Es gab ein paar Parallelen zum Spiel gegen Oldenburg: Wieder liegt Ratiopharm Ulm kurz vor Schluss knapp zurück, wieder stehen vier Ulmer Spieler rum, Troy Caupain dribbelt gefühlt ein Loch ins Parkett und wirft dann den Dreier vorbei. Am vergangenen Samstag ohne Ringberührung, am Dienstag nicht ganz so deutlich, aber mit dem selben Ergebnis: Ulm verliert in Crailsheim mit 84:86 das dritte Spiel der Basketball-Bundesliga nacheinander und versinkt nach einem starken Saisonstart gegen allerdings auch von Corona geschwächte Mannschaften im Mittelmaß.
Das liegt natürlich längst nicht nur an Troy Caupain. Der 25-jährige Amerikaner mit der kurzen NBA-Vergangenheit neigt ein bisschen zum Eigensinn. Aber manchmal bleibt ihm auch nichts anderes übrig und er probiert wenigstens etwas. Gegen Crailsheim war er mit fünf Dreiern und insgesamt 25 Punkten bester Werfer seiner Mannschaft. Interessant ist der Vergleich mit seinen Landsmännern: Aric Holman, Isaiah Wilkins und Demitrius Conger kamen zusammen (!) auf zehn Punkte. Mit John Petrucelli war ein weiterer Amerikaner kurzfristig wegen Rückenproblemen ausgefallen, aber die Crailsheimer Merlins mussten ihrerseits auf Bogdan Radosavljevic verzichten. Der frühere Ulmer Center steht normalerweise auch mehr als 20 Minuten lang auf dem Feld.
Ratiopharm Ulm hat nur fünf Amerikaner
Es verfestigt sich jedenfalls der Eindruck, dass Ratiopharm Ulm auf den Ausländerpositionen unterdurchschnittlich besetzt ist. Wobei der Verein nach der Trennung von Trey Landers ja nur noch fünf Amerikaner im Aufgebot hat und somit nachlegen kann.
Es war natürlich beileibe nicht alles schlecht aus Ulmer Sicht an diesem Abend in der Arena Hohenlohe. So kam Trae Bell-Haynes nur auf für ihn fast bescheidene 17 Punkte. Weil das Crailsheimer Wunderkind aber auch zehn direkte Korbvorlagen zustellte, stand am Ende halt doch wieder ein Double-Double für den Kanadier in der Statistik. Zudem gibt es Hoffnung, dass Thomas Klepeisz nach seinen zwei Verletzungen schon bald wieder der Spieler sein wird, der er einmal war. In Halbzeit eins traf der im österreichischen Güssing geborene Klepeisz noch gar nichts, aber dann schulterte er zu großen Teilen seine Ulmer Mannschaft: Im dritten Viertel waren es 13 Punkte, insgesamt waren es 15 und wenn dieser wilde Dreier fast mit der Schlusssirene aus zehn Metern gepasst hätte – Klepeisz wäre der Held des Abends gewesen. Der Spieler selbst sagte: „Wenn der letzte Wurf reingegangen wäre, wäre ich mit meiner persönlichen Leistung zufrieden gewesen.“
Ratiopharm Ulm führt vor dem letzten Viertel
Die Partie zwischen Crailsheim und Ratiopharm Ulm blieb qualitativ in vielen Phasen hinter den Erwartungen zurück. Viele Ballverluste und Fehler in Halbzeit eins, eine 41:33-Führung für die Gastgeber zur großen Pause. Danach wurde es besser, zunächst in erster Linie bei Crailsheim, das nach zwei weiten Dreier von Jeremy Jones vier Minuten vor dem Ende des dritten Viertels mit 62:48 führte. Die Ulmer antworteten aber mit einem Lauf und vor allem Klepeisz war es zu verdanken, dass sie ihrerseits mit einem 69:67-Vorsprung in den letzten Spielabschnitt gingen. Die Partie wurde jetzt hitzig, es gab mehrere technische Fouls und der Crailsheimer Trainer Tuomas Iisalo wurde sogar aus der Halle geschickt. Aber bei den Merlins bleibt in solchen Fällen ja alles in der Familie. Es übernahm eben der Bruder und Assistent Joonas Iisalo.
Die Crailsheimer Mannschaft blieb halbwegs cool und holte sich nach mehreren umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen zu Ungunsten der Ulmer eine 80:74-Führung zurück. Caupain und Obst trafen zwar noch ihre Dreier, aber der folgende Wurf von Caupain und der wilde Versuch von Klepeisz gingen eben daneben. Der Ulmer Trainer Jaka Lakovic forderte: „Wir müssen zurück auf die Siegerstraße finden.“ Gelegenheit dazu gibt es am Samstag (18 Uhr) im Heimspiel gegen die Bonner. Die werden mit Chris Babb anreisen und der war bekanntlich Teil der legendären Ulmer Mannschaft der Saison 2016/17. Amerikaner von dieser Qualität hat Ratiopharm Ulm derzeit nicht.
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