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Basketball I: (Zu) viel Auswahl bei Ratiopharm Ulm

Basketball I

(Zu) viel Auswahl bei Ratiopharm Ulm

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    Mit Cameron Clark hat Ratiopharm Ulm einen weiteren Spieler für eine der Positionen verpflichtet, auf denen man eigentlich quantitativ schon üppig besetzt ist.
    Mit Cameron Clark hat Ratiopharm Ulm einen weiteren Spieler für eine der Positionen verpflichtet, auf denen man eigentlich quantitativ schon üppig besetzt ist. Foto: Horst Hörger

    Es gibt in der Basketball-Bundesliga Mannschaften wie Ludwigsburg: ein eher kleiner Kader, nur neun Spieler mit mehr als zehn Minuten im Schnitt, der eine oder andere davon mit mehr als 30, aber die geben richtig Gas. Ludwigsburg ist Tabellenführer und Jaleen Smith ist in dieser Saison einer der heißesten Anwärter auf den Titel des wertvollsten Spielers. Dann gibt es eine Mannschaft wie Ratiopharm Ulm: Sechs Amerikaner, sechs deutsche Spieler, und alle wollen sie Einsatzzeit. Die Ulmer 77:92-Niederlage in Vechta schürt die Zweifel daran, dass das eine sinnvolle Personalpolitik ist für eine Mannschaft, die nur in einem einzigen Wettbewerb beschäftigt ist und ihre Energie darauf konzentrieren kann.

    Wenn alle etwa gleich lang auf dem Feld stehen, dann entsteht keine richtige Hierarchie, sondern ein Leistungsbrei. Festzumachen ist das an den Ausländerpositionen: Troy Caupain und (ein gesunder) John Petrucelli stechen heraus. Aber Isaiah Wilkins, Aric Holman und Demitrius Conger machen alle irgendwie dasselbe auf ähnlichen Positionen. Keiner von ihnen ist schlecht, aber es ist erst recht keiner von ihnen richtig gut und wenn es nicht läuft oder drauf ankommt, dann wird keiner von ihnen das Kommando übernehmen. Zu befürchten ist, dass es jetzt mit Cameron Clark genau noch so einen Spieler oben drauf gegeben hat. Noch einen für eine der Positionen, auf die auch die deutschen Spieler Christoph Philipps und Patrick Heckmann drängen. Für Heckmann gab es zuletzt schon deutlich weniger Spielzeit, zu Beginn des Monats gab es gegen Hamburg gar keine. Für junge Spieler, für deren Förderung mit gewaltigem Aufwand und viel Getöse der Orange-Campus errichtet wurde, ist gar kein Platz mehr im Kader, wenn alle Profis gesund sind.

    Ratiopharm Ulm verliert in Vechta

    Andere Vereine betreiben eine Personalpolitik, die irgendwie zielgerichteter wirkt. Vechta zum Beispiel hat Edgar Sosa nachverpflichtet, einen Veteran mit Bundesliga-Vergangenheit in Ulm. Da weiß man doch, was man hat. Beim Sieg gegen Ulm war der Mann aus der Dominikanischen Republik mit 20 Punkten wieder einmal bester Werfer seiner Mannschaft, daneben stellte er vier direkte Korbvorlagen zu. Nun ist Edgar „Samba“ Sosa ein Spieler für die Position eins oder zwei und so einen braucht Ulm nicht. Was Ulm brauchen könnte, das wäre ein Center.

    Davon hat Ulm mit Dylan Osetkowski nämlich genau einen und damit mindestens einen zu wenig. Zudem baut der von seinem eigenen Sportdirektor Thorsten Leibenath als Kandidat für die Euroleague gehypte 2,06-Meter-Mann seit einigen Wochen rapide ab. In Vechta gelangen ihm gerade einmal drei Treffer aus dem Feld und zwei von der Freiwurflinie, ansonsten fiel Osetkowski in erster Linie durch sein Dauergemecker über die Schiedsrichter auf. Das Interesse der Euroleague-Teilnehmer an ihm dürfte sich in Grenzen halten.

    Aber es gibt in Ulm schon seit mehreren Jahren diese merkwürdige Hemmung, richtige Center zu verpflichten. Oder ist es eher so, dass richtige Center ihrerseits Hemmungen haben, nach Ulm zu gehen? Richtig glücklich oder sogar besser werden sie dort schließlich nicht unbedingt. Jonas Wohlfarth-Bottermann ist seit 2019 eine feste Größe bei der Spitzenmannschaft Ludwigsburg, Bogdan Radosavljevic spielt eine sehr ordentliche Saison in Crailsheim. Bei Ratiopharm Ulm waren sie beide eher Notnägel.

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    So einigermaßen ist die Ulmer Personalstrategie ja bisher mit Tabellenplatz sechs immerhin aufgegangen. Eine Verbesserung ist unwahrscheinlich, eine Verschlechterung ebenfalls und die wäre auch nicht tragisch. Die Play-offs sollten bei vier Siegen Vorsprung auf Platz neun fest gebucht sein, mit hoher Wahrscheinlichkeit geht es dann in Runde eins so oder so gegen Ludwigsburg, Alba Berlin oder Bayern München. Mit ebenfalls hoher Wahrscheinlichkeit verliert Ratiopharm Ulm diese Serie, dann wäre es eine So-la-la-Saison. Auf Berlin oder die Bayern braucht man als Ulmer nicht zu schauen. Aber ein Blick auf die mit vergleichbaren Mitteln arbeitenden Ludwigsburger zeigt, dass auch mehr möglich wäre.

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