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Amateursport: Geht es auch an der Basis schon um die Wurst?

Amateursport

Geht es auch an der Basis schon um die Wurst?

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    Keine Eintrittsgelder mehr, kein Verkauf von Würstchen und Getränken – das spürt auch ein Verein wie der FV Weißenhorn.
    Keine Eintrittsgelder mehr, kein Verkauf von Würstchen und Getränken – das spürt auch ein Verein wie der FV Weißenhorn. Foto: Horst Hörger

    Die Klagen des großen Sports sind in der Corona-Krise laut und sicher auch berechtigt: Was dadurch an Eintrittsgeldern verloren geht, wie sehr doch der eng getaktete Terminplan drückt. Aber wie sieht das eigentlich an der Basis aus? Wo bisher die ganz normalen Menschen Sport getrieben haben, ohne dass sie dafür einen Cent bekommen oder erwarten. Wir haben uns bei zwei Vereinen aus einer Stadt umgehört: Beim TSV Weißenhorn mit seinen 2500 Mitgliedern in 14 Abteilungen und beim FV Weißenhorn, bei dem – wie es schon der Name sagt – vorwiegend Fußball gespielt wird. Daneben hat der Verein noch eine Kegelabteilung und eine Theatergruppe.

    Im Profifußball wird teilweise individuell, in kleinen Gruppen oder per virtueller Anweisung trainiert, an Hilfsmitteln steht natürlich alles zur Verfügung, was die Technik so her gibt. Im Amateurbereich muss es anders gehen. „Wir verlassen uns auf die Selbstdisziplin und Eigenmotivation der Spieler“, sagt Rene Räpple, der Vorsitzende des FV Weißenhorn: „Daran glauben wir auch. Kontrollieren oder sanktionieren können wir nicht.“

    Der FV Weißenhorn ist Tabellenführer in der Kreisliga B Iller, sechs Heimspiele standen oder stehen eigentlich noch auf dem Programm. Die sind eine wichtige Einnahmequelle für den Verein aus dem Rothtal: ein paar Euro Eintritt, Verkauf von Speisen und Getränken. Zusammen mit den Zuwendungen der Sponsoren hat das immer gereicht, um die rund 15000 Euro pro Jahr aufzubringen, mit denen die Trainer der aktiven Mannschaft und die Pflege des Sportgeländes bezahlt werden. Die Beiträge der etwa 420 Mitglieder dienen gemeinnützigen Zwecken. Sie fließen in den Unterhalt des Sportheims oder in den Nachwuchs. Räpple stellt fest: „Die Einnahmen aus den Heimspielen fallen erst mal weg.“ Unter irgendwelche Rettungsschirme im bayerischen Sport muss der FV Weißenhorn trotzdem nicht schlüpfen. „Die wurden für Vereine aufgespannt, die es nötig haben“, sagt Räpple: „Wir sind nicht existenziell bedroht.“

    Allerdings droht der sportliche Erfolg in Gefahr zu geraten. Als Tabellenführer war der ersehnte Wiederaufstieg in die Kreisliga A Iller für den FV Weißenhorn greifbar nahe. Der Vereinschef sagt: „Ich würde mir wünschen, dass wir die Saison ordentlich zu Ende spielen können. Daran glauben tue ich nicht.“

    Auch Jürgen Bischof, der Vorsitzende des TSV Weißenhorn, sagt mit ein bisschen Stolz in der Stimme: „Wir liegen dem Staat nicht auf der Tasche.“ Kreativität und ungewöhnliche Lösungsansätze sind aber auch beim Großverein gefragt. Die drei hauptamtlichen Kräfte sowie die etwa 150 Übungsleiter und Helfer beim TSV Weißenhorn hätten sonst wenig zu tun. Bischof schildert das Dilemma: „Es gibt nicht einmal mehr den Lauftreff. Wir dürfen ja nicht mehr zusammen durch den Wald joggen.“ Der in der Kindersportschule betreute Nachwuchs bekommt spezifisch entwickelte Übungen, der ausgefallene Unterricht wird in den Pfingstferien teilweise nachgeholt. Die Betreuer verschieben dafür schon gebuchte Urlaube, das Landratsamt öffnet die Halle des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums außer der Reihe.

    Die Mitglieder des Großvereins verhalten sich in schwieriger Zeit absolut loyal, von Kündigungen hat Bischof noch nichts gehört. Über die Rückerstattung etwa von Abteilungsbeiträgen muss deswegen derzeit beim TSV Weißenhorn nicht diskutiert werden. Aber der Vorsitzende weiß auch, dass in der Corona-Pandemie nichts planbar ist: „Wenn es länger dauert, dann muss man vielleicht neu nachdenken.“

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