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Basketball: In die Herzen der Fans von Ratiopharm Ulm hat er es nie geschafft

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In die Herzen der Fans von Ratiopharm Ulm hat er es nie geschafft

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    Chris Burns war unter dem Korb nicht schlechter als sein berühmter Vorgänger. In die Herzen und auf die Transparente der Fans hat er es trotzdem nie geschafft.
    Chris Burns war unter dem Korb nicht schlechter als sein berühmter Vorgänger. In die Herzen und auf die Transparente der Fans hat er es trotzdem nie geschafft. Foto: Horst Hörger

    Chris Burns gehört nicht unbedingt zu den Ulmer Basketball-Legenden. Er ist kein Typ wie Jarvis Walker, Jeff Gibbs, John Bryant oder Per Günther. Keiner, dessen Trikot man irgendwann unter die Hallendecke hängen wird. Aber auch ein Chris Burns hat Spuren hinterlassen und vor allem hat er polarisiert beim Bundesligisten. Eine einzige Saison hat er für Ratiopharm Ulm gespielt, am Mittwoch (20.30 Uhr) spielt der mittlerweile 35 Jahre alte Italo-Amerikaner mit Brescia im Eurocup gegen Ulm.

    Ein Problem von Burns war, dass er vor etwas mehr als elf Jahren in Ulm die Nachfolge eben von Jeff Gibbs angetreten hat. Der war mit einer Größe von höchstens 1,88 Metern der kleinste Center und trotzdem der beste Rebounder der Bundesliga und er wurde von den Fans kultisch verehrt. Nach deren Geschmack hätte ein Chris Burns über Jeff Gibbs mit Ehrerbietung und Demut in der Stimme sprechen sollen – wenn überhaupt. Das Problem an der Sache: Auch Burns hatte ein ausgeprägtes Ego und die ständigen Vergleiche mit dem Vorgänger haben ihn vermutlich genervt.

    Der Vorgänger ging von Ratiopharm Ulm nach Bremerhaven

    Vor der Saison 2009/2010 schien Ulm zu klein geworden zu sein für den kleinsten Center der Bundesliga. Gibbs spekulierte auf einen lukrativeren Vertrag und irgendwie hat er sich dabei gewaltig verzockt. Am Ende landete er in Bremerhaven – ein Karrieresprung ist etwas anderes. Es kam jedenfalls zum schnellen Wiedersehen mit Gibbs schon Ende Oktober 2009. Eine Ratiopharm-Arena oder gar einen Orange-Campus gab es damals bekanntlich noch nicht, die Pressekonferenzen vor den Spielen fanden in einer Turnhalle in Söflingen statt. Auf einer Holzbank hockte neben Trainer Mike Taylor vor dem Bremerhaven-Spiel Chris Burns. Angesprochen auf den Vorgänger und kommenden Gegenspieler Jeff Gibbs sagte der: „Ich weiß natürlich, dass er für die Fans in Ulm eine Art Gott ist. Ich bin wirklich gespannt, was dieser Gott so drauf hat.“ Von wegen Ehrerbietung und Demut. Bei vielen der Ulmer Anhängern kamen diese Sätze gar nicht gut an. Sie wurden interpretiert als Ausdruck der Arroganz eines Spielers, dem auf dem Feld ohnehin ein gewisser Eigensinn nachgesagt wurde. Chris Burns stand ein Stück weit dazu. Ein weiterer seiner Sätze, gesprochen im Oktober 2009 auf dieser Holzbank in einer Söflinger Turnhalle: „Wenn vor mir nur noch ein Gegenspieler steht und ich davon überzeugt bin, dass der mich nicht halten kann, dann gehe ich natürlich zum Korb.“

    Sportlich gab es ganz wenig auszusetzen an diesem Chris Burns. Erinnert sei an das Rückspiel zwischen Ulm und Bremerhaven im Februar 2010. Jeff Gibbs musste bei seiner Rückkehr an die damalige Spielstätte am Kuhberg unzählige Hände schütteln, die Fans hatten eigens für ihn ein Transparent vorbereitet und er gestand mit seinem berühmten Lächeln: „Ein Stück von Ulm wird immer in meinem Herzen sein.“ Der Hype ging Doug Spradley gehörig auf die Nerven. Der Trainer des Bremerhavener Eisbären grollte nach der 87:99-Niederlage seiner Mannschaft: „Da wurde schon vor dem Spiel gefeiert und gegrüßt. Das kann man auch hinterher machen.“ Chris Burns hielt sich raus aus dieser Diskussion, er ließ Leistung und Zahlen sprechen. Mit 16 Punkten und elf Rebounds hatte er wie schon im Hinspiel die etwas besseren Werte als Gibbs vorzuweisen.

    Nach Ratiopharm Ulm keine Bundesliga-Station mehr

    In die Herzen und auf die Transparente der Ulmer Anhänger hat er es trotzdem nicht geschafft, eine faire Chance darauf hatte er auch nie. Nach einem Jahr verließ Chris Burns den Verein und er kehrte nie wieder in die deutsche Bundesliga zurück. Die nächste Station war ein Klub in der Ukraine, es gab Chancen auf einen Vertrag in der NBA. Das hat auch wegen einer schweren Verletzung nie geklappt, stattdessen spielte Burns zwei Jahre lang für Mailand in der Euroleague und auch für die italienische Nationalmannschaft. Es sind nicht so sehr sportliche, sondern eher private Gründe, aus denen Burns im Herbst seiner Karriere von Ulm als einem besonderen Ort spricht. Sein Sohn Brooklyn wurde vor zehn Jahren dort geboren und seine Frau Emma hat noch regelmäßig Kontakt zu Leonie, der Ehefrau von Per Günther.

    Auf freundliche Gesten auf dem Parkett brauchen die Ulmer allerdings beim Wiedersehen am Mittwoch nicht zu hoffen. Burns kündigt vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Verein vielmehr an: „Als Spieler bist du dann immer etwas hungriger und willst zeigen, was du draufhast.“

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