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Basketball: So war das mit dem Ex-Ulmer Jarvis Walker

Basketball

So war das mit dem Ex-Ulmer Jarvis Walker

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    Das Wiedersehen hat Spaß gemacht: Jarvis Walker mit Frau Danielle und den drei Kindern bei seinem ersten und bisher einzigen Besuch in Ulm nach der Karriere.
    Das Wiedersehen hat Spaß gemacht: Jarvis Walker mit Frau Danielle und den drei Kindern bei seinem ersten und bisher einzigen Besuch in Ulm nach der Karriere. Foto: Horst Hörger (Archivfoto)

    Wer sich die ewige Bestenliste der Bundesliga anschaut, den beschleicht so eine Ahnung, dass Basketball einmal ein weniger schnelllebiger Sport gewesen sein muss. Ein Sport, in dem auch ausländische Spieler länger als ein bis zwei Jahre bei einem Verein oder zumindest in Deutschland geblieben sind. Unter den Top Ten der besten Werfer ist nämlich mit Rickey Paulding aus Oldenburg nur ein Mann, der aktuell in der Bundesliga spielt. Zu den besten Fünf gehört mit 6582 Punkten auch Jarvis Walker und dem Ulmer Basketball-Denkmal droht von hinten keine Gefahr – die Verfolger Michael Koch und Carl Brown sind ebenfalls längst im basketballerischen Ruhestand.

    Was die Leistung von Walker – und übrigens auch die von Paulding – so besonders macht: Die Punkte wurden allesamt für einen einzigen Verein erzielt. Im Fall von Walker waren das die Ulmer, für die der Mann aus Detroit von 1990 bis 2000 zehn Jahre lang mit der Nummer vier spielte, ehe er noch ein kurzes Comeback als Spielertrainer gab. Es war auch der Verdienst von Jarvis Walker, dass der Kuhberg damals die wohl gefürchtetste Halle in Deutschland war. Lange vor der Zeit, in der man landauf, landab mit Klatschpappen in Handinnenflächen drosch und sich einbildete, eine kühle Mehrzweckhalle würde allein dadurch zu einer Mehrzweckhölle. Jarvis Walker gewann 1996 mit den Ulmern den deutschen Pokal und damit den nach wie vor einzigen Titel der Vereinsgeschichte. Basketball wurde in Ulm auch schon vor Jarvis Walker gespielt. Aber es war eher ein Nischen-Vergnügen, das sich die Studenten und Intellektuellen gönnten. Zu einem Massenphänomen, zumindest in und um Ulm, wurde Basketball mit und auch durch Jarvis Walker.

    Der Ex-Ulmer Basketballer Jarvis Walker im Porträt

    Um seine vielen Bestleistungen und die persönlichen Auszeichnungen hat der außerhalb des Spielfelds eher ruhige und introvertierte Mensch Jarvis Walker ungern gesprochen. Ein großer Redner war er eben nicht. Wer Jarvis Walker eine Frage stellte, der bekam zwar eine freundliche Antwort – aber selten mehr. Es sei denn, er hatte wie der Schreiber dieser Zeilen anlässlich eines Europapokalspiels in der Türkei das Glück, bei der Busfahrt von Istanbul nach Bursa stundenlang neben Jarvis Walker zu sitzen. Es gab damals noch keine Smartphones, man musste sich also höchst uncool unterhalten. Walker erzählte vom nahenden Ende der Karriere und vom Zusammenleben mit Freundin Danielle. Mit der ist er inzwischen längst verheiratet, das Paar hat drei Kinder.

    Die ganze Familie war bei Walkers ersten und bislang einzigen Besuch in Ulm nach der aktiven Karriere dabei. Das war vor fast genau acht Jahren. Ratiopharm Ulm war eben erst vom Kuhberg in die Arena umgezogen und als die Mannschaft mit einem 85:76-Sieg gegen Braunschweig ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzog, da war Walker mit Frau und Nachwuchs in der Halle. Die Zuschauer feierten ihn, Walker winkte bescheiden wie immer ins Publikum und gestand ein paar Tage danach im Gespräch mit unserer Zeitung, dass ihn die beinahe ungebrochene Popularität durchaus überrascht hat: „Manche Leute kannten vielleicht nicht meinen Namen, aber an mein Gesicht konnten sie sich alle erinnern. Aber das ging mir ganz ähnlich. Erst als ich dann am Abend im Bett lag, wurde mir manches wieder bewusst: Das war doch der Uli und das war die Biggi...“

    Reich und in der amerikanischen Heimat berühmt gemacht hat der Basketball Jarvis Walker nicht, für seinen Besuch in Ulm vor acht Jahren musste er sich als Arbeiter einer Chemiefabrik Urlaub nehmen. Das könnte durchaus auch daran gelegen haben, dass Walker als aktiver Spieler Ulm nie verlassen hat. Im Rückblick sagte er: „Es ging mir eigentlich nie so sehr um Geld. Ich wollte einfach Basketball spielen und in Ulm habe ich mich wohlgefühlt. Am Ende des Tages ist Basketball zwar ein Geschäft und ich verstehe deswegen einen Spieler, der jedes Jahr den Verein wechselt. Aber der wird keine Freundschaften schließen und keine Erinnerungen sammeln.“

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