. Jump-Stöße sind Stöße, bei denen die Kugel vom Queue, also dem Spielstock, von oben getroffen und zum Springen gebracht wird. Sie hüpft dann über eine andere Kugel, die im Wege liegt.

    Billard: Spitzenspieler nutzen Autogenes Training

    Um für den Wettkampf gewappnet zu sein, bedarf es nicht nur vieler Übungsstunden am Tisch – mancher übt täglich ein bis zwei Stunden – sondern auch des Konzentrations- und Fitnesstrainings. „Autogenes Training machen eigentlich nur die Spitzenspieler“, erläutert Ralph Pfeiffer. „Ich empfehle prinzipiell Konzentrationsübungen am Tisch. Billard ist ein sehr mentales Spiel. Ferner müssen sich die Spieler physisch fit halten. Zum Teil werden bis zu fünf Partien am Tag gespielt, die so zwei Stunden dauern.“ Wenn man Pfeiffer zuhört, merkt man erst, wie viel Arbeit hinter Billard steckt: „Um dem gewachsen zu sein, sollten die Spieler für sich selbst Ausdauertraining machen. Und natürlich etwas zur Kräftigung des Rückens, weil in gedrehter Haltung zur Wirbelsäure gespielt wird. Die Haltung ist überhaupt elementar wichtig. Falsch ist zum Beispiel ein gedrehtes Handgelenk. Das kommt von der Schulter her. Dies muss man abstellen.“

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    Pfeiffer gibt die Anleitung, an sich arbeiten müssen die Spieler selbst. So auch Willy Weise, der seit vier Jahren im Neu-Ulmer Club spielt. „Ich hatte Probleme, meine schlechten Angewohnheiten von der Hobbyspielerei weg zu bekommen“, sagt er. „Vor allem bei der Haltung.“ Dank des Trainings ist das jetzt ausgemerzt – getreu dem Motto „Learning by doing“.

    Vor allem montags und donnerstags können Gäste ab 19 Uhr zum Billardclub Ulm/Neu-Ulm in die Hirthstraße 3 zum Üben oder Spielen kommen.

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